Papier, Karton und ähnliche Materialien sind allgegenwärtig, auch wenn wir im Zeitalter der Digitalisierung leben. Ob Zeitungen, Versandkartons oder auch Möbel und Baustoffe – sie enthalten Zellstoff. Selbst die Tapete an den Wänden ist zu einem Großteil nichts weiter als Papier. Der Zellstoff Hanf war einst neben dem Leinen der Hauptbestandteil von Papier. Die Textilfasern wurden erst als Kleidung oder Taue verwendet, die jedoch nicht ewig halten. Das Altmaterial wurde zu Papier verarbeitet. Die Lumpen wurden mit Wasser in Lumpenmühlen gestampft, damit aus ihnen ein feiner Faserbrei wurde. Aus diesem wurde Papier geschöpft. Der Wasserbrei wird auf ein feines Sieb gegeben, die Fasern bleiben zurück.
Mit der heutigen Technik geht alles viel schneller, nur dass der Zellstoff Hanf nicht allein wegen der aus den Kolonien importierten Baumwolle verdrängt wurde. Genau wie bei der Baumwolle war die technische Verarbeitung von Bäumen zu Papier in der Entwicklungsphase einfach schneller vorangeschritten. Bäume gab es damals reichlich, die man einfach fällen konnte, während Cannabis als Kulturpflanze angebaut wird. Die industrielle Verarbeitung der Cannabispflanze war eigentlich direkt vor dem ganz großen Durchbruch, da wurde sie verboten. Andere Rohstoffe waren reichlich vorhanden sowie einige vermögende Männer hier besser ihr Revier abstecken konnten und bereits viel investiert hatten.
Cannabis war nicht als Marihuana, es war als nachwachsender Rohstoff unbequem. Als Marihuana, welches die Mexikaner, Latinos und Schwarzen rauchten, konnte es auf rassistischer Basis leicht verboten werden. Der geschaffene Kampfbegriff „Marijuana“ war kaum geläufig. Die Menschen in den USA um 1937 wussten nicht, dass ebendieser „Hemp“ gemeint war, den bereits George Washington anbaute, zu dessen Anbau die Bürger zwischenzeitlich verpflichtet waren, dessen Stängel über lange Zeit in den USA als Zahlungsmittel dienten.
Mit dem Marijuana Tex Act aus dem Jahr 1937 war der Hemp just in dem Moment verboten, als man ihn an den strategischen Stellen durch Rohölprodukte oder auf andere Weise ersetzen konnte. Dabei war bereits zu diesen Zeiten bekannt, dass von der gleichen Fläche ca. 4,1 Mal mehr Zellstoff für die Papiergewinnung aus Hanf gewonnen werden kann, als mit schnell wachsenden Bäumen. Diese gab es noch reichlich und man brauchte sie nur fällen.
50 Jahre Forschungsstopp
Das Marihuanaverbot, mit dem in weiten Regionen der Welt direkt die ganze Pflanzengattung Cannabis verboten war und dieser teils sehr schwer zu ersetzende nachwachsende Rohstoff in die Nische gedrängt wurde, setzte sich weltweit von den USA ausgehend über Jahrzehnte um. In anderen Ländern wurde der Cannabisanbau erst später verdrängt, dennoch kann von einem Forschungsstopp von wenigstens 50 Jahren gesprochen werden.
Während sich die Verarbeitungstechniken für Holz immer weiter entwickelt haben, so stehen Hanfbauern heute ohne geeignete Maschinen da. Die einstigen sind bereits veraltet. Bis man jedoch zeitgemäße Verarbeitungsmaschinen entwickelt hat, mit denen auch die nötigen Mengen wirtschaftlich verarbeitet werden können, werden gewiss noch Jahre vergehen. Hanfpapier gibt es die ganze Zeit z. B. als Zigarettenpapier, Teebeutel oder auch in Geldscheinen und als exklusives Briefpapier. Der Zellstoff Hanf hat eben hervorragende Eigenschaften.
Zum einen müsste sich direkt ein Bauernverband zusammen tun, um eine ganze Fabrikanlage zu errichten, in der alle zusammen den Zellstoff Hanf verarbeiten können. So ähnlich macht man es für die Verarbeitung von Zuckerrüben oder Milch. Zum anderen müssten die Marketingstrukturen für den Vertrieb aufgebaut werden.
Genau wie beim Holz könnte einfach die gesamte Hanfpflanze zu Papier verschiedener Qualitäten verarbeitet werden. Oder man verarbeitet einen Teil zu hochwertigen Hanftextilien und nimmt für das Papier nur die anfallenden Reste. Dieses wäre sinnvoller, erfordert jedoch eine aufwändigere Fabrikanlage zur Verarbeitung. Ansonsten könnte eine normale Papiermühle gewiss ergänzt werden, um den Zellstoff Hanf für die weitere Verarbeitung vorzubereiten. Aber auch das wäre ein Aufwand, den ein einzelner Landwirt nicht stemmen kann.
Warum ist der Zellstoff Hanf besser?
Wie bereits erwähnt kann von gleicher Fläche mehr Zellstoff Hanf als Zellstoff Holz gewonnen werden, selbst wenn schnell wachsende Bäume angebaut werden. Die heutige Forstwirtschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten rasant weiter entwickelt. Aber auch die Cannabispflanzen oder die Anbaumethoden können weiter entwickelt werden, um für jeden Verwendungszweck die perfekte Ernte zu haben, womit der Zellstoff Hanf wieder einen hohen Ertrag im Vergleich zu schnellwüchsigem Holz liefert. In den Zeiten vom Peak Soil muss die globale Landwirtschaft sich immerhin einiges einfallen lassen, um die benötigte Biomasse auf lange Sicht zu erzeugen. Hanf ist ein Bodenverbesserer und kann zum Erhalt bestehender landwirtschaftlicher Flächen beitragen.
Weiterhin ist der Zellstoff Hanf sehr hell und kann ungebleicht verarbeitet werden. Die Verarbeitung ist zwar mit Aufwand verbunden, sie ist jedoch ökologischer, als die Holzverarbeitung. Aus den wertvollen Fasern kann sehr hochwertiges Papier hergestellt werden, welches sich öfter als gewöhnliches Papier recyceln lässt. Damit würde rechnerisch der Ertrag von gleicher Fläche sogar noch wachsen. Aber selbst die Schäben können noch für die Herstellung von weniger hochwertigen Kartonagen verwendet werden, sowie diese als Baustoff oder auch Heizstoff taugen.
Ein weiterer Punkt, wegen des Zellstoffes Hanf einfach besser ist, wäre die Haltbarkeit. Papier oder Kartonagen aus Holz werden nach einer gewissen Zeit brüchig und zu Staub zerfallen. Bei einem hochwertigen Papier aus Holz wird das über 100 Jahre dauern. Wer bedrucktes Hanfpapier sorgsam lagert, könnte es auch in 10.000 Jahren noch lesen. Warum? Der Zellstoff Hanf enthält keine Säuren. Papier aus Holz enthält jedoch Säuren, die über die Zeit hinweg am Papier nagen. Das Papier altert und wird irgendwann zerfallen.
Weiterhin kann der Landwirt im Frühjahr säen und schon im Herbst den Zellstoff Hanf ernten. Er hat im Schnitt möglicherweise mehr Arbeit als mit einem Wald. Beim Wald muss er jedoch viele Jahre auf die Früchte seiner Arbeit warten, beim Zellstoff Hanf nur bis zum Herbst. Auch wenn er jedes Jahr seine Felder neu bestellen muss, so ist die Hanfpflanze pflegeleicht und benötigt kaum Ackergifte. Schwierig zu bewirtschaftende Flächen würde man natürlich, weiterhin mit Bäumen bepflanzen, etwas Stammholz braucht es auch.
Schlussbemerkung
Einst waren es Textilien aus Hanf und Leinen, die irgendwann in der Papiermühle gestampft wurden, bis ein Wasser-Faserbrei entstand, aus dem Papier entstand. Auch heute werden Textilien gesammelt und weiter verarbeitet. Da andere Rohstoffe „bequemer“ waren und im Hanf sogar ein Konkurrent für viele Produkte entdeckt wurde, unterstützen gewisse Kreise noch immer diejenigen, die den Hanf wegen seiner berauschenden Wirkung verbieten – und damit mehr oder weniger die ganze Pflanzengattung Cannabis verbannen.
Selbst wenn wir über Nacht als Gesellschaft davon ablassen würden, braucht es einige Jahre oder eher Jahrzehnte, um passende Maschinen für die Landarbeiten oder die Verarbeitung zu entwickeln. Es braucht auch Jahre, um für unterschiedliche Verwendungszwecke passende Sorten oder genug Saatgut von diesen zu gewinnen. Der Hanfpflanze kann also nicht über Nacht ihr alter Status zurückgegeben werden. Dennoch muss es nicht noch einmal 80 Jahre dauern, bis Cannabis in allen Lebensbereichen wieder allgegenwärtig ist und uns in vielen Aspekten bereichert.