Der seit Anfang April erlaubte Eigenanbau von Cannabis ist das Filetstück der Legalisierung und für die Aussaat geeignete Hanfsamen tauchen immer öfter auch am Kiosk oder an der Tankstelle auf. Während die online Bestellung in den Seeds Shops der Niederlande oder in Spanien im neuen Cannabisgesetz ausdrücklich als erlaubt beschrieben ist, sind Regeln für den heimischen Einzelhandel unscharf oder gar nicht erst weiter ausformuliert.
Sind Hanfsamen an der Tanke wirklich legal oder im Zweifelsfall eine Chance für fiese Staatsanwälte, auch nach der Freigabe von Marihuana als Genussmittel mündige Bürger vor Gericht zu bringen?
Hanfpflanzen sorgen für Boom bei deutschen Saatgut-Anbietern
Schon mehr als 500 Unternehmen quer durch die Bundesrepublik sind Berichten zufolge im Geschäft mit den Cannabis Seeds tätig. Verwiesen wird auf eine starke Nachfrage durch Verbraucher, die sich dank der neuen Gesetzgebung privat bis zu drei Hanfpflanzen züchten dürfen und ab Sommer dann auch im gemeinschaftlichen Cannabis Social Club die hoffentlich erfolgreiche Gras-Ernte einfahren.
Neben geeigneten Techniken wie vollautomatischen Growboxen braucht es logischerweise Samen in hoher Qualität – aber wird die derzeit wirklich geprüft bei all dem Saatgut, das über Nacht in Tabakläden, Zeitungsgeschäften und sogar einigen Supermärkten auftaucht? Diverse Firmen berichten über verkaufte Cannabissamen im fünfstelligen Bereich, pro Monat wohlgemerkt, wobei im Einzelhandel meistens genau drei Seeds pro Packung an Erwachsene veräußert werden.
Woher stammen die Marihuanasamen überhaupt?
Das ist die entscheidende Frage, egal ob es nun um Strains mit einem berühmten Namen geht oder um eher unbekannte Eigenkreationen. Für Juristen geht es auch nicht um den Anteil Cannabinoide oder den Gehalt vom psychoaktiven THC im Gras, um das Material der Verpackung und so weiter, sondern um die konkrete Herkunft der Seeds.
In Deutschland dürfen Hanfsamen zwar legal ausgesät werden, aber absurderweise bis dato nicht gekreuzt, gezüchtet und gewonnen, was einen Import für Unternehmen in diesem Bereich grundsätzlich erforderlich macht. Cannabissamen gibt es nur aus Cannabispflanzen, die auf dem Feld oder im Gewächshaus reifen und weil hierzulande der kommerzielle Anbau verboten ist, müssen sich Grower wie Anbieter im EU-Ausland umschauen.
Das gilt für die Seeds und für Stecklinge – zumindest auf den ersten Blick! Denn in Fachkreisen streiten sich Juristen bereits, Behörden agieren schon wieder willkürlich und das Bundesland Hamburg geht mit Polizeikräften gegen den Verkauf von Hanf Saatgut am Kiosk vor. Anwälte versuchen solche Aktionen zu stören und halten den Handel im Cannabissamen in Deutschland für erlaubt – was gilt denn nun?
Cannabisgesetz wird überarbeitet und angepasst
Für Nachfragen zu Seeds an der Tankstelle zuständig ist das Landwirtschaftsministerium des Cem Özdemir von den Grünen. Dort teilt man der Presse mit, dass der Handel mit Samen zum Cannabisanbau durch Unternehmen immer dann legal stattfindet, wenn der Zweck einer Zucht durch Privatpersonen und Vereine nicht kommerziell ausgerichtet ist oder es sich beim Säen um Forschungsprojekte mit Hanf handelt.
Klingt eher nach Sphinx und Orakel und weniger nach Klarheit, lässt aber ordentlich Raum für Interpretationen. Möglicherweise bekommt das neue Regelwerk der Ampelregierung beim Thema Samen noch einige Novellen in Ergänzung verpasst, wie das auch rund um THC-Grenzwerte im Straßenverkehr passieren soll. Die Anhörungen dazu laufen im Bundestag und im Sommer oder Herbst 2024 sollten interessierte Hanfbauern entsprechende Meldungen notieren.
Spannend bleibt die Entwicklung auf jeden Fall, schließlich zeigt das Beispiel vom Cannabis Saatgut im Supermarkt eine funktionierende Marktwirtschaft. Im neuen Cannabis-Regelwerk der Regierung dreht sich alles um maximale Beschränkung auf privates Züchten von Marihuana. Weder Fachgeschäfte vor Ort noch online dürfen Cannabis verkaufen. Trotzdem loten pfiffige Unternehmen Chancen aus, um nach der Legalisierung selbst bei einem Boom mit Handbremse gute Profite einzufahren.
Worauf ist beim Kauf von Cannabissamen im Einzelhandel zu achten?
Wer sich Seeds im Zeitungsladen am Bahnhof kauft, sollte am besten bekannte Strains und Hanfpflanzen mit einem entsprechenden Namen wählen und zudem schauen, was auf der Verpackung steht. Siegel, Barcode und Geschäftssitz sind wichtig und Qualität dürfte in den meisten Fällen gleichfalls vorhanden sein, schließlich handelt es sich um Importware von großen europäischen Samenbanken. Wenn Behörden träge sind und Politiker nebulös, sorgt der Markt für eigene Kontrolle.
Die besten Kunden sind eben beim Cannabis jene, die gerne wiederkommen und zuverlässige Ware zu schätzen wissen. Selbstregulierung wird zwar manchmal ausgenutzt und gelegentlich werden Gewerbeaufsichten sogar jahrelang an der Nase herumgeführt, doch gerade, weil Hanf anbauen ein ziemlich beliebter Trend im Land werden dürfte, feilen Einzelhändler schon jetzt am guten Image. Empfehlenswert bleibt aber auch Diskretion und Maßlosigkeit ist generell zu vermeiden.
Es sind genau drei Hanfpflanzen erlaubt in der heimischen Zucht und keine dreißig, was beim Einkauf von Saatgut bedacht werden muss! Lautstark verkünden sollte man den Einkauf von Cannabis Seeds ebenfalls nicht, zumal in Regionen und Bundesländern mit einer ablehnenden Haltung zur Hanfpflanze. Gegenwärtig scheint der Handel eher Grauzone als vollständig gestattet und unnötige Risiken vermeiden bleibt die Mutter einer erfolgreichen, legalen Gras-Ernte in Deutschland.