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Das Thema Straßenverkehr ist einer der größten Streitpunkte überhaupt, wenn es um die Legalisierung von Cannabis geht. Es ist schon mühsam, immer wieder gebetsmühlenartig wiederholen zu müssen, dass es nicht darum geht, akut berauscht am Straßenverkehr teilzunehmen. Selbstverständlich sollte man nur vollständig nüchtern ein Auto lenken, jedoch macht die lange Nachweisbarkeit von THC viele nüchterne Fahrer fälschlicherweise zu Drogenlenkern.
Ein positiver Drogentest sagt ohne realistische Grenzwerte absolut gar nichts darüber aus, ob man aktuell fahrtauglich ist. Als am 1. April 2024 in Deutschland Cannabis teil entkriminalisiert wurde, war eines der Argumente der Gegner, dass die Anzahl der Verkehrsunfälle steigen wird. Nun gibt es Zahlen aus Bayern, die zeigen, dass die Anzahl der Unfälle sogar gesunken ist.
Weniger Unfälle im Jahr 2024
Im Jahr 2024 gab es in Bayern einen leichten Rückgang der Verkehrsunfälle im Vergleich zu den Vorjahren. Insgesamt wurden 2024 in Bayern 381.063 Verkehrsunfälle erfasst. Im Jahr 2023 waren es noch 388.817, was einem Rückgang von 2 % entspricht. Die Anzahl der Verletzten ging ebenfalls leicht zurück. 2024 kam es zu 62.686 Verletzten im Straßenverkehr, was einem Rückgang von 0,3 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht.
Die Anzahl der Verkehrstoten sank seit 2023 von 499 auf 495. Aus diesen Zahlen kann abgeleitet werden, dass durch die Cannabislegalisierung die Anzahl der Unfälle nicht angestiegen ist, sondern im Gegenteil sogar leicht gesunken ist. Dennoch ist Bayern aus Tradition bis heute ein absoluter Gegner von Cannabis.
Panikmache aus Bayern
Das scheinbar komplette Gegenteil wurde etwa zur gleichen Zeit in einer anderen Statistik aus Bayern veröffentlicht. Dort war von einer massiven Zunahme bekiffter Autofahrer die Rede. Es gab einen Anstieg von Unfalllenkern, bei denen THC nachgewiesen wurde. Der Landesverband der deutschen Polizeigewerkschaft gab an, dass es im Jahr 2024 einen Anstieg von 27 % im Vergleich zum Vorjahr gab. Auf den ersten Blick betrachtet, könnte man tatsächlich ableiten, dass durch die Teilentkriminalisierung von Cannabis die Zahl der Drogenlenker gestiegen ist. Für sich alleine betrachtet mag diese Statistik auch sogar korrekt sein. Doch bei einer weitreichenderen Betrachtung wird klar, dass die veröffentlichten Zahlen nur einen kleinen Teil und lediglich eine begrenzte Sichtweise auf das Thema Straßenverkehr widerspiegeln.
In der Gesamtheit ist diese Statistik aus mehreren Gründen als gegenstandslos zu betrachten. Der wichtigste Grund ist, dass, wie aus der vorhin genannten Statistik ersichtlich ist, die Gesamtanzahl der Verkehrsunfälle nicht gestiegen, sondern sogar leicht gesunken ist. Des Weiteren sagt ein Nachweis von THC nichts über die aktuelle Fahrtauglichkeit aus. Selbst bei einmaligem Konsum pro Woche wird man praktisch immer positiv sein. In dieser Statistik fand keine Auflistung über die nachgewiesenen THC-Mengen zum Zeitpunkt des Unfalls statt, weshalb der rein qualitative Nachweis von THC nicht als Ursache des Unfalls herbeigezogen werden kann.
Zusätzlich ist davon auszugehen, dass in Bayern die Kontrolldichte enorm zugenommen hat. Bayern kündigte mehrfach an, das Cannabisgesetz maximal restriktiv umzusetzen und auch die Kontrolldichte im Straßenverkehr zu erhöhen. Wenn mehr kontrolliert wird und besonders auch bei Unfällen Drogentests durchgeführt werden, ist es klar, dass sich die Anzahl der positiven Verkehrsteilnehmer erhöht. Wenn jedoch der THC-Wert zum Unfallzeitpunkt nicht berücksichtigt wird, kann in dieser Statistik nicht von bekifften Fahrern gesprochen werden.
Ewiges Streitthema
Neben dem Jugendschutz ist die Teilnahme am Straßenverkehr der härteste Knackpunkt überhaupt. Gerade in sehr konservativen Bundesländern, wie Bayern, sitzt nach über 100 Jahren Propaganda die Stigmatisierung des vermeintlichen Teufelskrauts so tief, dass es sich nur sehr langsam wieder rückgängig machen lässt.
Selbst fast 1 Jahr nach der Teilentkriminalisierung wird in Zahlen gesucht, um etwas finden zu können, was sich gegen die Legalisierung verwenden lässt. Man kann rezeptfreie Medikamente kaufen, die bei falschem Gebrauch tödlich sind und niemanden kümmert es. Fällt jedoch das Wort „Drogen“ ist es bei vielen so, als würde plötzlich ein Schalter im Kopf umgelegt. Das ist das Resultat einer jahrzehntelangen Konditionierung über die Medien. In restriktiven Gegenden wie Bayern wird es noch Jahre dauern, bis dieses Thema kein Tabu mehr darstellt.