Das Jahr 2020 war nur für wenige Menschen halbwegs erfreulich. Die meisten werden es wahrscheinlich mit Einschränkungen und dem Verlust von Freiheiten assoziieren. Unser Bewegungsradius war ziemlich klein in 2020 und wir hoffen, dass sich das rasch ändert. Wir wollen wieder raus, wir wollen uns bewegen und auch reisen. Was das anbelangt, hatte der Jahresbeginn 2021 aber auch gleich eine Schreckensnachricht für alle Cannabiskonsumenten im Gepäck. Meldungen machten die Runde, dass in Amsterdam Anstrengungen unternommen werden, ausländische Touristen nicht mehr in die Coffeeshops zu lassen. Dass ein solches Unterfangen im holländischen Mekka des Kiffens nicht so einfach ohne Gegenwehr durchgesetzt werden kann, ist allerdings auch klar.
Viele Holländer profitieren vom Cannabistourismus
Es ist nicht der erste Versuch von niederländischen Entscheidungsträgern, ein Touristenverbot für die Coffeeshops zu erlassen. Auch Gründe für solche Maßnahmen gab es schon verschiedene, einmal geht es um das Kriminalitätsproblem des Schmuggels, ein anderes Mal schlicht um das zu hohe Aufkommen von Touristen in Amsterdam. So richtig mehrheitsfähig war das Touristenverbot aber bis heute nie, denn zu viele Menschen in den Niederlanden profitieren direkt oder indirekt von den Ausländern, die in Massen in die Coffeeshops strömen und die dann natürlich auch den anderen Geschäften, Gastronomie und Unterkünften Umsätze ins Haus brachten. Und darum gibt auch gegen den neuen Versuch, Ausländer vom legalen bzw. tolerierten Cannabishandel fernzuhalten, heftigen Widerstand.
Verbände starten Kampagne gegen das Touristenverbot
In der Amsterdamer Zeitung Het Parool wurde am 23. Januar eine große Anzeigenkampagne gestartet, die sich gegen die Idee des Touristenverbots richtet. Urheber und Initiator der öffentlichkeitswirksamen Kampagne ist unter anderem der Amsterdamer Coffeeshop Verband (Bond van Cannabis Detaillisten – BCD). Die Botschaft ist deutlich, sie lautet „Tut das unserer Stadt nicht an!“ In der Zeitungsanzeige stellt der BCD klar, dass die Coffeeshops in Amsterdam und ihre Besucher nicht das Problem seien, sondern eine wichtige Institution und ein effektiver Verbündeter im Kampf gegen den illegalen Drogenhandel der Stadt.
Ein Touristenverbot würde einen wirtschaftlichen Schaden bei einer gleichzeitigen Stärkung des illegalen Drogenhandels fördern. Auf der Website des BCD kann der vollständige Anzeigentext ebenfalls gelesen werden. Die Aktion wird von der offiziellen Drogenberatungsstelle der Stiftung VOC (Verbond voor Opheffing van het Cannabisverbod – Legalisierungsinitiative), der Foundation for Drugs Policy und der Plattform Cannabis Businesses Netherlands (PCN) unterstützt.
Die Niederlande sollten Vorreiterrolle in Europa einnehmen
Amsterdam ohne die internationalen Gäste, die sich immer wieder mit großen Augen über die tolerierte Ausnahmesituation freuen, die bezüglich Cannabis herrscht – wer mag sich so etwas vorstellen? Zugegebenermaßen ist der Andrang manchmal jenseits eines Maßes, das man schön und angenehm nennen mag, aber dennoch scheint die Maßnahme des Touristenverbots weder angemessen noch geeignet, dies zu lösen. In den kommenden Wochen wird man erfahren, ob die Gegenkräfte stark genug sind, um das Touristenverbot zu verhindern.
Es liegen ausreichend Argumente auf der Hand, um die Idee, dass Ausländer nicht in Coffeshops einkaufen dürfen, absurd wirken zu lassen. Innerhalb kürzester Zeit wäre ein Schwarzmarkt auf der Straße etabliert, um nur einen Grund zu nennen. Das Fordern und Fördern der Cannabislegalisierung in anderen EU-Ländern ist vermutlich die einzige Methode, die dann den Tourismus besser verteilen könnte und die der Drogenkriminalität nicht in die Hände spielt. Den liberalen Umgang mit Cannabis sollten die Niederlande daher lieber gesetzlich festigen und innerhalb der Europäischen Union die Position des Pioniers einnehmen.