Ein Schritt in Richtung regenerative Landwirtschaft
Inzwischen sind die gesundheitlichen Vorteile von Hanflebensmitteln, von Kosmetika aus Hanf sowie von diversen CBD-Produkten in aller Munde. Zudem rühmt sich die Hanf-Industrie damit, nachhaltig zu sein. Doch was genau steckt hinter dem Versprechen der „Nachhaltigkeit“? In diesem Artikel möchte ich erläutern, was unter ökologischem Hanfanbau zu verstehen ist. Zudem möchte ich aufzeigen, worauf die Hanfbranche in Zukunft achten muss, um wirklich nachhaltig zu werden und vielleicht sogar über die Nachhaltigkeit hinaus den Traum einer regenerativen Landwirtschaft zu verwirklichen.
Aus meiner Perspektive als Bio-Bauern und Gründer von „Die Hanflinge“ steht es außer Frage, dass der Hanfanbau in Deutschland einen signifikanten Beitrag zum Umweltschutz leisten kann und dass Hanf der nachhaltige Rohstoff der Zukunft ist. Ich habe mich 2015 ganz bewusst und aus umweltethischen Gründen dazu entschieden, Hanfbauer zu werden und über „Die Hanflinge“ steht“ Bio-Lebensmittel aus Hanf zu vertreiben. Nicht nur, dass wirklich alles von der Hanfpflanze sinnvoll verwertet werden kann – die Hanfpflanze ist eine extrem robuste, in Deutschland heimische Pflanze, die ohne Kunstdünger und Herbizide auskommt.
Hanffelder sind dabei ideale Zufluchtsorte für Bestäuber, Vögel und verschiedene Kleintiere, was ein besseres Gesamtökosystem für die Umgebung fördert. Wenn der Hanf dann geerntet wird, hinterlässt er auf dem gelockerten Boden, auf dem er angebaut wurde, eine Menge übrig gebliebener Biomasse. Diese macht das Feld nährstoffreicher und humushaltiger, was einen positiven Effekt auf den Boden und die Folgekulturen hat.
Für uns Landwirte sind diese Umstände ideal. Denn es bedeutet, dass wir den Boden, den wir bewirtschaften, im Wesentlichen wertvoller machen als zuvor. Dieses Konzept ist auch als „regenerative Landwirtschaft“ bekannt: Hier wird versucht, durch umweltfreundliche landwirtschaftliche Praktiken die Artenvielfalt zu erhöhen, die Böden anzureichern, die Wasserqualität zu verbessern und die Ökosystemleistungen zu fördern.
In der Theorie steht einem ökologischen Hanfanbau also nichts im Wege und es ist daher nicht weiter verwunderlich, dass der Anteil von Bio-Bauern im Hanfanbau weitaus höher ist als bei anderen Kulturen. Doch obwohl sich der umweltfreundliche Anbau von Hanf anbietet, wird dieses Potenzial von einem Großteil der Industrie nicht wahrgenommen. Denn aufgrund der steigenden Verbrauchernachfrage, die die Unternehmen in aller Eile befriedigen wollen, konzentrieren sich derzeit viele Unternehmen (und damit auch die Landwirte) darauf, so viel Hanf wie möglich zu produzieren. Dabei achten sie wenig bis gar nicht auf seine Qualität oder den Boden, auf dem er angebaut wurde.
Wir haben in den letzten Jahren alle mitverfolgen können, wie die Hanfnachfrage in Deutschland von quasi Null zu einem regelrechten Hanf- bzw. CBD-Goldrausch übergegangen ist.
Das hat die gesamte Branche durcheinandergewirbelt. Natürlich ist es großartig, dass es eine so hohe Nachfrage nach Hanfprodukten gibt. Doch es bedeutet auch, dass die überwiegende Mehrheit der Landwirte auf dieses Mengendenken fokussiert ist. So verwenden konventionelle Landwirte auch beim Hanfanbau synthetischen Dünger, weil es die profitabelste Option ist.
Ich glaube, dass das eigentliche Problem hinter den Ungereimtheiten der Branche die Menschen selbst sind: Viele sehen sich als Geschäftsinhaber und nicht als Landwirte, die im Einklang mit unserem Planeten arbeiten.
Ich verlange ja nicht, dass alle so verrückt sind wie wir – mit unserer Handernte, vegane und grundwasserfreundliche Düngung, Zwischenfruchtanbau etc. – aber es ist klar, dass eine Industrie, die sich selbst mit ganzheitlichen und nachhaltigen Praktiken rühmt, diese auch einhalten sollte.
So ist es oft reines „Greenwashing“, wenn Produzenten von CBD-Blüten versuchen, eine umweltbewusste Klientel anzusprechen und mit der nachhaltigen Hanfpflanze werben: Indoor-Anbau von CBD-Blüten ist besonders Ressourcen intensiv, denn es werden nicht nur etliche Dünger und Pflanzenschutzmittel benötigt, sondern selbstverständlich auch große Mengen an Strom und Wasser.
Auch die vielen importierten Hanfprodukte, die neben dem langen Transportweg zum Teil ohne jegliche Kontrollen angebaut werden, können nicht mehr mit gutem Gewissen als nachhaltig angepriesen werden.
Im Grunde ist es mal wieder eine Mentalitätsfrage. Wird auch beim Hanf in Zukunft gelten: So viel wie möglich, so billig wie möglich und nach mir die Sintflut, oder ist der derzeitige Hanf-Boom auch eine Chance, unser Konsumverhalten zu überdenken?
Letztendlich befindet sich die Branche gerade an einem Scheideweg, den die VerbraucherInnen maßgeblich mitbestimmen werden. Neben „Die Hanflinge“ steht“ gibt es einige weitere umweltbewusste Bio-Hanfbauern, die sich seit Jahren mit qualitativ wirklich hochwertigen Produkten auf dem Markt halten. Sie alle beweisen, dass man keine Kompromisse zwischen Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Rentabilität eingehen muss.