Hanf als Nahrungsmittel gilt gemeinhin als sogenanntes „Superfood“, wird jedoch in der Allgemeinheit noch weit unterschätzt. Dieses ist wohl recht deutlich auf die Prohibition zurückzuführen. Obgleich die Prohibition in erster Linie das Rauschmittel, also Hanfsorten mit einem berauschenden Anteil an THC zum Ziel machte, so hatte dieses auch einen starken Rückgang von Industriehanf, also Sorten mit einem verschwindend geringen THC-Anteil, zur Flge.
Dabei erfreut sich Hanf einer Jahrhunderte alten Tradition als kultivierte Nutz- und Nahrungspflanze. Älteste Aufzeichnungen hierzu stammen aus dem alten China. Die frühesten neolithischen Bauerngemeinden entlang der Flüsse Wei und Yellow bauten Hanf zusammen mit Hirse, Weizen, Bohnen und Reis an. Die älteste chinesische landwirtschaftliche Abhandlung ist die Xia Xiao Zheng, die um das 16. Jahrhundert v. Chr. geschrieben wurde und Hanf als eine der Hauptkulturen des alten China bezeichnet.
Als Speise wurden Hanfsamen im alten chinesischen Werk „Book of songs“ (Shijing) zum ersten Mal erwähnt, einem poetischen Werk, welches im 10. – 7. Jahrhundert v. Chr. entstand. “Farmer essen Hanfsamen im September“, heißt es dort. Li Qi setzt Hanf unter die „fünf Körner“ des alten China, zu denen Gerste, Reis, Weizen und Sojabohnen gehörten. Hanfsamen blieben bis zum 10. Jahrhundert ein Grundnahrungsmittel der chinesischen Ernährung, als sich andere Getreide weiter verbreiteten.
Es gibt Hanfsamen und Inschriften, die unter den Reliquien gefunden wurden, die aus den Ruinen der Jin-Dynastie (265 bis 420 n. Chr.) in der Provinz Henan ausgegraben wurden. Unter den Opferobjekten, die aus dem Ma Wang Dui-Grab der Han-Dynastie in der Nähe von Changsha in der Provinz Hunan ausgegraben wurden, hatte Hanfsamen zusammen mit denen von Reis, Hirse und Weizen gelagert. Hanfsamenreste wurden auch in Tongefäßen gefunden, die man aus einem Grab in Shao-kou nahe der Hauptstadt der Han-Dynastie in Lo-yang in der heutigen Provinz Hunan geborgen hatte.
In ähnlicher Weise war das Rauchen von Marihuana oder das Essen von Hanfnahrungsmitteln im alten Japan eng mit einem gesunden Wachstum verbunden. Und es war durchaus üblich, dass Hanf-Lieder vor allem im 18. Jahrhundert in Schulen eingeführt wurden, weil diese Pflanze so wichtig war.
Ob in China, Indien, bei den slawischen Völkern oder auf dem afrikanischen oder amerikanischen Kontinent, die Geschichte von Hanf hat schon immer auch einen Nahrungsfaktor mit sich gebracht. Auch in Deutschland ist Hanf ein sehr altes Kulturgut, weit älter als die Kartoffel. Die ältesten Beweise für die Kultivierung der Cannabispflanze wurden in Form von getrockneten Blättern und Samen bei Berlin gefunden und auf das Jahr 500 v. Chr. datiert.
Die kleinen Hanfsamen wurden als Stärkung für zwischendurch pur gegessen oder zu einem eiweißreichen Mehl verarbeitet, aus dem nahrhafte Breie, Brote und Öle gefertigt wurden. Umso erstaunlicher ist es, dass eine Pflanze, welche das Potenzial besitzt, die Welt zu ernähren, heute einen vergleichsweise kleinen Stellenwert in unseren Speiseplänen einnimmt. Erst ein aktuelles gesellschaftliches Umdenken hat Hanf wieder erneut auf die hiesigen Teller gerufen. In einer Handvoll Hanfsamen stecken genügend essenzielle Fettsäuren und Proteine, um den Tagesbedarf eines Erwachsenen zu decken.
Darüber hinaus liefern Hanfnüsse viele Antioxidantien sowie Vitamin E und die B-Vitamine. Sie bestehen zu 20 bis 24 Prozent aus Proteinen (Eiweiß), die größtenteils in einfach verdaulicher Form vorliegen. Darunter befinden sich auch alle essenziellen Aminosäuren wie Methionin und Cystein, die der menschliche Körper für eine Vielzahl von Aufgaben benötigt, aber nicht selbst produzieren kann. Hanf ist nicht nur günstig, er kann auch fast überall angebaut werden. In der Tat gelten Hanfsamen als eine der nahrhaftesten Nahrungsquellen auf diesem Planeten.
Aus Hanfsamen können zwei lebenswichtige Grundnahrungsmittel produziert werden – Öl und Mehl. Hanf ist also nicht nur nahrhaft, sondern auch vielseitig. Der Anbau von Hanf als Grundnahrungsmittel könnte das Leben der Menschen weltweit zum Besseren verändern, insbesondere wenn man die große Anzahl von Menschen berücksichtigt, die mit diesem Superfood nicht nur satt gemacht werden, sondern auch ernährt werden können. Abgesehen von dem großartigen Potenzial als Nahrungsquelle an sich verfügt Cannabis über gar wundervolle Aromen und dient aufgrund seiner Mineralien und Proteine als hervorragender Umami Träger. Dem Rohverzehr von Hanfblättern werden nicht nur positive und nahrhafte Eigenschaften auf das Vital System zugeschrieben, sie sind zudem auch schmackhaft.
Aufgrund der soliden Struktur größerer Blätter werden hierfür vornehmlich nur kleine Blätter oder feine Blattspitzen verwendet. Die frischen Blüten oder Blätter können jedoch auch zum Beispiel ähnlich wie Spinat zubereitet oder als Würzmittel mit in Kochspeisen eingebracht werden. Hanfblätter enthalten Vitalstoffe satt. Besonders ungewöhnlich ist der auffällig hohe Kalziumgehalt im Hanfblatt. In gerade einmal 10 g stecken mehr als 300 mg Kalzium. Das ist bereits deutlich mehr als ein Viertel des täglichen Kalziumbedarfs. Der Eisengehalt liegt bei 2,4 mg pro 10 g Magnesium.
Zusätzlich ist das Hanfblatt vollgepackt mit antioxidativen Stoffen. Der ORAC-Wert (Oxygen Radical Absorbance Capacity) von Hanfblättern liegt bei großartigen 44.000 – und ist damit weit höher als der ORAC-Wert von Acai, Aronia, Mangostan und vielen anderen Superfoods. Zu den Antioxidantien im Hanfblattpulver gehören zum Beispiel die Carotine. Ganze 12 mg befinden sich davon in nur 10 g Hanfblättern. Das ist mehr, als in 100 g Karotten zu finden ist. Wie wir sehen, steht auch das Hanfblatt als Gemüse in positiven Eigenschaften gegenüber anderem Gemüse in nichts zurück, übertrifft diese zum Teil sogar bei Weitem.
Auch bietet die Cannabispflanze als Würzmittel eine nahezu grenzenlose Bandbreite eigener Aromen, welche auf den im Cannabis enthaltenen Terpenen Linalool, α-Pinen, β-Caryophyllen, Humulen (α-Caryophyllen), D-Limonen, Myrcen und deren sorteneigenen „Mischungen“ basieren. Wie wir sehen, war Hanf schon seit jeher ein Begleiter der Menschheit und hat sich die Bezeichnung Superfood redlich verdient.