Papier aus Hanf wurde vor über 2.000 Jahren in China erfunden, aber erst im 13. Jahrhundert erreichte es Europa. 500 Jahre lang war es der in der Papierherstellung meist verbreitetste Rohstoff.
Nachdem im 19. Jahrhundert Verfahren zur Papiergewinnung mittels Holz entwickelt wurden, etablierten diese sich beinahe allein aufgrund des Preises vorwiegend im Bereich Druck- und Schreibpapier. Bei Betrachtung der Pflanze an sich stellt sich Hanf eigentlich als die weitaus geeignetere Faser zur Papiergewinnung heraus, einerseits dadurch, dass man vier- bis fünfmal höhere Erträge bezogen auf die Anbaufläche erhält als bei Holz, andererseits, weil Hanfpapier wesentlich stabiler und langlebiger ist. Bücher, die auf Hanfpapier gedruckt sind, überdauern, um eine vielfach längere Zeit ohne restauriert werden zu müssen. Außerdem vergilbt es nicht und ist von Natur aus heller als Holzfaser, muss also nicht gebleicht werden.
Der wichtigste Aspekt, der der Nachhaltigkeit und Erhaltung der Wälder, sei da natürlich auch noch als Argument für die Hanffaser erwähnt. Immerhin kann ein Hektar großes Cannabis-Feld in der Papierindustrie 120 Hektar Baumbestand ersetzen und die Hanfpflanze hinterlässt, nachdem sie geerntet wurde, einen sogenannten „garen Boden“, was so viel bedeutet wie, dass der Boden im idealen Zustand hinterlassen wird um direkt danach wieder bepflanzt zu werden.
Und doch wird Hanffaser heute eher nur in der Herstellung von spezielleren Papieren verwendet, wie Banknoten oder Zigarettenpapier.
Als vermeintlicher Grund dafür, dass Hanf sich in der Papierherstellung nicht gegen Holz durchsetzen kann, werden oft die höheren Herstellungskosten genannt. Ob dem so ist, lässt sich jedoch hinterfragen, denn höhere Herstellungskosten sind ja oft mit der geringeren Menge hergestellten Papiers verbunden, was wiederum auf die niedrigeren Absatzzahlen zurückgeführt werden kann. Im Klartext bedeutet das, dass, wenn man Hanfpapier in den gleichen Mengen produzieren würde wie herkömmliches Papier, dürften die mit der Herstellung verbundenen Kosten je Blatt dementsprechend auch niedriger werden. Leider wurden Ernte- und Verarbeitungstechnologien für Hanf in den letzten 50 Jahren so gut wie nicht weiterentwickelt, sodass auch durch weniger Effizienz die Herstellungskosten höher ausfallen als bei Holzzellstoffen.
Ein weiterer Aspekt des höheren Preises für Hanfpapier ist, dass es günstiger ist, einen Wald zu roden, als eine Fläche zu bestellen. Dies allerdings sollte heute mit allem, was wir über den Zustand unseres Planeten wissen, kein ausschlaggebender Grund sein. Ferner gibt es auch Kosten in die Höhe treibende Auflagen für den Anbau von Nutzhanf, sodass nicht mit selbst gewonnenen Samen gearbeitet werden darf.
Tatsache ist, dass das Schicksal des Hanfpapiers natürlich eng mit den zunehmenden Verboten der Nutzpflanze in den vergangenen Jahrzehnten verknüpft war. Obwohl es seit den 50er-Jahren bereits Nutzhanf gab, der nahezu THC-frei war, war in Deutschland der Anbau zwischen 1982 und 1995 durch das Betäubungsmittelgesetz vollständig untersagt.
Nun, wo Hanf in vielen Ländern in der Welt gewissermaßen eine Renaissance erfährt, und vielerorts medizinischer oder anderweitiger Gebrauch entkriminalisiert wird, könnte auch Papier aus dem vielseitigen Rohstoff ein Comeback erleben. Dieser hängt sicher großteils vom Umweltbewusstsein der Verbraucher ab, denn zunächst ist Hanfpapier auf jeden Fall erst einmal teurer als herkömmliches. Wenn die Nachfrage, dieser Tatsache ungeachtet, langfristig gesteigert werden kann, wird sich die Industrie darauf einstellen.
Diesen Einfluss als Käufer auszuüben, durch die Nachfrage das Angebot zu bestimmen, würde im Falle von Cannabis auch allgemein zusätzliches Gewicht auf die Bemühungen legen, diese so überaus nützliche Pflanze und all ihre Verwendungsmöglichkeiten zu entkriminalisieren. So betrachtet gibt es doch einige Gründe in Zukunft möglichst auf die Verwendung von Hanfpapier umzusteigen und beim Kauf von Papierwaren darauf zu achten.
Hanfpapier selbst schöpfen
Wer Zeit hat, kann sich mit einigem Aufwand auch sein eigenes Hanfpapier herstellen. Dies ist jedoch eher eine Spielerei oder etwas für Enthusiasten mit viel Freizeit.
Dazu benötigt ihr:
- circa 20 Stängel von Hanfpflanzen, die für circa 2 bis 3 Wochen in regelmäßig wechselndem Wasser eingelegt werden
- Schere
- Dampfdruckkochtopf
- Mixer
- Wanne zum Papierschöpfen
- Suppenkelle
- selbst gebastelter Schöpfrahmen bestehend aus zwei Rahmen á 20 mal 25 cm, einer davon mit Fliegengitter bespannt
- Schwamm
- Haushaltstücher aus Filz
- Presse
- Zeitungspapier zum Trocknen
Nach zwei Wochen im Wasser sind aus den Stängeln Langfasern entstanden. Diese müssen von ihrem Holzkern getrennt werden. Dann schneidet man die Langfasern in 1 bis 2 cm lange Teile und kocht sie für ungefähr 5 Stunden im Dampfkochtopf. Man erhält eine Masse, die man auskühlen lässt und anschließend mixt. Jetzt wird die Wanne mit ca. 10 cm Wasser befüllt, der Schöpfrahmen darüber gehalten und etwa eine Kelle der Mischung darüber verteilt. Den Rahmen soll man ganz vorsichtig schwenken, dass sich die Masse im Wasser verteilt. Dann den Schöpfrahmen aus dem Wasser heben und den oberen Rahmen entfernen. Das Papier kann nun auf das Haushaltstuch gestürzt werden. Mit einem Schwamm entfernt man das überflüssige Wasser. Man löst das Papier vom Rahmen, bedeckt es mit einem Tuch und das dann mit Zeitungspapierbögen. Nach und nach entsteht ein Stapel an Papier, der mit einer Presse beschwert wird. Das Papier muss dann nur noch getrocknet werden, allerdings nicht in der Sonne, da es ansonsten schrumpft.
Viel Spaß beim Schöpfen!