Mit der Cannabislegalisierung in Thailand wurde Geschichte geschrieben. Das erste asiatische Land erlaubte der Bevölkerung nach Anmeldung selbst Cannabis anzubauen und Shops wurden eröffnet, in welchen mit verschiedensten Teilen gehandelt werden durfte. Doch dank einer etwas zu lockeren Gesetzgebung wurde das eigentlich angepeilte Ziel weit überschritten und anstatt nur Waren mit einem THC-Wert von unter 0,2 Prozent zu produzieren, fanden auch weitaus potentere Produkte ihren Weg in die Geschäfte.
Nach der Bildung einer neuen Regierung wurde dann versprochen, diesem Fauxpas entgegenzuwirken und die Branche auf den medizinischen Einsatz herunterzuschrumpfen. Alle Schlupflöcher sollten geschlossen und Cannabis erneut in die Liste der Kategorie 5 Betäubungsmittel aufgenommen werden. Doch auch wenn dies selbst nach Umfragen in der Bevölkerung erwünscht gewesen sein soll, hat nun der Gesundheitsminister und bekennende Gegner der Legalisierung in Thailand den Auftrag erhalten, einen Weg zu finden, wie man Cannabis besser regulieren kann.
Druck der Branche oder Vernunft
Vielleicht waren es die Androhungen von Aktivisten und Geschäftstreibenden, mit Protesten und Gerichtsverfahren gegen die politische geplante Rekriminalisierung von Cannabis vorgehen zu wollen, die den Premierminister von Thailand dazu brachten, wieder Abstand von seinem einst ausgesprochenen Wahlversprechen zu nehmen. Dieser Rückzieher des Premiers wurde von Anutin Charnvirakul, dem stellvertretenden Premierminister und Innenminister sowie ehemaligem Minister für öffentliche Gesundheit von 2019 bis 2023, angekündigt, der sich Zeit seines Amtes für die Entkriminalisierung von Cannabis eingesetzt hatte.
Premierminister Srettha Thavisin habe sich laut einer Quelle aus dem Regierungshaus mit dem jetzigen Gesundheitsminister Somsak Thepsuthin und Anutin Charnvirakul Ende Juli vor einer wöchentlichen Kabinettssitzung getroffen. Dort soll dem Gesundheitsminister der Auftrag erteilt worden sein, Cannabis nicht wieder zu verbieten, sondern es besser zu regulieren. Der aktuelle und der ehemalige Gesundheitsminister vertreten äußerst unterschiedliche Meinungen zum Thema, aber offensichtlich setzte sich die Meinung des Legalisierungsbefürworters durch. Anutin Charnvirakul kritisierte bereits im Juni die Entscheidung eines Ausschusses des Gesundheitsministers scharf, Cannabis erneut in die Liste der Betäubungsmittel der Kategorie 5 aufnehmen zu wollen. Schließlich sei es genau dieses Gremium gewesen, das während seiner Amtszeit als Gesundheitsminister vor zwei Jahren für die Entkriminalisierung von Cannabis gestimmt hatte.
Rettung der florierenden Geschäfte
Mit dem Ausarbeiten eines neuen Gesetzes zur Regulierung von Cannabiskonsums könnte die florierende thailändische Cannabisindustrie gerettet werden. Diese wurde im Jahr 2022 mit der Entkriminalisierung von Cannabis aufgebaut, aber war jetzt von der Schließung bedroht, nachdem die neue Regierung letztes Jahr geformt wurde. Laut Anutin wird die Regierung nun jedoch wieder Pläne für einen folgenden Gesetzesentwurf zur Regulierung der Cannabisindustrie und zur breiteren Verwendung der Pflanze diskutieren, was für Geschäftstreibende und Konsumenten als eine erlösende Botschaft wahrgenommen werden muss.
Für Thailand sollten das gute Nachrichten sein, da mit der Entkriminalisierung von Cannabis für den Freizeitkonsum und der Etablierung eines „grauen Marktes“ ein schnelles Wachstum in diesem Sektor stattfand, der laut Reuters bis zum Jahr 2025 einen Wert von bis zu 1,2 Milliarden Dollar erreichen könnte. Trotz dieser Tatsachen und des Auftrags des Premierministers, sei der Vorschlag des Ministeriums, Cannabis wieder als Betäubungsmittel einzustufen, immer noch in Kraft, berichtet Forbes.com. Gesundheitsminister Somsak hätte dies bestätigt, doch Anutin Charnvirakul, der auch Mitglied der Drogenkontrollbehörde ist, drohte bereits damit, sich jeder Neueinstufung widersetzen zu wollen.
Aktivisten bereits erleichtert
Das Thailand Cannabis Future Network, das die Legalisierung befürwortet, hat aber aufgrund des Stimmungswechsels bereits Premierminister Srettha Thavisin in einer Erklärung für die Änderung seiner Haltung bezüglich des geplanten Verbotes gedankt. Auf der Farang.com wird darüber berichtet, dass die Gruppe die Entwicklung weiter beobachten wolle, bis die Regierung das nun gewünschte Gesetz zur Regulierung von Cannabis erlässt.
Andere Medien haben erfahren, dass das Netzwerk am 1. August einen dringlichen Brief an den Premierminister schickte, in dem ihm ans Herz gelegt wird, er solle seine Unterschrift auf ein von Repräsentantenhaus verabschiedetes Cannabisgesetz setzen, um in die Gesetzgebungsphase gelangen zu können. Drei verschiedene und verabschiedete Versionen des Gesetzesentwurfs würden auf eine Unterschrift von Srettha Thavisin warten.
Die Cannabisgesetzgebung müsse nach den Vorstellungen der Aktivisten klare und faire Richtlinien schaffen, die allen Erwartungen und Bedürfnissen in der Bevölkerung entsprechen können. Nutze man jetzt die richtige Gelegenheit, so könne eine progressive und in die Zukunft gerichtete Gesetzgebung eingeführt werden, die dafür sorgen könnte, dass sich Thailand als Vorreiter bezüglich einer fachgerechten Cannabisregulierung positionieren kann. Dabei wird die Gewährleistung von Sicherheit und das Wohl der Menschen von der Gruppe in den Vordergrund gerückt.