In Uruguay, Kanada und einigen Bundesstaaten der USA ist Cannabis als Genussmittel legalisiert worden. Es bringt Steuereinnahmen, Arbeitsplätze und entlastet die Behörden, die sich mit der Strafverfolgung befassen müssen. Die ersten Unternehmen, die Cannabis herstellen oder handeln, haben bereits das Börsenparkett betreten und es werden ständig mehr.
Die vielen Vorteile sehen auch andere Länder und wollen am neuen Markt für Cannabis teilhaben. Man könnte also meinen, die Legalisierung von Hanf und allem, was man daraus herstellen kann, wäre eine Win-win-Situation für alle Menschen. Dies ist allerdings nicht ganz richtig. Bei Hanf ist es wie bei anderen Dingen im Leben auch, wo Gewinner sind, gibt es auch Verlierer.
Aus Cannabiskultur ist Cannabisindustrie geworden
Cannabis ist im Begriff, ein riesiges, globales Geschäft zu werden. Junge Unternehmen sind zu finanzkräftigen Marktführern herangewachsen. Davon profitieren viele, aber nicht alle. Schon jetzt ist es schwer, mit einem völlig neuen Unternehmen am Markt erfolgreich zu werden. Die ersten Hanf-Firmen, die zu Konzernen geworden sind, versuchen natürlich hinter sich die Tür zuzumachen. Das bedeutet, sie kämpfen mit ihrer Finanzkraft gegen die Konkurrenz, auf jedem neuen Markt, der sich öffnet, kauft man sich ein.
Wird Cannabis legalisiert, sind die global Player schon zur Stelle, um ihn unter sich aufzuteilen. Sie kaufen vor Ort Unternehmen, Vertriebs- und Infrastruktur. Die Branche lässt neuen Unternehmen kaum mehr Chancen, sich zu positionieren. Im besten Fall kauft man sie und macht sie zur Tochtergesellschaft. Natürlich ist die Cannabisindustrie noch in den Kinderschuhen und das Potenzial für Wachstum ist noch sehr groß.
Aber es ist eine Industrie und kleine Betriebe werden es wie überall im Kapitalismus schwer haben, sich durchzusetzen. Für viele Konsumenten geht bei so viel Wirtschaftsorientierung bei Cannabis die Kultur verloren, die die Heilpflanze seit jeher begleitet.
Der Verlust der Kartelle ist der Verlust der Farmer
Jedes Mal, wenn jemand legales Cannabis kauft, dann geht dem Drogen-Schwarzmarkt Umsatz verloren. Das ist gut, denn hier gewinnen die Konsumenten, die Behörden und ein ganzer legaler Geschäftsbereich. Die offensichtlichen Verlierer sind also hier die Kartelle, die immer weniger Cannabis über die Grenze von Mexiko in die Vereinigten Staaten von Amerika importieren können. Mit der Qualität, und manchmal sogar dem Preis in den Dispensaries kann der Schwarzmarkt nicht mithalten.
Außerdem, wie viele Menschen kaufen ungeachtet des legalen Handels mit Spirituosen trotzdem noch Schwarzgebranntes? Aber die Verluste der Kartelle sind auch die Verluste der Farmer, die für die Kartelle Cannabis gezüchtet haben. Denn die Dealer werden das Cannabis, das sie nicht verkaufen können, den Bauern auch nicht abkaufen. Diese sind damit die Verlierer, die in der zweiten Reihe stehen.
Einen kleinen Vorteil hat die Cannabis-Prohibition dann doch
Selbstverständlich würden sich sehr viele Menschen freuen, wenn sie ab morgen in der Stadt in ein Geschäft gehen und sich dort potentes und gut kontrolliertes Marihuana kaufen könnten. Schaut man sich aber Cannabisprodukte aus Dispensaries an, so gibt es eine Sache, die einen auf Anhieb stören sollte.
Warum heißt legal auch gleichzeitig mit jeder Menge Kunststoff drum? Sicherheit vor Kinderhänden in allen Ehren, doch die Berge von Abfall, die die legale Cannabisindustrie erzeugt, sind immens. Auch in Deutschland ist es leider so, dass man beim Abholen von medizinischem Cannabis in der Apotheke stets ein neues Plastikgefäß erhält.
Und das sind nicht etwa Tütchen, die weniger als ein Gramm wiegen, tatsächlich wiegt das durchschnittliche zehn Gramm Gefäß mehr als der Inhalt. Und doch kommt auch dies einem noch harmlos vor, wenn man ins Innere mancher legalen Cannabis-Apotheke blickt. Wenn Werte von Kultur und Nachhaltigkeit nicht Einzug erhalten in die legale Cannabisindustrie, dann gehört der Planet selbst zu den Verlierern der globalen Cannabis-Liberalisierung.