Die geplante Dauer des Pilotprojekts für die medizinische Nutzung von Cannabis in Dänemark geht ihrem Ende entgegen. Kürzlich jedoch hat der Gesetzgeber beschlossen, das „Cannabis als Medizin“ Projekt weiter laufen zu lassen.
Verlängerung des Pilotprojekts durch das Parlament bewilligt
Zum Ende Dezember 2021 wäre eigentlich Schluss gewesen. Dann wäre sie abgelaufen, die vierjährige Versuchsphase für medizinisches Cannabis in Dänemark. Nun aber werden die dänischen Patienten für mindestens weitere vier Jahre mit Cannabis behandelt werden können. Sie heimische Anbaubranche darf sich ebenfalls freuen, auch sie dürfen ihren Betrieb weiterhin am Laufen halten. Eine breite Mehrheit hatte im dänischen Parlament dafür gestimmt, das erfolgreiche Pilotprojekt noch mindestens bis Ende 2025 weiter zu betreiben und den Anbau und die Produktion von medizinischem Cannabis dauerhaft zuzulassen.
Nationale ökonomische Interessen spielen eine entscheidende Rolle
Durch die Verlängerung des Cannabis als Medizin Programms sollen unter anderem auch bereits getätigte Investitionen der wachsenden Industrie geschützt werden. Fast 50 Unternehmen hatten von der Regierung eine Lizenz für die Herstellung medizinischer Cannabisprodukte erhalten, 15 hatten schon begonnen, Anlagen zu bauen und Pflanzen zu kultivieren. Im Vergleich zu den Lizenzvergaben in Deutschland wirken die Abläufe in Dänemark wesentlich ambitionierter. Dänemark bemüht sich offensichtlich darum, sich im Bereich medizinisches Cannabis in die Position eines führenden Akteurs zu bringen und möchte nicht nur den heimischen, sondern auch den internationalen Markt mit seinem Produkt bedienen.
Modellprojekt mit Einschränkungen
Im Jahr 2018 hatte Dänemark ein vierjähriges Pilotprojekt gestartet, in dem Patienten legaler Zugang zu medizinischem Cannabis gewährleistet wird. Am Ende der Testphase sollen Daten zur Verfügung stehen, die Nutzung in Wirksamkeit aufzeigen, sodass man einen effektiven medizinischen Cannabismarkt etablieren kann. Allerdings kamen für eine Behandlung mit Cannabis lediglich Patienten mit Multipler Sklerose, Rückenmarksschäden, neuropathischen Schmerzen und Krebs infrage. Auch die Zahl der zur Verfügung stehenden Cannabismedikamente ist bisher noch stark limitiert.
Cannabisbranche begrüßt die Entwicklung
Die wenigen Produzenten und Vertriebsunternehmen, die bisher schon dazu im Stande waren, die dänischen Patienten mit Cannabis zu versorgen – darunter Bedrocan, Aurora und Medipharm Labs Corps – begrüßten die Entscheidung des Parlaments zur zeitlichen Ausweitung des Modellprojekts. Dieser Akt wird als Bestätigung der Anerkennung für den medizinischen Nutzen von Cannabis für Patienten verstanden. Auch dass die Anbau- und Export-Genehmigungen unabhängig vom Pilotprogramm dauerhaft gelten sollen, wird von der Branche und den Nutzern als Meilenstein und als sehr wichtiges Signal empfunden. Das größte Risiko für die Unternehmen, das Ende des medizinischen Cannabisprogramms, ist nun beseitigt und der Weg ist frei für Ausbau, Wachstum und weitere Investitionen. Der Vorstandsvorsitzende von DanCann Pharma, Jeppe Krog Rasmussen, sieht dies als Chance, Dänemark zu einer führenden Nation im Bereich des medizinischen Cannabis zu machen.
Der Zugang für Patienten muss sich verbessern
Trotz der lobenden Worte äußerte Rasmussen auch Kritik am Vorgehen der Regierung. Ganz gerecht werde man mit einem schlichten „weiter so“, also der bloßen Verlängerung der Versuchsphase, den Patienten nicht gerecht. Denn an den grundsätzlichen rechtlichen Rahmenbedingungen von Cannabis hat sich nichts geändert. Dies sei einfach nicht gut genug, so Rasmussen.
Mit weiteren Fortschritten ist zu rechnen
Die Einschränkungen der Abgabe von medizinischem Cannabis könnten vielleicht in den kommenden Jahren stückweise abgebaut werden. Zumindest zeichnet sich ab, dass die Regierung zu weiteren Zugeständnissen bereit sein könnte. Im Herbst des Jahres soll über einen Gesetzentwurf debattiert werden, der sich mit der Kostenübernahme und der Kostenerstattung auseinandersetzen wird. Mit einer Entscheidung über den Entwurf soll ebenfalls noch in diesem Jahr zu rechnen sein. Eine Zuschussregelung wurde bereits organisiert, die Patienten bei der Kostendeckung unterstützen soll.