Der Anbau von Nutzhanf hat viele Vorteile. Einer davon sind die daraus gewonnen Hanffasern, die sich zu verschiedenen Produkten weiterverarbeiten lassen. Die Einsatzgebiete von Faserhanf reichen dabei von der Textil- und Papierindustrie über die Landwirtschaft bis hin zum Häuserbau.
Hanffasern – Anbau und Ernte
Nutzhanfpflanzen werden nicht nur wegen ihres hohen CBD-Gehalts angebaut. Lang- und Kurzfasern aus der Hanfpflanze können auf vielfältige Art und Weise verarbeitet werden. Hanf ist eine einjährige Pflanze und bevorzugt Böden mit guter Wasserversorgung und einem pH-Wert zwischen 6 und 7,5. Die Pflanzen sind anspruchslos und robust und bestens für den biologischen Anbau ohne Schädlingsbekämpfungsmittel geeignet. Nach der Ernte hinterlässt Hanf einen fruchtbaren Boden.
Je nachdem, was aus den Hanffaser Pflanzen hergestellt werden soll, kommen unterschiedliche Anbaumaßnahmen zum Einsatz. Das bezieht sich hauptsächlich darauf, in welchem Abstand die Pflanzen eingesetzt werden. Je dichter sie beisammen sind, desto höher ist der Stängelanteil und desto feiner wird die daraus gewonnene Faser. Im Gegenzug sinkt der Anteil an Hanfsamen.
Langfaser und Kurzfaser
Langfasern sind von höchster Qualität und werden zu hochwertigen Textilien oder technischen Hanffaser weiterverarbeitet. Dafür wird das sogenannte Hanfstroh nach der Ernte ausgelegt und getrocknet. Nach der Trocknung folgt die Wasserröste. Die geschnittenen Stängel werden dabei parallel in Wasser gelegt. Dort werden Substanzen abgebaut, was für den biologischen Faseraufschluss bedeutungsvoll ist.
Letztlich ist die Wasserröste eine kurze Fäulnis unter kontrollierten Bedingungen. Dieser Schritt wird auch bei anderen Faserpflanzen wie Leinen oder Jute angewandt. Nach der Wasserröste wird das Hanfstroh erneut gebrochen und auf dem Feld getrocknet. Anschließend entstehen durch Schwingen und Hecheln die Langfasern mit einer Länge von 15 cm bis 1,5 m.
Kurzfasern hingegen werden in modernen Aufschlussanlagen produziert. Um die Pflanzen darauf vorzubereiten, wird das Hanfstroh im Gegensatz zur Wasserröste auf dem Feld geröstet. Die Feldröste verfolgt jedoch dasselbe Ziel: Den biologischen Aufschluss der Fasern im Stängel, bis sie sich leicht vom Kern lösen lassen. Danach wird das Stroh zu Rund- und Querballen gepresst. Die Ballen werden in einer Faseraufschlussanlage gebrochen und die Hanffasern vom Holzkern getrennt.
Faserqualität
Hanffasern sind überaus reißfest und widerstandsfähig. Die Naturfasern werden in der Papierindustrie, für Textilien oder beim Autobau eingesetzt. Während Langfasern für Textilien und technische Fasern verwendet werden, finden Kurzfasern Anwendung als Dämmmaterial und für grobe Stoffe. Zudem fallen bei der Fasergewinnung als Nebenprodukt Schäben an. Das sind Reste der verholzten Pflanzenteile, die nicht für die Gewinnung von Fasern verwendet werden können. Hanfschäben werden hauptsächlich als Tiereinstreu verwendet und wegen der hervorragenden Saugfähigkeit und leichten Kompostierbarkeit geschätzt. Gemischt mit Kalk und Sand können Schäben auch als Baustoff verwertet werden.
Ein weiteres Nebenprodukt sind Superkurzfasern. Mit ihrer Länge von wenigen Millimetern bis zu einem Zentimeter können sie nicht wie Kurzfasern verarbeitet werden. Superkurzfasern reichern Viehfutter mit Ballaststoffen an und werden auch für Kunststoffe eingesetzt.
Hanffasern – eine lange Erfolgsgeschichte
Bereits im alten China kannte man die wertvollen Eigenschaften von Hanffasern. Im 17. Jahrhundert wurden Hanffasern vorwiegend für die Produktion von Seilen oder Segeln für die Schifffahrt verwendet. Bis ins 18. Jahrhundert galt Hanf als einer der wichtigsten Rohstoffe der europäischen Textilindustrie. Nachdem der Hanfanbau gänzlich zum Erliegen gekommen war, darf in Deutschland seit Mitte der 90er-Jahre wieder Nutzhanf angebaut werden.
Die Hanffaser befindet sich im Stängel der Pflanze. Deswegen strebt man durch bestimmte Techniken Pflanzen mit langen Stängeln an. Durch die Trocknung auf dem Feld wird der Stoff, der die Fasern zusammenhält, mittels Regen und Sonne abgebaut, damit sie sich leichter lösen lassen. Nicht nur die Faser, sondern auch vermeintliche Abfallprodukte der Fasergewinnung, lassen sich effizient weiterverarbeiten.