Der Anbau von nicht berauschendem Nutzhanf hat in den vergangenen Jahren und vielen Staaten dieser Welt enorm zugenommen. Regierungen von demokratischen Ländern wie den USA setzen genauso verstärkt auf den Alleskönner Cannabis vom Feld wie straff geführte Autokratien etwa in Fernost.
Optionen für Industriehanf bieten sich jede Menge und aktuell gibt es immer mehr Forschung zum Einsatz als Tierfutter. Eine neue Studie aus Amerika schaut direkt in den Stall und dort auf die Milchkühe, deren Fütterung in Zukunft wohl viel häufiger durch Cannabinoide bereichert werden könnte. So bleibt nämlich nach der Gewinnung vom beliebten CBD-Öl ein ordentliches Volumen Biomasse Hanf übrig und die Wissenschaft untersucht, ob sich diese sonst meistens zum Verrotten auf dem Kompost landende Biomasse nicht viel besser im Futtertrog der Rinder eignet.
Erste Veterinär-Studie zum Nutzhanf nach dem Extrahieren von CBD
Es gibt zwar schon eine ganze Reihe von Untersuchungen über Hanf und Nutzvieh, aber der neueste Beitrag zum Thema beschäftigt sich zum ersten Mal überhaupt explizit mit dem ausgepressten Pflanzenrest. Betreffendes Cannabis darf vom psychoaktiven THC nur sehr geringe Anteile haben, wobei sich die Grenzwerte meistens zwischen 0,3 % und 1 % bewegen. Solch winzige Spuren gelten für Homo sapiens nachweisbar als unbedenklich, außer wir trinken vom extrahierten, frei verkäuflichen CBD-Öl zehn Flaschen hintereinander oder stopfen uns den Bauch mit vielen Kilos der entsprechenden Hanfprodukte voll. Was beim Menschen nur in der Fantasie hinterlistiger Staatsanwälte existiert, könnte theoretisch auf der Weide beim rund um die Uhr fressenden Wiederkäuer zu einer Anreicherung der Cannabinoide im Tierkörper und dann in der Milch führen.
Im Fachmagazin „Journal of Dairy Science“ finden Landwirte und Veterinäre nun neue Informationen und eine Studie, die Nutzhanf als eine zwar etwas weniger köstliche, aber sehr sichere Zutat für die Rinderfütterung beschreibt. Wie genau laktierende Milchkühe auf die Gabe von CBD-Cannabis reagieren, interessiert jenseits vom Atlantik übrigens nicht nur den Bauern auf seinem Hof, sondern höchst offizielle Stellen hin zum Agrarministerium, wo man öffentliche Mittel gezielt in die Erforschung steckt. Auch die amerikanische „Food and Drug Administration“ als staatlich bestellte Behörde für Lebensmittelsicherheit ist immer stärker engagiert und man erhofft sich mit Hanf ein weiteres Standbein für die ökologische, nachhaltige Kreislaufökonomie.
Ordentliche Profite für die fleißigen Bauern, Umweltschutz und das Tierwohl sowie eine durchgehend garantierte Sicherheit für Verbraucher sind natürlich viel besser als etwa das Kürzen von Subventionen beim Agrardiesel wie in Deutschland. Während hierzulande Bauern meutern und für die miese Wirtschaftspolitik der Ampelkoalition büßen sollen, bekommt der Landmann in Übersee wissenschaftliche Aufklärung und frische Optionen serviert. Nötige Vorarbeit leisten Hochschulen wie ganz aktuell die „Oregon State University“, wo mit den zur Verfügung gestellten Steuermitteln analysiert wurde, welchen Nährwert die verbrauchte Biomasse Hanf enthält und wie viel davon als Tierfutter geeignet ist.
Futtermittel Nutzhanf für gesundes Vieh und weniger Klimagase
Kühe sind bekanntlich genauso Säugetiere wie wir Menschen und verfügen über ein körpereigenes Endocannabinoid-System. Dieses Netzwerk im Körper spielt für Gesundheit und Wohlbefinden eine wichtige Rolle bei wichtigen Prozessen und wird beim Einnehmen von Cannabis stimuliert. Nicht umsonst gelten Wirkstoffe aus der Hanfpflanze als wertvolle pflanzliche Alternative zum Lindern von Beschwerden, werden mittlerweile sogar auf Rezept vom Arzt verschrieben und sorgen auch in den Veterinärwissenschaften für Furore. Im Fachhandel finden sich unzählige, rauschfreie Hanfprodukte für Tiere von Hund bis Katze und weil diese Kreaturen biologisch ähnlich wie das liebe Vieh ticken, kommt entsprechend geeignetes Futter vielleicht auch verstärkt im Stall infrage.
So jedenfalls die Annahme vom Forscherteam aus Oregon, dessen Experten gleich zu Beginn ihrer Ausführungen auf die entzündungshemmenden, antioxidativen Eigenschaften der Cannabinoide hinweisen und auf eine mögliche Stärkung von Immunsystem und Leistungsfähigkeit. Außerdem eröffnen sich sogar Chancen für den Kampf gegen den Klimawandel, weil Nutzhanf die Stickstoffeffizienz bei Kühen steigert und umgekehrt zu weniger Ausstoß von Methan führt! Millionenfach ständig pupsendes Rind trägt bekanntermaßen zur Erderwärmung massiv bei und wenn sich in Zukunft mehr preiswertes Futtermittel mit Umweltschutz verbinden lässt, wäre das ein weiterer Ausweis vom Cannabis als hochwertiger Kulturpflanze.
Pflanzenabfall im Futtertrog: Wie verträglich sind Cannabinoide für Milchkühe?
Zum Extrahieren der einzelnen Wirkstoffe wird Nutzhanf erst angebaut, geerntet und getrocknet und dann per Extraktion zu all den Ölen, Salben und Lebensmitteln im Fachhandel verarbeitet. Vor allem Hanfsorten mit einem hohen Anteil CBD züchtet der Bauer auf dem Feld und verkauft die Biomasse entweder weiter oder holt selbst raus, was alles an hochwertigem Inhalt im Cannabis stecken mag. Von der traditionellen Kaltpressung wie beim Gewinnen von Olivenöl bis zur technologisch anspruchsvollen CO₂-Extraktion sind ganz unterschiedliche Methoden verbreitet. Die Reste nach dem Auspressen hingegen gelten bisher praktisch überall nur als Biomüll, der nach dem Kompostieren höchstens noch zum Düngen ausgelaugter Äcker Verwendung findet.
Genau das muss nicht sein, sagen die amerikanischen Forscher, denen für die neue Studie 18 spät laktierende Milchkühe als Probanden dienten. Zwei Monate lang lief die Untersuchung zwischen Stall und Weide. Zu Beginn erhielten alle Rinder über vier Tage das gleiche Futtermittel und wurden dann in zwei Gruppen aufgeteilt, von denen die eine Nutzhanf Pflanzenreste und die andere Luzernemehl mit in den Trog bekam. Danach folgte eine Entzugsphase über vier Wochen, während der man beide Futterzusätze langsam wieder auf null reduzierte. Die Wissenschaftler analysierten das Gewicht der Tiere und ihre Kondition wie Aktivität, die Produktion von Milch samt deren Nährstoffprofil und eine ganze Reihe sehr spezifischer Aspekte.
Nach dem Abgleich aller Daten lautete das Fazit der Studie: Hanf verfüttern ist für Kühe genauso sicher wie für Menschen, die deren Milch trinken. Wegen CBD im Gras, genauer gesagt, dessen Abfällen sind, weder die Euter weniger prall gefüllt noch fühlt sich das Rind durch Nebenwirkungen der Cannabinoide in irgendeiner Form beeinträchtigt.
Einzig beim Geschmack machte die Kuh ab und zu „Muh“ und fraß etwas weniger von der Biomasse, was nach Ansicht der Forscher wohl auf ein vergleichsweise höchst routiniertes Fressverhalten solcher Tiere zurückgeht. Was komisch riecht und in Pellets vors wiederkäuende Maul gekippt wird, bleibt da schon mal eher liegen als sonst übliches Stroh oder saftiger Klee. Allerdings legte das Körpergewicht gegenüber der mit Mehl gefütterten Vergleichsgruppe sogar zu, wofür höchstwahrscheinlich der kräftige Nährstoffgehalt von Industriehanf sein dürfte.