Hanf erlebte in der industriellen Anwendung eine Art Renaissance und kann selbst für die Technikbranche immer wichtiger werden. In immer mehr Bereichen spielt der Rohstoff mit seinen beeindruckenden Eigenschaften eine entscheidende Rolle und zeigt vielversprechendes Potenzial für neue Anwendungsgebiete.
Viele Menschen begegnen der Hanfpflanze heutzutage in Form diverser Naturprodukte wie Nahrungsergänzungsmitteln, Textilien aber auch in Kosmetika oder als Baustoff und Dichtungen von Wasseranschlüssen werden seit jeher unbewusst in einer Vielzahl von Haushalten mit Hanffasern gemacht. Es gibt jedoch auch Bereiche, wo man Hanf auf den ersten Blick nicht unbedingt vermuten würde.
Dass der vielfältige Einsatz von Hanf kein Wunschdenken einer Minderheit ist, bestätigen auch Einschätzungen professioneller Unternehmen, die sich auf die Analyse bestimmter Branchen spezialisiert haben. Eines davon ist New Frontier Data, eine Firma, die vorwiegend Entwicklungen innerhalb der Cannabisindustrie genauer unter die Lupe nimmt.
Mit über 20 Jahren Erfahrung in den Bereichen Finanzen, Unternehmensanalyse, Branchenberichten sowie aufkeimenden Märkten liefern New Frontier Data seit einiger Zeit interessante Daten darüber, wie Hanf als robuste, umweltfreundliche und kostengünstige Pflanze zu einem der vielfältig eingesetzten natürlichen Rohstoffe der Welt wurde. Wie wichtig Hanf für die Industrie wirklich ist, zeigen die vielen wichtigen Anwendungsgebiete.
Hanf in der Automobilindustrie
Die Automobilindustrie ist eine der mächtigsten der Welt mit ungeahntem Einfluss. Als der deutsche Autobauer BMW im Jahr 2013 das Elektromodell i3 vorstellte, wurde klar, dass man den Gedanken der Nachhaltigkeit auch auf das Innenleben des Autos übertragen wollte. Für Armaturen wurde ein Gemisch aus Hanffasern verwendet, das den i3 um 360 kg leichter macht als Modelle der Konkurrenz.
Noch einen Schritt weiter geht der Autohersteller Renew Sports Cars und setzt auch bei Karosseriebauteilen auf Hanffasern. Das Ergebnis ist dasselbe: Eine drastische Reduzierung des Gewichts. Gleichzeitig sind die verarbeiteten Hanffasern sehr stabil und brechen bei einem Unfall etwa stumpf ab.
Superkondensatoren aus Hanf
Ganz genau, Superkondensatoren sind extrem leistungsfähige Geräte zum Speichern von Energie, welche innerhalb kürzester Zeit wesentlich mehr Energie bereitstellen können als herkömmliche Batterien oder Akkus. Sie werden zum Beispiel in Elektroautos eingesetzt.
Für die Produktion von Superkondensatoren wird derzeit hauptsächlich noch Graphen verwendet. Bereits im Jahr 2004 fanden Forscher der Clarkson University in New York jedoch heraus, dass Superkondensatoren auf Hanfbasis beinahe 200 % mehr Energie speichern können. Die Vorteile liegen auf der Hand. Die Bereitstellung von Graphen ist in jeder Hinsicht überaus intensiv. Es ist teuer in der Herstellung, frisst viele Rohstoffe und wird aus Indien und China importiert. Der Anbau von Hanfpflanzen ist umweltfreundlich und kann so gut wie überall umgesetzt werden. Hanffasern spielen für den Ersatz von Graphen eine wichtige Rolle und sind um ein Vielfaches günstiger.
Hanf für die Bodenaufbereitung
Hanf macht den Boden fruchtbar und nach dem Anbau von Hanfpflanzen kann die Erde hervorragend für anderes Saatgut wie Weizen genutzt werden. Die sogenannte Phytosanierung bezeichnet die Sanierung von kontaminiertem Boden oder des Grundwassers mithilfe von Pflanzen. Dabei werden Giftstoffe über die Wurzeln aufgenommen und für die Ausscheidung in der Pflanze gespeichert. Die Phytosanierung durch den Anbau von Hanfpflanzen kann für die Landwirtschaft ein wichtiger Faktor bei der Planung und Bereitstellung der Felder sein.
Nutzhanf oder „Drogenhanf“?
Immer noch lassen sich viele Menschen durch die Verbindung der Nutzhanfpflanze zum „Drogenhanf“ abschrecken. Dabei sind dies zwei völlig unterschiedliche Arten. Nutzhanf enthält das psychoaktive Cannabinoid THC in einer weitaus geringen und nicht wahrnehmbaren Konzentration (unter 0,3 %). Trotzdem ist das kein Freifahrtschein für den Anbau. In Deutschland darf Nutzhanf zum Beispiel nur von „Unternehmen“ der Landwirtschaft angebaut werden.
Auf eine grüne Zukunft?
China hat in Sachen Hanfanbau weltweit die Nase vorn. Wie in einem Artikel bei High Times zu lesen ist, produziert China jährlich 44.000 Tonnen Hanf, das sind beinahe 40 % des weltweiten Bedarfs. In Südamerika stammt der größte Teil des Nutzhanfes aus Chile, in Europa scheint Frankreich der eifrigste Produzent zu sein.
Zudem gab das Land der Mitte kürzlich bekannt, man wolle den technologischen Markt in den Bereichen Industrierobotern, Software und Elektromobilität dominieren. Um auf das Beispiel mit den Superkondensatoren zurückzukommen, könnten dort durch die Verbindung von Hanf und Technik nachhaltige Energiequellen entstehen, die unter anderem Computer um ein Vielfaches schneller machen. Halbleiter aus Graphen besitzen zwar dieses Potenzial, sind aber immer noch teuer in der Herstellung.
Still und heimlich ist China zu einer Supermacht in Sachen Hanfanbau geworden. Experten schätzen, dass der Markt in den nächsten Jahren auf eine 100 Milliarden Yen (ca. 790 Mio. Euro) schwere Industrie anwachsen wird. In Regionen mit Brachland könnte der Anbau von Hanfpflanzen wieder für fruchtbaren Boden sorgen. Außerdem finden sich Hanffasern bereits in der Automobil- und Textilindustrie oder als Baumaterial wieder. Ohne Zweifel besitzt Hanf das Potenzial, die wirtschaftliche Bedeutung ganzer Nationen zu revolutionieren.