Cannabis konsumieren, kiffen, einen Joint rauchen oder gar eine eigene Hanfpflanze auf dem Balkon stehen haben, ist in unserer Gesellschaft in die Schublade „kriminell“ und „asozial“ gesteckt worden. Gründe dafür und dessen Vorgeschichte können Sie im Artikel „Die wahren Gründe für das Cannabis-Verbot“ nachlesen. Fakt ist jedoch, dass sich das Kiffen heutzutage und hierzulande viel mehr als ein Schimpfwort anhört, wogegen das Trinken von Alkohol in der Allgemeinheit akzeptiert ist. Sie werden jetzt vielleicht sagen, dass Alkoholkonsum nur dann akzeptiert wird, solange es in Maßen passiert? Sollten wir nicht gleiches auch für den Cannabiskonsum gelten lassen? Eigentlich schon – allerdings sollten wir uns vorab einigen Fragen widmen, die berechtigterweise vorab geklärt werden sollten, ehe man für eine Legalisierung stimmen kann.
Wird Deutschland in einer riesigen Hanfwolke untergehen?
Die Stimmung bezüglich Cannabis ändert sich derzeit merklich und massiv. Wirtschaftspolitische Sprecher der Union wagen eine Zustimmung, diverse Initiativen werden gegründet und die ersten kleinen Schritte werden bundesweit sichtbar. Doch innerhalb der Diskussionen werden auch die Sorgen und Bedenken für eine Legalisierung sichtbar, viele fragen sich, ob Deutschland in einer riesigen Hanfwolke untergehen wird und es nur noch kiffende Jugendliche auf den Straßen anzutreffen gibt. Grundsätzlich sei dazu zu sagen, dass verbotene Dinge immer einen gewissen Reiz ausüben, gerade auf die Jugend. Was vom Elternhaus verboten wird, ist interessant – wir alle kennen das schon aus unserer Kindheit.
Und auch Forscher auf diesem Gebiet gehen davon aus, dass anfangs sicherlich mehr gekifft werden wird. Einfach weil viele es ausprobieren wollen, sich aber bislang nicht getraut hatten. Einigen wird das nichts bringen, anderen wird es zu hart sein und wieder andere werden Gefallen daran finden. Aber: Wer bislang Alkohol oder andere Drogen zu sich genommen hat, der wird dies auch weiterhin tun. Gleiches gilt für Cannabiskonsumenten, nur dass es weniger Cannabis-Opfer geben wird. Inwiefern?
In den vergangenen 40 Jahren haben mehr als eine halbe Million Menschen die gesellschaftlichen Folgen unserer Gesetze zu spüren bekommen. Sie wurden wegen Cannabis-Besitz ins Gefängnis gesteckt. Meist waren es junge Menschen, deren Familien und deren Leben dadurch zerstört wurden. Sie wurden auf die schiefe Bahn gebracht, in eine Schublade gesteckt und zu Kriminellen deklariert – zu Unrecht. Und wie sieht es mit den Cannabis-Produzenten aus? Sprechen wir hier von Kriminalität oder sind auch sie nur Opfer der Kriminalisierung?
Angst um die Folgen unserer Kinder
Viele Eltern hätten bei einer Freigabe womöglich Angst um ihre Kinder. Zu groß ist die Angst vor der vermeintlichen Einstiegsdroge. Und natürlich kann auch das Kiffen blöd machen, wenn man es als junger Mensch übertreibt. Doch ebenso wie wir unseren Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol und Zigaretten lehren müssen, sind wir weiterhin in der Pflicht, dies auch bei Cannabis zu tun. Wir brauchen einen offenen, ehrlichen Umgang und eine einheitliche, nicht verfälschte Aufklärung.
Vorstellungen einer Legalisierung in unserer Gesellschaft
Viele Cannabiskonsumenten stellen sich eine Legalisierung ziemlich einfach und unproblematisch vor. Anstatt das Gras vom Dealer um die Ecke zu besorgen, können wir in einfach in die Tankstelle marschieren und anstelle von Zigaretten, Marihuana kaufen. Doch so einfach ist es natürlich nicht und in dieser Form wird es auch nicht stattfinden.
Diskutiert wird also darüber, die Legalisierung in mehreren Stufen vorzunehmen. In der ersten Stufe soll der sogenannte Medizinhanf freigegeben werden, Cannabis als therapeutisches Mittel, welches heutzutage Hunderttausenden Patienten unnötigerweise vorenthalten wird. Cannabis auf Krankenschein, bezahlt von der Krankenkasse? Erst einmal Ja. Allerdings nur solange, bis die Kassen zu dem Schluss kommen werden, dass ihre Versicherten dieses Mittel sehr viel kostengünstiger selbst zu Hause auf dem Balkon herstellen könnten. Kurz gesagt: Der Kostendruck wird ein weiterer Antrieb für eine weitere Liberalisierung sein – absolut vernünftig.
Die Sorgen der Ärzte diesbezüglich seien aber erst einmal berechtigt. Immerhin würden viele schließlich zum Arzt rennen und Cannabis verlangen, Menschen, die Leiden vortäuschen, um legal kiffen zu können. Zu beachten sei aber, dass dies auch heute schon mit Medikamenten passiert. Die Zahl der Manager beispielsweise, die sich aus fadenscheinigen Gründen Aufputschmittel verschreiben lassen, ist nicht öffentlich, aber hoch. Und ja, das nennt man Missbrauch und gerade deshalb ist so wichtig, dass langfristig gesehen, eine umfassende Freigabe oberstes Gebot sein sollte, natürlich mit Reglementierungen.
Wo soll künftig Cannabis gekauft werden können?
Zum einen wird über staatlich überwachte private Fachgeschäfte diskutiert, wie es die Grünen in ihrem Entwurf für ein Cannabis-Kontrollgesetz vorschlagen. Möglich sind aber auch Coffeeshops, wie es sie in Holland gibt. Apotheken und Ähnliches wären natürlich auch denkbar, würden aber einen Hauch von „Krankheit“ mit sich ziehen.
Und woher soll der Cannabis bezogen werden? Experten sind überzeugt, dass bestenfalls deutsche Plantagen in staatlichen Händen an lizenzierte und überwachte Fachgeschäfte verkaufen. Testkäufe und Qualitätskontrollen überwachen den Verkauf unter Berücksichtigung von Jugendschutzgesetz und Verbraucherschutz. Ob sich dies langfristig für den privaten Anbau noch so umsetzen lässt, ist allerdings fraglich – wie soll man das kontrollieren? Wichtig sind demnach Kompromisse, etwa eine begrenzte Anzahl an Pflanzen, die angebaut werden dürfen und eine einheitliche Aufklärung für die Bevölkerung.
Cannabis und die Pharmaunternehmen
Sicherlich ist der Pharmaindustrie Cannabis ein Dorn im Auge und es wird diesen auch nicht gefallen, dass Cannabis eine Vielzahl an Medikamenten ersetzen wird. Möglich ist auch, dass die chemische Industrie die Legalisierungsbestrebungen torpediert. Es bleibt ihnen überlassen, welche weiterführenden Konsequenzen diese Tatsache für sie hat und was dahintersteckt. Allerdings wird sich auch die Pharmaindustrie den Gegebenheiten anpassen und neue Produkte auf Cannabis-Basis entwickeln.
Ob die Cannabislegalisierung Deutschland zu einem friedlicheren Land machen wird, bleibt erst einmal dahingestellt. Würde man aber alle Alkoholiker gegen Kiffer austauschen, so würden die Aggressionsprobleme hierzulande stark abnehmen. Fakt ist eben immer noch, dass viele Gewaltdelikte oder Verkehrsunfälle mit Alkohol zu tun haben und nicht ein Fall davon, auf einen Cannabis-Konsum zurückgeführt werden konnte.