In vielen Teilen der Welt hat sich die Betrachtungsweise auf Cannabis zum Positiven geändert. Auch Politkern fällt immer häufiger auf, dass eine Strafverfolgung von gewöhnlichen Konsumenten wenig Sinn ergibt.
Nicht nur der große Aufwand und Schaden, der damit einhergeht, sondern auch die sich bietenden Optionen für kriminelle Strukturen werden letztlich wahrgenommen, sodass ein vernunftbasiertes Umdenken in der Drogenpolitik stattfindet. Dies ist nun nach wachsenden Problemen in der Brüsseler Region ebenfalls beim dortigen Bürgermeister Phillipe Close der Fall, der nach zweiundzwanzig Schießereien, die mit Drogenhandel in Verbindung gebracht wurden, für eine „ruhige Debatte“ über die mögliche Legalisierung von Cannabis wirbt.
Cannabis aus dem Strafrecht streichen
Würde man Cannabis aus dem Strafrecht streichen, wäre es nach Meinung von Phillipe Close wesentlich einfacher, sich auf die Bekämpfung des Handels mit harten Drogen konzentrieren zu können. Der Bürgermeister wisse, dass ein Großteil des Schmuggels über den Hafen von Antwerpen ablaufe, was ebenfalls starke Auswirkungen auf seine Stadt hätte. Es wäre jedoch ein Fehler, den Kampf gegen Drogen auf einen repressiven Ansatz beschränkt zu lassen.
Dies würde die Probleme mit Drogenabhängigkeiten nicht beheben. Der harte, repressive Ansatz funktioniere nicht, so Close. Er würde das Konsumieren eines Joints mit dem Trinken eines Glases Whisky vergleichen. „Manche rauchen am Samstagabend, andere trinken ein Glas. Doch wer mit einem Joint oder einem Glas Whiskey aufsteht, hat ein großes Problem“, wird er auf Standaard.be zitiert. Man müsse sich daran stets erinnern, dass Cannabis genauso schädlich wäre wie Tabak und Alkohol – und tödliche Folgen mit sich bringen könne …
Nationaler Drogenplan gefordert
Der Brüsseler Bürgermeister plädiert daher für die Entwicklung eines nationalen Drogenplans, bei dem sich alle Städte, Länder und der Bund zusammenschließen sollten. Man müsse den Beispielen Deutschland, Luxemburgs, Portugal, Spanien und den Niederlanden folgen und Cannabis legalisieren. Er wäre für eine Parlamentsdebatte, um sehen zu können, wie weit die Politik gehen müsse. Würde man den Markt selbst kontrollieren, würden die Einnahmen für kriminelle Gruppen einbrechen. Dieses müsste man miteinander kommunizieren. Schon seit einiger Zeit macht sich die Partei des Bürgermeisters Close für die Legalisierung stark, doch bislang waren sie erfolglos damit, das Vorhaben in den Bundeskoalitionsvertrag aufnehmen zu können.
Dass die Forderung nach der Freigabe von Cannabis nun aber während eines zu eskalieren scheinenden Drogenkrieges sowie speziellen Umweltabkommen so klar ausgesprochen wird, könnte den Gegnern etwas Wind aus den Segeln nehmen. Der Bürgermeister aus Antwerpen ist unter anderem ein bekennender Feind der Legalisierung und sieht in der Freigabe eine große Gefahr.
Die niederländische Cannabis-Toleranzpolitik, hätte seiner Meinung nach nur Cannabis-Milliardäre geschaffen, die ihr Geld in synthetische Drogen, Koks, Waffen und Menschenhandel investierten würden. Belgien würde ein „Narco-Land“, wenn die Prohibition beendet werden würde. Etwas Aufklärungsarbeit und eine fachgerechte Debatte über Cannabis scheint in Belgien somit in jedem Fall dringend vonnöten.