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Während im Vorfeld von Neuwahlen Ewiggestrige bei der Union eine Rücknahme der Hanflegalisierung androhen, bereitet sich Hannover auf ein Modellprojekt zum Cannabis kaufen ab 2025 vor. Künftige Geschäfte mit der Lizenz für Haschisch und Marihuana sind bekanntlich wichtiger Bestandteil vom bisher unfertigen Cannabisgesetz.
Bundesweite Premiere für THC-Fachhandel
Als Donald Trump seine Wahl zum neuen Präsident der USA verkündete und in Berlin die schüttere Ampelkoalition zerbrach, trat in der niedersächsischen Landeshauptstadt Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) vor die Presse. Statt um Deals und Schuldenbremse ging es in Hannover allerdings um Zukunft, Freiheit und Bürgerrechte für volljährige User von Cannabis.
Vorgestellt wurde das bundesweit erste Modellprojekt für offizielle THC-Geschäfte in Deutschland. Frankfurt am Main und die Sanity Group GmbH sind Kooperationspartner. Medienberichten zufolge könnte es schon zu Beginn des neuen Jahres mit Grasblüten und Hasch aus reguliertem Fachhandel losgehen. In maximal drei Läden sollen Hanfprodukte zur Verfügung stehen, deren Verkauf durch Forscher fünf Jahre lang wissenschaftlich begleitet wird.
Anmeldung und Ausweis sind im Hanfgeschäft Pflicht
Um die 4.000 Leute über 18 Jahre dürfen laut Belit Onay am Cannabisprojekt teilnehmen. Eine Anmeldung im Netz oder den drei Geschäften ist Voraussetzung, zusätzlich soll es spezielle Ausweise für die Kundschaft geben. Marihuana-Verkäufe bis zur gesetzlich erlaubten Besitzmenge sind damit dann möglich. Verstöße wie der Verkauf an Dritte werden durch Ausschluss geahndet.
Aus der Forschung stößt ein Team von der Medizinischen Hochschule Hannover dazu. Die Experten arbeiten schon an Fragebögen für Interviews mit der Kundschaft, was den Behörden wiederum Auskunft verschaffen zu noch besserem Jugendschutz und einer effektiven Bekämpfung des Schwarzmarktes.
Klingt nach durchdachten Strukturen und Planbarkeit und zeigt gegenüber dem zerfaserten Cannabis-Bundesgesetz, wie wunderbar klar es dank Föderalismus laufen kann. Völlig zu Recht verweist der grüne Oberbürgermeister auf „die Anerkennung gesellschaftlicher Realitäten“. In der Bundesrepublik konsumieren Bürger aller Schichten und Lebensalter die Kulturpflanze Cannabis und deren Verhalten zu bestrafen, ist genauso absurd wie der gegenwärtige Verzicht auf Geschäfte.
Konsumverhalten kontrollieren – bei THC eine Herkulesaufgabe?
Was bei den nachweislich gefährlichen Suchtgiften Alkohol und Zigaretten geht, soll mit Blick auf wütende CDU-Politiker und jammernde Behörden bei Cannabis fast so schwer sein wie ein Kampf mit dem Nemeischen Löwen. Selbst für die Kontrolle von Vorgaben zum bloßen Konsum der Hanfprodukte ist in den Kommunen kein Personal vorhanden.
So beschloss in Niedersachsen diese Woche der Städte- und Gemeindebund, auf Kontrollen der Kiffer zu verzichten. Die öffentlichen Kassen sind viel zu leer, um auch noch Feinwaagen und THC-Drogentests in Massen anzuschaffen, mit denen überlastete Mitarbeiter vom Ordnungsamt Hilfssheriff spielen. Um solche Aktionen soll sich das Land bitte mit eigenen Mitteln kümmern.
Die niedersächsische Landesregierung hatte allerdings genau jene Kontrollmaßnahmen beim Hanf erst vor wenigen Wochen den Gemeinden zugeschoben! Mal schauen, wer sich durchsetzt und ob auch in der rot-grünen Koalition von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) schließlich der Geist und Realitätssinn von Hannover Einzug hält. Cannabis-User sind schließlich keine Terroristen und werden garantiert seltener vor Schulen und Kindergärten Gras rauchen, als Besoffene völlig unkontrolliert an solchen Bildungsanstalten vorüber torkeln.