Hanf wäre unter den Pflanzen vielleicht dem Hausschwein unter den Tieren gleichzusetzen: Man kann einfach alles verwenden und nur das, was gerade nicht gebraucht wird oder wirtschaftlich genutzt werden kann, ist Hanfabfall. Je nach Verwendungszweck wird direkt ein passender Strain angebaut. Wer Marihuana ernten möchte, wird kein Nutzhanf anbauen.
Hanf als die universale Nutzpflanze hat keinen Abfall
Wer Fasern für Seile oder die Papiergewinnung benötigt, baut hingegen kein Marihuana an. Samen dienen als Nahrung, Futtermittel und Rohstoff für viele Produkte. Die Fasern aus den Stängeln dienen als Rohstoff für Papier, Seile und Baustoffe. Die Schäben aus den Stängeln können als Baustoff oder Brennstoff verwendet werden. Die Blätter wären als Futtermittel, Gründünger oder aufgrund ihrer Inhaltsstoffe auch für die Medizin geeignet. Selbst die Wurzeln lassen sich für die Medizingewinnung nutzen.
Es gibt an der Hanfpflanze nicht einen einzigen Bestandteil, der sich nicht nutzen ließe. Es gibt jedoch vermutlich nicht eine Hanfpflanze, die sich für jeden Verwendungszweck optimal eignet und deswegen lässt sich häufig nicht alles wirtschaftlich verwerten. Von einer Hanfpflanze, deren Stängel genutzt werden sollen, die ansonsten für Marihuana oder die Samengewinnung nicht interessant ist und vielleicht vor der Reife für die bessere Stängelqualität geerntet wird, werden die Blüten mit den Samen möglicherweise noch als Futtermittel gesondert gesammelt, wenn es der Aufwand rechtfertigen würde, ansonsten wäre es Hanfabfall. Wird Marihuana zur Bodenentgiftung angebaut, könnten die Stängel vielleicht genutzt werden, die Blätter müssten jedoch entsorgt werden, um die Giftstoffe wirklich vom Acker wegzubekommen. Auch dafür kann Hanf angebaut werden, wobei andere Pflanzen die Böden nicht entgiften und reparieren würden.
Was ist Hanfabfall im Indoor Marihuanaanbau?
Der typische Marihuana Grower hat es nur auf die Blüten abgesehen. Teils wären selbst die Blütenblätter, die noch Wirkstoff enthalten, bereits Hanfabfall, da es je nach Situation keinen Marktwert gibt. Jedoch können diese Blütenblätter häufig als Knasterersatz genutzt werden und enthalten bereits Wirkstoffe. Sie können auch über Extraktionsverfahren weiter konzentriert werden, wobei natürlich Abfälle entstehen, wenn die Blätter zurückbleiben. Selbstversorger und Liebhaber Grower erklären, dass sie die großen Pflanzenblätter noch zum Kochen und Backen z. B. für Hanfbutter verwenden und auch hier noch Wirkstoffe enthalten sind, die sonst nicht genutzt werden. Das sollte natürlich nur dann gemacht werden, wenn während der ganzen Anbauphase keine Sprays usw. auf die Pflanzen gespritzt wurden und diese nicht von Schädlingen befallen waren und auch kein Schimmel aufgetreten ist und die Blätter nicht verwelkt sind.
Theoretisch könnten auch die Stängel noch verwendet werden, um z. B. Papier oder Textilien zu gewinnen. Das wird vermutlich an mangelnder Quantität nicht wirtschaftlich möglich sein, man kann diese Stängel jedoch trocknen und als Brennstoff verwenden oder mit verwenden. Natürlich können auch die Wurzeln ausgegraben und medizinisch oder auf anderem Wege genutzt werden. Natürlich nur dann, wenn davon auszugehen ist, dass sie nicht aufgrund der Anbaumethode mit Rückständen von Pestiziden, Bodenmitteln oder Dünger maßgeblich belastet sind. In der Regel lohnt es kaum, die Blätter, Stängel oder Wurzeln einer kleinen Indoor Marihuana Plantage zu verwenden. Auch dann ist es kein Hanfabfall, sondern wie der Raps, der nach dem Weizen gesät, aber nie geerntet wird, Gründünger. Es kann kompostiert und im Garten oder im Grow weiter genutzt werden.
Die eigentlichen Hanfabfälle im Indoor Marihuanaanbau
Viele können oder wollen ihre Pflanzenreste nicht kompostieren und können auch nicht die Erde weiter nutzen. Diese kann man nur ohne Perlite und ohne Hanfblätter im örtlichen Recyclinghof als Gartenabfall entsorgen. Perlite sollten natürlich auch nicht in der Natur entsorgt werden. Sie müssen somit im Recyclinghof in einen anderen Container oder den Restmüll. Es sollte hier nur Hanfabfall, der nicht als dieser erkennbar ist, entsorgt werden. Noch schwieriger wird es deswegen mit Steinwollmatten, die auch sehr auffällig sind. Man kann sie erst trocknen, in schwarze Müllsäcke stecken und in den Restmüll geben, direkt bevor dieser abgeholt wird. CoGr hingegen kann man von den Folienmatten getrennt entsorgen, das ist besser und weniger auffällig.
Viele sehen das Wasser bei hydroponischen Systemen nicht. Wer einen Garten hat, kann damit hervorragend gießen und nutzt den teuer bezahlten Dünger. Leuchtmittel müssen wieder zum Recyclinghof, auf dem auch defekte Technik usw. entsorgt werden kann. Man sollte vielleicht jemand anderen zum Entsorgen schicken, wenn man kein Auto hat und sich dort nicht blicken lassen will. Ein weiterer „Hanfabfall“ wäre die Abluft, die riechen wird. Ihr sollte durch einen Kohlefilter der Geruch genommen werden. Der Kohlefilter muss natürlich ständig geprüft werden, ob er noch gut ist. Beim alten Kohlefilter kann teils die Kohle getrennt zum Metall unauffälliger entsorgt werden. Auch Licht sollte nicht aus den Fenstern scheinen, wenn es Nacht ist. Man erkennt das Lichtspektrum und es könnte stören. Und natürlich wäre das gerauchte Marihuana als Hanfabfall zu nennen, welches als Asche und Joint-Stummel entsorgt wird. Auch hier sollte alles diskret vonstattengehen.
Fotos: Aufgenommen auf der Hanfmesse Cultiva in Wien.