Die stattfindende Legalisierungsdebatte aufgrund des Vorhabens der Ampelkoalition, Cannabis zukünftig zu Genusszwecken erwachsener Bewohner Deutschlands zu erlauben, hat selbstverständlich die Gegner der Freigabe dazu angetrieben, massiv gegen diesen Plan vorzugehen. Besonders bei den konservativen Kräften von CDU/CSU kocht man aktuell auf heißer Flamme. So sagte Gesundheitsminister Klaus Holetschek noch im November 2022, dass man „alle Register ziehen“ werde, um das noch in Entwicklung befindliche Gesetz verhindern zu können.
Auch konnte man in jüngster Vergangenheit bei einem Besuch des Heute-Show-Reporters Lutz van der Horst auf dem CSU-Parteitag in Kenntnis bringen, dass selbst wissenschaftlich untermauerten Fakten bei dem Thema Cannabislegalisierung keinerlei Bedeutung beigemessen wird. Dass sich aber vielleicht langsam etwas in den Kreisen der Union auflockert und man sich nicht komplett mit Scheuklappen die Augen verschließen möchte, zeigen kürzlich geführte Gespräche mit Experten, die auf Einladung der CDU ihre Ansichten auf einer Veranstaltung in Waldshut vermitteln durften.
CDU-Stadtverband Waldshut-Tiengen zeigt sich aufgeschlossen
Der CDU-Ortsvorsitzenden Philipp Studinger begrüßte in der Stadthalle Waldshut den Leiter der Fachstelle Sucht in Waldshut und den Mediziner Christoph von Ascheraden, der als Suchtbeauftragter der Bezirksärztekammer Südbaden tätig ist. Beide Experten sollten über Suchtfragen, die Wirkung von Cannabis auf den Körper und alle rechtlichen Aspekte informieren. Jonas Firnkes, der Leiter der Fachstelle Sucht in Waldshut, schloss sich zwar auch den Aussagen des Mediziners Christoph von Ascheraden an, dass mögliche negative Auswirkungen auf sich noch entwickelnde Gehirne von jungen Erwachsenen mit dem Konsum von Cannabis einhergehen können. Doch wurde zuvor von dem Arzt bereits erwähnt, dass dieser Umstand auch auf Schwarzmarkt übliche Verunreinigungen und synthetische Beimischungen zurückzuführen sein könnte.
Schon zum Einstieg in die Informations- und Diskussionsveranstaltung wurde darüber berichtet, dass Cannabis von Menschen seit über 3000 Jahren als Kultur- und Heilpflanze gegen Schmerzen eingesetzt wird. Aufgrund der nun stärker wirkenden Züchtungen mit hohem THC-Gehalt müsse daher aus Sicht des Suchtbeauftragten der Bezirksärztekammer Südbaden nur die Prämisse gelten, die Jugend zu schützen. Auch der Sprecher der Suchthilfe sieht hier hohen Handlungsbedarf und forderte funktionierenden Jugendschutz, den Ausbau von Präventions- und Beratungsangeboten sowie Informationskampagnen über Cannabis.
Weitere sinnvolle Überlegungen der eingeladenen Experten
Wichtig sei zudem, dass nach einer Freigabe eine Aufnahme in das Jugendschutzgesetz stattfände, die unter anderem dann dafür Sorge trägt, dass eine Abgabe von Erwachsenen an Jugendliche unterbunden werden kann. Jonas Firnkes wies zusätzlich darauf hin, dass bei einem freien Verkauf eine Besteuerung der Rauschmittel anhand des THC-Gehalts und der Maximalmenge berücksichtigt werden sollte. Die Legalisierung könnte schließlich auch eine Chance darstellen, da das Annehmen von Präventionsangeboten aufseiten der Konsumierenden und ein Erlernen von Konsumkompetenz erleichtert werden würden.
Durch eine Entkriminalisierung könnten zudem die psychosozialen Folgen aufseiten der Nutzer von Cannabis reduziert und der Schwarzmarkt zurückgedrängt werden. Dies hätte dann zur Folge, dass es weniger Verunreinigung mit Streckmitteln, synthetischen Cannabinoiden und anderen Stoffen auf dem Markt gäbe. Einigkeit unter den beiden auf CDU Einladung angereisten Experten bestand auch dahin gehend, dass die jetzige Situation unbedingt verändert gehöre. Ein Beibehalten des aktuellen Zustands bezüglich des Umgangs mit Cannabis wäre aus ihrer Sicht einfach inakzeptabel. Es bleibt also zu hoffen, dass von dieser aufgeschlossenen und fortschrittlich klingenden Diskussionsveranstaltung einige wichtige Informationen bei den richtigen Personen aus der Partei auf offene Ohren treffen. Wünschenswert wäre es.