Auch bei der Feuerwehr wird die Legalisierung von Cannabis debattiert. Jüngst gab es vom Fachverband einen entsprechenden Vortrag zum Umgang mit THC. Während CDU-Innenminister wie Herbert Reul in Nordrhein-Westfalen der Polizei jeden Hanfkonsum aus Sorge vor wilden Schießereien verbieten will, klingen die Berichte vom Treffen der Brandbekämpfer weniger dramatisch.
Feuerwehrleute sind bekanntlich oft freiwillig dabei und die halbe Wache wegen einer Vorliebe für Cannabinoide pauschal einzuschüchtern geht nicht so einfach wie mit Beamten im Staatsdienst. Was empfiehlt der Feuerwehrverband und gibt es durch Cannabis für Rettungsdienste beim Löschen von brennenden Häusern spezielle Risiken?
Wie der Bundesfeuerwehrarzt das neue Cannabisgesetz erklärt
Aufbau und Strukturen vom Verband der Brandlöscher sind ähnlich wie bei Armee und Polente hierarchisch gehalten. Im Zweifelsfall geht es um Leben und Tod und um eine funktionierende Befehlskette, die dann auch der Vortrag über neue Regeln für Hanfprodukte berücksichtigt. Die Präsentation vom Bundesfeuerwehrarzt Dr. Martin zur Nieden stellt Cannabis recht sachlich dar, beschreibt Effekte durch THC und weitere Cannabinoide sowie die wichtigsten Konsummethoden von Joint bis Hanftee ohne Stimmung zu machen.
Verständlicherweise spielen potenziell negative Auswirkungen der Einnahme eine größere Rolle als positive Aspekte, schließlich soll beim Rettungsdienst niemand von der Leiter fallen oder neben dem Hydranten einschlafen. Interessant ist die vom Feuerwehr-Doktor verwendete Trennung in tatsächliche und „erlebte“ Effekte durch psychoaktive Inhaltsstoffe aus Hanfpflanzen. Chronische Risiken durch Cannabis werden umfassend aufgezählt, aber keineswegs als Regel verkauft.
Viel wichtiger erscheint dem Experten die Wirkdauer, was bei Hanf unbedingt von bloßer Nachweisbarkeit unterschieden werden muss. Feuerwehrleute können bei häufigem Konsum wochenlang THC im Organismus haben und trotzdem Brände löschen, wenn die Einnahme nicht akut passiert. Fünf Stunden Abstand zum letzten Joint sollten es wenigstens sein, so Dr. zur Nieden, sonst leidet die Einsatzfähigkeit vom Team und Cannabis wirkt wie eine Art Brandbeschleuniger.
Besonders riskant: THC am Steuer vom Feuerwehrauto!
Weil die Feuerwache selbst sehr selten in Flammen steht und eben oft längere Touren mit Blaulicht bis zum Einsatzort nötig sind, braucht sicheres Löschen fahrtüchtige Leute am Steuer. Alkohol verbietet sich dabei genauso streng wie eben Cannabinoide mit psychoaktiver Wirkung, zumal es sich bei den roten Autos um hoch spezialisierte Lkw handelt, teilweise vergleichbar mit Panzern oder Flugzeugen, wenn auch weniger waffenstarrend. Zwar zeigen aktuelle Studien zu THC im Straßenverkehr keineswegs so vollständig negative Effekte, wie gerne behauptet, aber bei der Feuerwehr geht man lieber null Risiko ein.
Der Fachmann empfiehlt Respekt und klare Ansagen auf der Wache. Dauerkonsum wie auch nur gelegentliches Einnehmen von Hanf kann das Steuern vom Löschfahrzeug unmöglich machen – bitte keine Ausnahmen! Allerdings sollten die Chefs vor Ort immer ein faires Gespräch suchen und Cannabis erklären, statt weiterhin mit der Moralkeule zu drohen. Räumen Kollegen das Rauchen von Marihuana ein, erscheinen jedoch zuverlässig nüchtern zum Dienst, bleibt lediglich das Lenkrad vom Auto tabu. Alle anderen Tätigkeiten von Schlauch ausrollen bis zum Rufen von „Wasser Marsch!“ sind durch Cannabinoide in der Freizeit nicht beeinträchtigt.
In Zukunft möchte man die Aufklärung zum Cannabis bei deutschen Rettungsdiensten durch perspektivische Effekte der Legalisierung erweitern. Gerade im Straßenverkehrsrecht stehen noch Veränderungen an, vorwiegend rund um die aktuell wenig realistischen THC-Grenzwerte bei Nachweisbarkeit und einem möglichen Entzug vom Führerschein. Möglich, dass Hanf ab sofort öfter im Newsletter der Feuerwehr auftaucht und es bleibt spannend zu beobachten, wie vorrangig ehrenamtliche Organisationen mit dem sonst für verbeamtete Staatsdiener so heiklen Thema Cannabis umgehen.