Nicht nur weil sich laut epidemiologischen Suchtsurvey jährlich circa 3,7 Millionen Menschen in einem Alter zwischen 18 und 64 Jahren durch den Gebrauch von Cannabis unnötig strafbar machen, erkennen die Ampel-Parteien in Deutschland, dass es Zeit für einen Umschwung in der hiesigen Drogenpolitik ist. Die guten Gründe wie Steuereinnahmen, Einsparungen bei Polizei und Gerichten sowie eine Kontrolle über die gehandelten Güter versprechen eine Verbesserung im Gegensatz zur aktuell noch angewandten Prohibition samt Strafverfolgung.
Umsetzung benötigt Zeit
Doch die Umsetzung der geplanten Cannabis-Legalisierung wird noch einige Jahre dauern, wie sich Experten sicher sind. Auch der Geschäftsführer des Branchenverbands Cannabis-Wirtschaft, Jürgen Neumeyer, hat Verständnis für die Politik, die von einem Zeitraum zwar innerhalb der begonnenen Legislaturperiode spricht, aber ebenso wie er davon ausgeht, dass es noch zwei bis drei Jahre dauern könnte, bis das begehrte Rauschmittel legal über die Ladentheken gehen kann. Gegenüber t-online.de, wo gerade ein ausführlicher Bericht über das Vorhaben und die Hürden erschienen ist, sagte er Folgendes: „Ein so komplexes Gesetzgebungsverfahren braucht diese Zeit.“ Kristine Lütke, die drogenpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, betont in den Bericht, dass man bezüglich der Freigabe von Cannabis noch ganz am Anfang stehe.
In Hinsicht auf ein überlegtes Vorgehen weiß sie dies zu sagen: „Wir sind uns bewusst, dass die Legalisierung von Cannabis eine hochkomplexe Angelegenheit ist. Gerade deshalb ist es entscheidend, klug und nicht vorschnell zu agieren.“ Auch der neue und von Konsumenten willkommen geheißene Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, ist davon überzeugt, dass man einen soliden wie handfesten Vorschlag vorlegen müsse, um die Veränderung im Umgang mit Cannabis zu einem Erfolg zu machen. „Wir brauchen dafür einen breiten Austausch in der Gesellschaft, Politik und Wissenschaft“, wird er auf dem Nachrichtenportal der Telekom zitiert.
Wo wird in Zukunft das Cannabis produziert?
Bei der Festlegung der Regeln ist es besonders interessant, woher das anschließend in Mengen von bis zu 400 Tonnen benötigte Cannabis kommen soll. Das niederländische Modell soll schließlich verhindert werden, wo einzig der Verkauf an den Endkonsumenten geduldet wird, der Anbau und Einkauf jedoch als illegale Aktionen bezeichnet werden können. Die Produktion von Medizinalhanf in Deutschland war/ist jedoch aus Sicht von FDP viel zu bürokratisch vonstattengegangen, was nun auch nicht mehr im Sinne einer groß angelegten Freigabe stünde.
Viele Firmen stünden laut Verband der Cannabis-Wirtschaft bereit, sich dieser Aufgabe anzunehmen und für eine Versorgung sowie vielleicht auch für einen künftigen Exportschlager aus Deutschland zu sorgen. „Vom kleinen Landwirt über den Mittelstand bis zum Großkonzern könnte Cannabis produziert werden“, sagt Jürgen Neumeyer, während Landwirtschaftsminister Cem Özdemir davon spricht, dass viele Bauern und Bäuerinnen schon in den Startlöchern stünden.
Vorteile legaler Cannabisprodukte
Ebenso wichtig wie die gesicherte Versorgung ist bei der Cannabislegalisierung auch die Preisgestaltung. Wie Kristine Lütke richtig sagt, dürfen die Kosten des legalen Angebotes nicht über denen auf dem Schwarzmarkt liegen, will man die Kundschaft vom kriminell agierenden Sektor dauerhaft fernhalten. Ebenso müsse eine breite Produktvielfalt vorhanden sein.
Wenn es die Ampel schafft, diesen neuen Markt nicht mit Verordnungen zu ersticken, blüht der Bundesrepublik ein bislang ungenutztes Geschäftsfeld, das bis zu 27.000 neue Arbeitsplätze in der Cannabis-Wirtschaft schaffen könnte und Millionen Personen die Strafverfolgung erspart. Der Bundesvorsitzende der Polizeigewerkschaft GdP, Oliver Malchow, der einen weiterhin existierenden Schwarzmarkt für Jugendliche prognostiziert, könnte dann mit den frei werdenden Ressourcen sich in diesem Falle genau auf diesen Sektor konzentrieren, was eigentlich aus jeglichem Blickwinkel ebenso als großer Vorteil der Cannabisfreigabe in Deutschland gewertet werden müsste. Es wird halt nur ein wenig gut investierte Zeit kosten.