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Aus der italienischen Region Belluno stammt der erste transparente Hanf-Biokunststoff. Hinter dem neuen, aus Zellulose bestehendem Material, das hauptsächlich mechanisch verarbeitet wird, steht das Unternehmen The Eyes Republic. Unter dem Gelübde, lediglich biokompatible Materialien zu verwenden und dabei den Menschen mitsamt seiner Umwelt zu berücksichtigen, stellt dieses Unternehmen Designerbrillen und Accessoires her.
Dieser Schwur hat sie dazu veranlasst, nach neuen Kunststoffen zu suchen, die sie fortan als modische Biopolymere betiteln. Die Materialien dürfen lediglich aus organischen sowie erneuerbaren Quellen stammen und müssen obendrein biokompatibel und biologisch abbaubar sein.
Eine Revolution?
Die erste Vorführung erleben die neuen Kleidungsstücke im Frühjahr auf zahlreichen Messen, wie Mido. Dabei nennen sich ihre Produkte in der Originalsprache italienisch „Cannaplastica“ und „cann-ochiali“, was übersetzt so viel heißt wie „Cannakunststoff“ und „Cann-Brillen“.
Als beste Quelle für den neuen Biokunststoff hat sich Alpenhanf erwiesen, allem voran unter Berücksichtigung der Verwendungszwecke sowie der Leistung. Auch unter Gesichtspunkten des Umweltschutzes ist diese Quelle am vielversprechendsten, da während der verschiedenen Produktionsstufen am wenigsten CO₂ in die Atmosphäre abgegeben wird.
Fachlich bezeichnet man das neue Produkt als Cellulosemonoacetat. Drei unterschiedliche mechanische Verfahren sowie ein biomechanischer Schritt werden benötigt, um das innovative Material herzustellen. Dabei werden jegliche toxische Substanzen wie Fluoride, Phthalate, Chloride und Esther vom Prozess ferngehalten. In normalem tragbaren Kunststoffen sind diese Bestandteile in großen Mengen vorzufinden.
Die Verwendungszwecke belaufen sich primär auf Brillen sowie tragbare Mode. Es besteht laut dem Unternehmen jedoch die Möglichkeit, auch synthetische Kunststoffe zu ersetzen, wie sie unter anderem in der Telefonie, der Beleuchtungstechnik und auch in Smarthomes eingesetzt werden. Der Anbau von Cannabis habe laut dem Unternehmen einen hohen Wert für die Umwelt und sollte dementsprechend neu belebt werden. Interessant ist auch, dass dieser Kunststoff mit anderen Biopolymeren kombiniert werden kann, weswegen noch nennenswerte Produkte zu erwarten sind.
Kunststoffe aus Hanf gibt es schon lange
Bereits im Mittelalter wurde Hanf mit Milch zu einem Stoff verarbeitet. Diesen Prozess kannten schon damals Maler, Apotheker, Bildhauer und selbst Schwertkämpfer. Zahlreiche Utensilien der damaligen Zeit wurden auf diese Weise angefertigt, so bspw. feuerresistente Seile, Konservierungsmittel, wasserdichte Bleche, Kleidung und Stiefel und selbst Kohlen zum Härten von Stahl. Die Kombination der Cellulose des Hanfes und des Kaseins der Milch sorgten für resistente und lange Kohlenstoffketten.
Die Idee hinter The Eyes Republic beinhaltet auch, dass bewährte Verfahren, natürliche Materialien und umweltfreundliche Produkte in den modernen Markt eingegliedert werden sollen. Dieser Schritt sei obligatorisch für die Umstellung auf eine grüne Wirtschaft, die sich jedoch nur wenige in die Tat umzusetzen trauen.
Zusammenarbeit ist erwünscht
Der Anfang besteht im Hanfanbau in bisher ungenutzten Berggebieten der Alpen. Dadurch soll Einkommen für Kleinbauern realisiert werden, andere Unternehmen sollen auf den Zug aufspringen und entsprechende Umstellungen vornehmen und auch veraltete berufliche Praktiken sollen ihren echten Wert zurückerlangen. Ziel sei es, eine Bioraffinerie in den Alpen zu schaffen, welche neue Türen für die Zukunft öffnet.
Aufgrund dieser Ansichten drängt das Unternehmen andere Gründer zur Tat: Jeder, der Materialien herstellen, fertige Produkte produzieren oder auch wer neue Geschäftsideen hat und diese ökologisch und nachhaltig umsetzen will, soll sich dem Projekt der Bioraffinerie anschließen.