Der Drogen- und Suchtbericht 2015 sowie auch der alternative Drogen- und Suchtbericht 2015 geistern seit Tagen durch die Medien. Das derzeitige grundsätzliche Problem wird häufig damit dargestellt, dass die legalen Drogen in Form von Alkohol, Tabak und Medikamenten als Suchtmittel mit ihren verheerenden Folgen schlimmer als die verbotenen Drogen wären, die natürlich auch schlimm sind. Als Beispiel titelt Focus: „Legale Drogen töten mehr Menschen als Heroin oder Crack.“
Kannst du es nicht lassen, richte bitte weniger Schaden an!
In einigen Punkten lassen sich positive Trends in den Statistiken ablesen: Weniger Menschen konsumieren Tabak. An anderen Punkten hingegen wird es schlimmer. Weit mehr Menschen sind aufgrund ihrer Alkoholprobleme als noch im Jahr 2000 in einer Klinik gewesen. Die genaue Auswertung tut wenig zur Sache, es lässt sich das Fazit ziehen: Es mag hier weniger und dort mehr werden, die Menschen konsumieren jedoch nicht weniger Suchtmittel!
Es liegt in der Natur des Menschen, auf unterschiedlichem Wegen, auf das Befinden Einfluss zu nehmen. Vor allem die Aufnahme von psychotropen Substanzen ist durch die Jahrtausende hinweg eine der gefragten Formen. Das kann man den Menschen nicht einfach durch Verbote und Moralvorstellungen abgewöhnen!
Wir konsumieren nicht weniger, warum konsumieren wir nicht gesünder?
Wir atmen, um am Leben zu bleiben. Ist die Luft verschmutzt, hören wir nicht auf zu atmen, wir halten uns aber ein Tuch vor den Mund oder setzen eine Atemmaske auf. Wir wollen weniger Schaden nehmen. Würde uns jemand diese Atemmaske nehmen, weil das eine falsche Signalwirkung wäre, die der Einhaltung von Umweltauflagen entgegen spielt?
Das Suchtverhalten eines Menschen lässt sich nicht einfach abschalten und es allen abgewöhnen zu wollen, ist als Utopie niemals realisierbar.
Entwöhnt man jemanden seines Suchtmittels, wird er sich irgendeine andere Suchtform suchen, die ihm etwas gibt. Es sind hierbei nicht alle Menschen gleich. Wenn auch viele den Alkohol schätzen, so ist er für andere keine Option. Es kann also nicht gesagt werden: Du musst doch nicht kiffen, trink dir doch ein Bier. Das funktioniert nicht bei allen und warum sollte man jemanden in seinen persönlichen Bereichen derart bevormunden? Mit welchem Recht?
Wenn wir alle Menschen als Ganzes sehen und sie nehmen von dem einen weniger, dann nehmen sie auf der anderen Seite doch von etwas anderem mehr. Insgesamt nehmen sie jedoch nicht weniger Suchtmittel zu sich. Das zeigt der Drogen- und Suchtbericht 2015 genau wie in jedem anderen Jahr. Wenn sich diese abstinente Welt erwiesenerweise selbst mit Androhungen der Todesstrafe nicht realisieren lässt, dann wäre die logische Konsequenz: Harm Reduktion (zu Deutsch: Schadensminimierung)! Wenn konsumiert wird, dann bitte doch etwas weniger Gefährliches und auf einem weniger riskanten Weg. Genau das geht mit den derzeitigen Drogenverboten leider nicht. Somit sterben an Alkohol und Tabak weit über 150.000 Menschen allein in Deutschland pro Jahr, von Cannabis jedoch kein einziger. Das könne jedoch psychisch krank machen? Alkohol kann das nicht?
Neben Cannabis gibt es noch andere psychotrope Substanzen oder Pflanzen, die ein geringes Gefahrenpotenzial aufweisen. Diese sind jedoch häufig verboten und deswegen verunreinigt oder es werden andere Substanzen als Ersatz gehandelt, die weit gefährlicher sind. Damit schützen sich die Dealer auf Kosten der Konsumenten und im Drogen- und Suchtbericht 2015 gibt es ein paar Todesfälle mehr. Ohne diese Verbote wäre das anders.
Warum nimmst du kein Heroin?
Es gibt auf die Frage: „Warum nimmst du kein Heroin“ praktisch niemanden, der antwortet: „Weil es verboten ist“. Die meisten sagen, dass es abhängig macht, das Leben zerstört und sie das nicht möchten. Viele gehen auf gefährliche Drogen über, da sie die legalen Drogen nicht mögen und in den Momenten oder eben in ihren Kreisen keine weniger bedenklichen Drogen erhalten können. Wäre das jedoch der Fall, könnten selbst gefährliche Drogen ebenfalls kontrolliert legal verfügbar sein, die meisten von uns würden sie dennoch nicht probieren oder nehmen. In Ländern, in denen Konsummengen aller Drogen toleriert werden, wie z. B. in Portugal, hat sich das Problem mit den verbotenen Drogen nicht zugespitzt, sondern es zeichnen sich positive Effekte für die Betroffenen ab.
Drogen- und Suchtbericht 2015 : Die Gefahr mit den gefährlichen legalen Drogen
Nach 100 Jahren Drogenprohibition, in deren Anfänge bereits die Alkoholprohibition scheiterte, zeichnet sich ein Bild deutlich ab: Die Verbotsliga lernt nicht dazu, da sie dieses nicht möchte. Es geht ihr hierbei nicht um den Weg des geringsten Übels. Es geht um die gesellschaftliche Ordnung, in der den Leuten Vorschriften gemacht werden. Mit denen, denen das genehm ist, die sich daran halten und kein Problem damit haben, macht man es den anderen zum richtigen Problem. Es werden natürlich immer nur Sachen verboten, die andere machen, die stigmatisiert werden sollen!
Es wird das schwache Glied in der Gesellschaft gesucht. Auch derjenige mit Suchtproblemen ist häufig schwach. Wenn man die ganzen Medienberichte zum Drogen- und Suchtbericht 2015 überfliegt und bereits die Nichtraucherschutzgesetze der letzten Jahre verfolgt, stellt sich die Frage: Geben die jetzt beim Cannabis nach, um ansonsten mit ein paar Anpassungen weiterzumachen?
Wenn Cannabis nun erwiesener Maßen weniger gefährlich als Alkohol und Tabak ist, sich sogar medizinisch verwenden lässt, dann halt auf die Raucher und die Alkoholiker? Braucht unser Gesellschaftssystem der christlichen Nächstenliebe und der hohen ethischen Werte ihre Opfergruppen? Unsere Verbotsliga möchte uns als Nächstes vermutlich erklären, dass ihr Grundgedanke richtig ist.
Menschen in ihren persönlichen Belangen zur Erhaltung ihrer Gesundheit und der gesellschaftlichen Ordnung wie unmündig bevormunden! Zugleich aber Fracking erlauben und TTIP durchwinken, wo eben nicht jeder für sich persönlich entscheiden kann, sondern von oben für alle entschieden wird? Wer glaubt denn dann noch, dass uns Cannabis verboten wird, um unsere Gesundheit zu erhalten, wenn diese denen doch erwiesener Maßen egal ist? Nichts lernen die dazu, sie passen sich nur etwas an und richten sich ein wenig nach dem Wind. Dementsprechend scheint auch der Drogen- und Suchtbericht 2015 formuliert worden zu sein.
Wir wollen Cannabis legalisieren, wir wollen auch gerne Nichtraucherschutzgesetze. Wir wollen aber garantiert nicht eine Anpassung des Verbotssystems, mehr haben wir aber gewiss nicht zu erwarten!