Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht hat am 6. Juni den Drogenbericht 2017 veröffentlicht. Der Bericht ist die wichtigste Veröffentlichung des European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction (EMCDDA) und gibt einen Überblick über aktuelle Trends und Entwicklungen des Drogenkonsums in Europa. Auch zum Thema Cannabis enthält der Bericht viele interessante Informationen, die zeigen, dass gerade in diesem Bereich politischer Handlungsbedarf besteht.
Mehr als ein Viertel der Europäer hat bereits Cannabis konsumiert
Laut des Berichts haben 87,7 Millionen Erwachsene zwischen 15 und 64 Jahren in der Europäischen Union in ihrem Leben bereits Cannabis konsumiert. Das sind 26,3 Prozent in dieser Altersgruppe. In den letzten 12 Monaten haben 23,5 Millionen Menschen (7 Prozent) konsumiert. Hier ist die Anzahl von 17, 1 Millionen junger Erwachsener, 15 bis 34-Jährige, besonders stark vertreten.
Vergleich mit anderen Substanzen
Cannabis ist mit großem Abstand die meist konsumierte Droge in Europa. Es folgt Kokain, das bereits von 17,5 Millionen erwachsenen Europäern (5,2 Prozent) konsumiert wurde. In den letzten 12 Monaten waren dies 3,5 Millionen, also lediglich ein Prozent. MDMA konsumierten bereits 14 Millionen Menschen (4,2 Prozent), 2,7 Millionen (0,8 Prozent) in den letzten 12 Monaten. 12,5 Millionen Erwachsene (3,8 Prozent) haben in ihrem Leben bereits Amphetamine zu sich genommen, im letzten Jahr waren es 1,2 Millionen (0,5 Prozent). Genannt wurden hier die am häufigsten konsumierten Drogen.
Großer Anteil junger Erwachsener bei den Konsumenten
Bei all diesen Substanzen fällt auf, dass junge Erwachsene (15 bis 34-Jährige) beim Konsum in den letzten 12 Monaten besonders stark vertreten sind:
Substanz | Konsumenten gesamt | Konsumenten 15-34 Jährige |
Cannabis | 23,5 Millionen | 17,1 Millionen/ 72,7 % |
Kokain | 3,5 Millionen | 2,3 Millionen/ 65,7 % |
MDMA | 2,7 Millionen | 2,3 Millionen/ 85,2 % |
Amphetamine | 1,8 Millionen | 1,3 Millionen/ 72,2 % |
Interessante Erkenntnisse
Die im Europäischen Drogenbericht veröffentlichten Zahlen sind sehr interessant und führen zu Erkenntnissen, die zeigen, dass in vielen Staaten der EU die drogenpolitische Praxis am real existierenden Drogenkonsum vorbeigeht. Insbesondere die weite Verbreitung von Cannabis zeigt, dass eine Kriminalisierung von über einem Viertel der Erwachsenen in Europa nicht der richtige Weg sein kann.
Die Tatsache, dass vor allem junge Menschen im letzten Jahr die genannten Substanzen konsumiert haben, sollte von den europäischen Regierungen ebenfalls nicht ignoriert werden. Einerseits zeigen diese, dass Prävention und Aufklärung eine zentrale Rolle in der drogenpolitischen Arbeit spielen müssen. Andererseits wird auch deutlich, dass diese Drogen meist nur in jüngerem Alter konsumiert werden und der größte Teil der Menschen mit zunehmendem Alter den Konsum einstellt.
Quelle: Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (2017), Europäischer Drogenbericht 2017: Trends und Entwicklungen, Amt für Veröffentlichungen der Europäischen Union, Luxemburg