Nordmazedonien hat bis dato eine der schwächsten Volkswirtschaften Europas. In dieser Situation kann Cannabis eine wertvolle Industrie sein, die etwas Konjunktur ins Land bringt. Viele Unternehmer warten bereits auf grünes Licht von der Regierung, um endlich ins lukrative Cannabis-Geschäft einsteigen zu können.
Indoor Produktion von Cannabis im Wert von 50 Millionen Dollar realisierbar
Im Industriegebiet der nordmazedonischen Hauptstadt Skopje wird aktuell eine Indoor Produktionsstätte für Cannabis errichtet, die nach der Fertigstellung eine Fläche von 178.000 Quadratmetern umfassen wird. Das entspricht in etwa der Größe eines Walmart Superstores. Bei voller Auslastung der Kapazitäten sollen hier einmal jährlich 17 Tonnen Cannabis geerntet werden, was ungefähr einem Gegenwert von 50 Millionen US-Dollar entspricht. Angebaut werden dort unter anderem auch prämierte US-Genetiken. Das Unternehmen hinter der Produktionsstätte heißt Pharmacon und hat sein Konzept bis ins Detail ausgearbeitet. Jetzt schon existieren Verträge mit potenziellen Abnehmern in Deutschland, Polen und Großbritannien.
Regierung schadet Cannabisbranche mehr als Corona
Durch die Corona-Pandemie haben sich die Bauarbeiten in den letzten Tagen verlangsamt. Die nationalen Regelungen schränken die Anzahl der Personen ein, die an einer Stelle des Baus arbeiten können. Dennoch ist damit zu rechnen, dass das Gebäude bald fertiggestellt sein wird und der Anbau in Angriff genommen werden könnte. Doch dann gibt es für Pharmacon noch eine andere Hürde zu überwinden, die Regierung und die derzeitige Gesetzeslage. Schon lange wollte die Landesführung in Nordmazedonien eine Reform anstoßen, die die Produktion von Cannabis und den kommerziellen Umgang damit ermöglichen sollte. Es sollte schnell gehen und ein Gesetz in wenigen Monaten verabschiedet sein, beteuerte die Regierung. Doch seit dem sind zwei Jahre vergangen und nichts ist passiert.
Handel mit Blüten ist bisher nicht erlaubt
Der Export von medizinischen Cannabisprodukten ist in Nordmazedonien seit 2016 legal. Dies betrifft nur Öle, Tinkturen und Extrakte. Gemessen an der Nachfrage machen diese Produkte nur 30 Prozent des Marktes aus, 70 Prozent sind Cannabisblüten. Der Handel und der Export von Blüten sind nach wie vor verboten und das bremst die Wirtschaft. Mit der Ankündigung einer Gesetzesänderung hatte die Regierung 2018 viele internationale Investoren ins Land gelockt und auch bereits einige Lizenzen an Unternehmen erteilt. Nordmazedonien hatte da schon die Möglichkeit in Europa eine Vormachtstellung in der Cannabisindustrie Europas einzunehmen. Leider ist die Verabschiedung einer Gesetzesvorlage aber bis heute ausgeblieben.
Vetternwirtschaft bei Vergabe von Lizenzen für Cannabisunternehmen
Die versprochenen Änderungen und Reformen wurden im Parlament aufgrund von Korruptionsvorwürfen blockiert. Aus der Opposition heraus wurde dem Premierminister Zaev unterstellt, bei der Lizenzvergabe eigenen finanziellen Interessen gefolgt zu sein. Von zehn erteilten Lizenzen sollen fünf an Zaev persönlich nahestehende Unternehmen vergeben worden sein. Aktuell bremst die Corona-Pandemie ein Weiterkommen in den Fragen um eine neue Cannabis-Gesetzgebung aus. Im April soll das Parlament aber wieder zusammenkommen, dann will man die Abläufe schnell in Gang bringen und ein Gesetz verabschieden. Bis es so weit ist, bleiben Portugal und die Niederlande die einzigen europäischen Länder, die den Anbau und den Export von medizinischem Cannabis inklusive der Blüten gesetzliche geregelt haben.