Der Fokus in Bezug auf die Hanfpflanze liegt ganz klar im oberen Teil, in den Hanfblüten. Doch auch das untere Ende überzeugt mit wertvollen gesundheitsfördernden Eigenschaften, die ausschließlich dort zu finden sind. Die Hanfwurzel wird nun endlich wiederentdeckt und für Gesundheitsprodukte genutzt.
Die Hanfwurzel und ihr Einsatz in der Medizin haben eigentlich eine lange Geschichte. Bereits im 12. Jahrhundert gab es Berichte über ihren Einsatz schon Jahrhunderte zuvor, die vom Universalgelehrten Ibn Sina (980 -1037) beschrieben worden waren. Doch es wird vermutet, dass der Einsatz der Hanfwurzel bereits seit der Kultivierung der Hanfpflanze – Berichte darüber gehen bis ins 4. Jahrtausend vor Christus zurück – stattgefunden hat. Genutzt wurde sie vorwiegend, indem die Hanfwurzel ähnlich einem Tee ausgekocht wurde.
Auch wenn die Wissenschaft und Forschung in puncto Hanfwurzel noch am Anfang steht, hat sich zum Beispiel auch Ethan B. Russo, der als der Entdecker des Endocannabinoid-Systems gilt, mit ihr beschäftigt. In einem wissenschaftlichen Artikel aus dem Jahr 2017 (gemeinsam mit Natascha R. Ryz sowie David J. Remillard) verweist er auf ihren jahrhundertelangen Einsatz bei medizinischen Behandlungen. So werden explizit die Berichte von Plinius dem Älteren (23 bis 79 n. Chr.) in dessen Werk Naturalis historia (auch Historia naturalis, deutsch „Naturforschung“ oder „Naturgeschichte“) angesprochen, wo Plinius beschreibt, dass die Hanfwurzel Erleichterung bei steifen Gelenken, der Gicht und ähnlichen Beschwerden bringt.
Ebenso erwähnen die Wissenschaftler, dass zahlreiche Mediziner und Kräuterkenner im 17. Jahrhundert die Hanfwurzel zur Behandlung folgender Beschwerden anwandten: Fieber, Entzündungen, Gicht, Arthritis, Gelenkentzündungen, Hautverbrennungen und harten Tumoren. Ebenso wurde die Hanfwurzel zur Behandlung von postpartaler Hämorrhagie (Blutungen nach der Geburt), bei schweren Geburten, Geschlechtskrankheiten, Magen-Darm-Erkrankungen sowie Infektionen eingesetzt.
Sie weisen darauf hin, dass die zurzeit zur Verfügung stehenden Daten zur Pharmakologie der Hanfwurzelkomponenten aus dem historischen Einsatz und zu den Eigenschaften der Hanfwurzel die heutige Forschung unterstützen. Doch was macht die Hanfwurzel so besonders und gleichzeitig anders als die übrigen Teile der Hanfpflanze?
Triterpene Friedelin und Epifriedelanol
Auch wenn die Forschung zur Hanfwurzel noch in den Kinderschuhen steckt, sind wichtige aktive Komponenten bereits bekannt. Die Hanfwurzel unterscheidet sich dabei klar vom oberen Teil der Pflanze. Phytocannabinoide wie THC (Tetrahydrocannabinol) oder CBD (Cannabidiol) sind in nur kleinen, für eine Wirkung unbedeutenden Mengen enthalten, ebenso wie Terpene.
Allerdings gibt es in der Hanfwurzel die Triterpene Friedelin und Epifriedelanol, die in der Hanfpflanze ausschließlich in der Wurzel zu finden sind.
Terpene sind bekannt. Diese Verbindungen sind wichtige natürliche, organische Bestandteile von Pflanzen und geben ihnen ihren charakteristischen Geruch und Geschmack – man denke an Pfefferminze, Rosmarin, Eukalyptus und auch den Hanf – und verfügen über mittlerweile gründlich erforschte umfassende gesundheitsfördernde Eigenschaften. Terpene bestehen aus einer großen Menge und Vielfalt an Kohlenstoffgerüsten. Oft werden sie auch Isoprene, die als Grundeinheit von Terpenen gelten, genannt. Die den Terpenen typischen Kohlenstoffgerüste bestehen aus Isoprenketten.
Triterpene sind aus drei Terpeneinheiten aufgebaut, also insgesamt sechs Isopreneinheiten mit zusammen 30 Kohlenstoffatomen.
Entzündungshemmende und schmerzlindernde Eigenschaften
Friedelin, es ist auch in Zitrusfrüchten, Bambus, Rhododendron, Algen, Flechten und in der Rinde von Eichen zu finden, wird in ayurvedischen Behandlungen bereits vielfach eingesetzt. In-vivo-Experimente bei einer topischen, also äußerlichen Anwendung zeigten eine entzündungshemmende und schmerzlindernde Wirkung auf Schwellungen und Ödeme. Außerdem besitzt Friedelin laut Forschungsergebnissen starke antioxidative und leberschützende Eigenschaften. Zusätzlich hat es in vitro hemmende Effekte auf das Wachstum von Krebszellen bewiesen.
Und auch für die fiebersenkende Wirkung der Hanfwurzel sowie für die Behandlung von Osteoarthritis, sprich Gelenkentzündung, dürfte das Triterpen Friedelin verantwortlich sein. Epifriedelanol wird ebenfalls von der Wissenschaft bereits eingehend untersucht. Es hat ähnliche Effekte wie Friedelin und wird als potenter Inhaltsstoff für Anti-Aging-Kosmetik gehandelt. Laut Forschungsergebnissen kann es die natürliche Einstellung des Wachstums von Primärzellen verhindern.
Neben den zwei Triterpenen konnten noch folgende aktive Komponenten in der Hanfwurzel identifiziert werden: die Monoterpene Carvon und Dihydrocarvon, die Alkoloide Cannabisativin und Anhydrocannabisativin, die Sterole Sitosterol, Campesterol, Stigmasterol und Hydroxy-trans-Cinnamamid sowie Cholin.
Produkte mit der Hanfwurzel
Die Wiederentdeckung der Hanfwurzel findet sich auch in neuen Produkten wieder. So beinhaltet z. B. die neue CBD Salbe von BioBloom, Bio Hanfproduzent aus dem Nordburgenland (Österreich) ein Extrakt aus der Hanfwurzel, die das Unternehmen in einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit der Technischen Universität Wien, eingehend untersucht hat. Mithilfe eines speziellen Extraktionsverfahrens konnten die gesundheitsfördernden Eigenschaften der Wurzel für die biologische Salbe aua power genutzt werden.