Deutschland diskutiert immer noch und die EU grätscht rein, doch zumindest in Kanada ist die überfällige Cannabis-Legalisierung bereits seit gut fünf Jahren gesellschaftliche Realität. Nun arbeiten Regierungsberater an der Vorstellung einer ersten, großen Bilanz und untersuchen im Detail, was sich bei Haschisch und Marihuana für Erwachsene künftig noch besser machen lässt.
Kann die Bundesrepublik als eine Art Hilfsschüler der Drogenpolitik vom Land mit dem Ahornblatt auf der Nationalflagge präventiv etwas lernen oder taugt das Fazit aus Übersee hierzulande nur bedingt für einen Vergleich? Immerhin dürfen kanadische Bürger Haschisch und Marihuana im Fachgeschäft mit Lizenz kaufen, während bei uns zunächst nur Cannabis Social Clubs für Mitglieder geplant sind. Was steht drin in der Bilanz zum THC und lohnt sich der bald vollständige Report auch für den selbst ernannten Aktenfresser und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach von der SPD?
Start-ups für Hanfprodukte, unbezahlte Steuern und der Schwarzmarkt
Auf bald sechs Milliarden kanadische Dollar wird der heimische Markt mit Cannabis als Genussmittel geschätzt und neben gesundheitlichen Folgen, Jugendschutz und potenziellem Rassismus interessiert sich die Regierung vordergründig für wirtschaftliche Aspekte. Sind die Hanf-Companies rentabel oder droht allzu oft der Bankrott, weil staatliche Abgaben zu stark auf die Bilanz drücken? Obwohl der Bericht erst im Frühjahr 2024 fix und fertig zur Verfügung stehen wird, ist die Marschrichtung bereits zu erkennen: Cannabis legal boomt, schafft zigtausende, gut bezahlte Arbeitsplätze und sorgt für jede Menge ökonomische Chancen – und Risiken!
Eine Firma zu gründen, sich in der Marihuana-Logistik, bei der kommerziellen Zucht oder eben mit einem eigenen Laden versuchen, das ist per se zwar aussichtsreich für Unternehmen, zugleich aber auch mit enormen Herausforderungen und Gefahren verbunden. Ändern lassen sich von den Cannabissteuern bis zum Zugang für Minderheiten auf die Chefetage natürlich nur Details, die der Politik bekannt sind, und erfreulicherweise darf sich Kanada mittlerweile mehr mit Insolvenzen beschäftigen als mit der Bekämpfung vom Schwarzmarkt. Der spielt im ersten Fazit für die Statistik zwar eine Rolle, ist in der Realität aber nach dem Freigeben jedes Jahr ein Stückchen weniger akutes Problem als gern behauptet.
Volksgesundheit und Diversität: Cannabis legal für besseren Jugendschutz?
Schon eine Weile gibt es viele fachlich recht unterschiedlich angelegte Studien zur Legalisierung für Hanf in Kanada und naturgemäß beschäftigt sich ein Großteil der Untersuchungen mit Kindern und Jugendlichen. Deren Abstinenz zum THC soll die Freigabe schließlich auch in Deutschland stärken, während Erwachsene neben mehr Respekt einen besseren Schutz vor Streckmitteln genießen dürfen. Zwischen Vancouver und Halifax sieht die Bilanz zum Jugendschutz nicht schlecht aus. Regionale Konsumraten, sinken und Minderjährige finden keineswegs leichter zum Cannabis, wie das bei uns die CDU/CSU am liebsten mit blutiger Farbe an die Wand zu malen versucht.
Ein recht spezielles Problem besteht allerdings beim Thema Diversität. Vor allem Vertreter der Ureinwohner Kanadas sind laut Report zu selten als Führungspersonal präsent und kritisiert wird das Fehlen von Weiterbildung durch Behörden. Die weit vom Schuss befindliche Inuit-Gemeinde im Yukon-Territorium wünscht sich deutlich bessere Kanäle zum Kommunizieren mit dem Amtsschimmel. Weil sich Kanada nicht nur beim Hanf mit Hingabe dem Thema Gleichheit widmet, dürften bald mehr Quoten und Subventionen für Fairness sorgen. Da Eskimos und Indianer schwer an Kapital und Informationen kommen, bleibt ihnen das Cannabis Business bedauerlicherweise oft verschlossen – in Deutschland lässt sich das in Zukunft vielleicht mit nicht genutzten Chancen für den Aufbau Ost vergleichen.
Wachstum und Lizenzvergabe: Wie können Cannabinoide voll durchstarten?
Ökonomische Faktoren der Legalisierung von Hanfpflanzen beeinflussen soziale Entwicklungen genauso wie Umweltstandards. Mit Blick auf Klima und ökologisches Wirtschaften ist schon eine Weile bekannt, dass eigentlich gut gemeinte Vorschriften häufig neue Probleme zur Entfaltung bringen. Wer schon mal eine der aufwendigen, kindersicheren Verpackungen für Hasch und Gras in Kanada öffnen durfte, weiß, wie sehr Prävention und Vorschriften der Umwelt auf den Keks gehen können. Schließlich muss der Wust an Plastik beim Cannabis genauso ordentlich entsorgt werden wie die Kunststoffreste von eingeschweißten Bananen. Doch das sind eher Kinkerlitzchen im Vergleich mit den Belastungen, die der Hanfhandel durch hohe Steuern, Gebühren und juristisch relevante Ausgaben aufgedrückt bekommt.
Ein aktuelles, wenig befriedigendes Resultat der überzogenen Bürokratie und Abgabenlast ist ein Markt aus wenigen, häufig als Cannabis Aktien an der Börse gelisteten Firmen. Impulse für indigene Völker, Schwarze, Abgehängte bleiben bisher zu häufig ohne Not aus und offenbar arbeiten kanadische Beamte bereits mit Hochdruck an wirtschaftlichen Hilfsprogrammen.
In Zukunft sollen speziell beauftragte Amtsträger den Besonderheiten der Cannabiswirtschaft deutlich mehr Rechnung tragen und schneller melden, wo beim Schaffen von Jobs und den Chancen für die örtliche Community klemmt. Werden zudem Hanfprodukte wie die beliebten, stark dosierten Konzentrate mit zusätzlicher Bürokratie zugekleistert, gehen die Leute öfter zu Dealern und kaufen preiswerter ein, was nur durch Vorschriften verteuert wie Blei in den Regalen vom legalen Handel liegen bleibt.
Auch klagen einige Provinzen wegen solcher Regeln über eine Überversorgung mit THC-Läden, während andere viel zu wenig Auswahl beim Einzelhandel kritisieren. Exakt 166 lizenzierte Cannabisunternehmen und damit 15 % aller gelisteten Firmen sind seit der Legalisierung vor mehr als fünf Jahren in Kanada pleitegegangen.
Wann deutsche Minister eine erste Bilanz von Hanf legal in der BRD vorstellen, ist kaum abzuschätzen. Es geht für uns unmündige Bundesbürgern erst mal um „Pilotprojekte“ und betreutes Cannabis kaufen statt um konkrete Chancen für Wirtschaft, Gesellschaft und eigenverantwortliche Verbraucher im 21. Jahrhundert.