Kleider machen Leute, so heißt es schon im Märchen. Wir sehen täglich viele Hunderte verschiedene Kleidungsstücke an den Personen, die wir treffen oder in Auslagen von Einkaufszentren. Bei den allermeisten von uns kommen jedes Jahr ein paar neue Kleidungsstücke in unseren Schrank. Ob Größe S oder XXL, länglich oder breit geschnitten, bunt oder weiß – sie alle sind verschieden und haben doch eine Gemeinsamkeit: Sie sind zur großen Mehrheit aus Baumwolle hergestellt und nicht aus Hanfstoff. Doch warum eigentlich? Und wie kann Hanf hier eine Rolle spielen?
Hanf – die Faserpflanze schlechthin
Die Antwort auf diese Fragen finden wir, wenn wir in der Geschichte ein paar Jahrzehnte zurückgehen und uns die Rolle von Hanf als Industriegut im 20. Jahrhundert ansehen. Vor der Entdeckung und der globalen Verarbeitung von Baumwolle war es Hanf, der für die Kleidung der einfachen Leute herhalten musste. Bis in das 19. Jahrhundert wurde Hanf wegen seiner Fasern angebaut. Aus diesen webte man per Handarbeit in vielen Stunden die Hanfstoffe, welche dann zu Kleidung verarbeitet werden konnten. Der Grund, warum man bereits damals Hanf für diese Zwecke nutzte, war, dass Cannabis Sativa L, also die Pflanze, zu der auch der gemeine Nutzhanf zählt, sehr einfach anzubauen war und in beinahe allen Gegenden die erforderlichen Fasern produzierte. Wir sehen also, dass Hanfkleidung nichts Neues oder Innovatives ist, sondern einfach eine Rückkehr zum Ursprung.
Baumwolle – umwelttechnisch nicht tragbar
Der Aufschwung von Baumwolle ging leider Hand in Hand mit dem Sklavenhandel, und ohne diese Praxis wäre Baumwolle vermutlich nie so flächendeckend etabliert worden, wie es das heute ist. Die Baumwollproduktion hat enttäuschenderweise jedoch auch abseits von der Sklaverei ihre Schattenseiten, denn auch umwelttechnisch ist die Produktion von Baumwolle in dem Ausmaß, in dem wir den Stoff für unsere Kleidung benötigen, mehr als bedenklich für unseren Planeten. Um das zu veranschaulichen: Für die weltweite Baumwollproduktion wird jährlich mehr als 250 Kubikkilometer Wasser verwendet. Wenn man das in Liter umrechnet, kommt dabei 2,56e + 14 Liter Wasser heraus. Eine Zahl, die zu groß ist, um sie auszuschreiben. Baumwolle ist zudem teils sehr anfällig für Trockenheit, Hitze und Wetterschwankungen, was jedes Jahr zu Ernteausfällen in Millionenhöhe führt. Bei Hanf-Stoff ist das gänzlich anders.
Auch Schädlinge wie Insekten können Baumwolle stark zusetzen und ganze Felder vernichten. Weshalb in der konventionellen Baumwollproduktion leider oft nicht auf den Einsatz von Pestiziden verzichtet werden kann. Im Internet gibt es Dutzende Fotos von Arbeitern, die diese Pestizide, die teils auch giftig für den Menschen sind, mit lächerlich geringen Schutzmaßnahmen auf die Pflanzen sprühen. Man kann also sagen, dass die Produktion unserer T-Shirts und Hosen für Welt, Mensch und Tier gefährlich ist und daher in Zukunft hoffentlich auf ein Minimum reduziert wird. Es gibt bereits viele Marken, die auf „Organic Cotton“, also Bio-Baumwolle setzen, bei deren Produktion keine Pestizide verwendet werden. Aber Hanfstoff ist und bleibt bei Weitem die bessere Alternative.
Vorteile von Hanfkleidung & Hanfstoff
Nachdem wir nun wissen, wie schlecht es um Baumwolle steht, wird es Zeit, die Vorteile von Hanfstoffen genauer unter die Lupe zu nehmen. Zuerst sei gesagt: Das Gefühl, in einem klimaneutralen Stoff unterwegs zu sein, bei dem man weiß, dass er wirklich nachhaltig erzeugt wurde, ist unbezahlbar. Da das zugrundeliegende Produkt so nachhaltig ist wie sonst keines, kann man wirklich mit einem guten Gewissen durch die Welt gehen. Aber das ist nur die bescheidene Meinung des Autors, nun zu den Fakten:
- Hanfstoffe sind sehr angenehm auf der Haut, antiallergen und sehr robust, da die Fasern sehr stabil sind. Sie können gut für Textilien genutzt werden, die viel aushalten müssen wie beispielsweise Taschen, Rucksäcke oder Arbeitsgewand.
- Kleidung, die aus Hanffasern hergestellt wird, sind absorbierend und trocknen sehr schnell. Das ist gerade für Menschen, die schnell oder viel schwitzen, sehr angenehm, da im Sommer Schweißflecken bei Baumwolle meist unvermeidbar sind.
- Hanfkleidung absorbiert schlechte Gerüche, indem der Sauerstoffgehalt in Hanffasern die Entstehung von Bakterien verhindert. Dadurch wird erreicht, dass ein Schweißgeruch im Hanfstoff erst nach längerer Benutzung auftritt und die Hanfkleidung wie ein Hanfshirt länger getragen werden kann, ohne zu stinken.
- Hanfkleidung erspart einem die Sonnencreme! Na ja, nicht ganz, eigentlich ist es eher so, dass Hanf sehr effektiv beim Schutz gegen UV-Strahlen ist und bis zu 90 % der im Sonnenlicht enthaltenen Strahlen abblockt.
- Hanf wächst schnell und hoch – Bis zu 4 Meter können die Pflanzen in wenigen Monaten wachsen. Wenn sie rechtzeitig geerntet werden, können so aus den Pflanzen bis zu 4 Meter lange Fasern gewonnen werden, die dann verarbeitet werden können, ohne vorher mühsam zu einem Faden versonnen werden zu müssen, wie dies bei Baumwolle der Fall ist.
Eine mögliche Zukunft für Hanfstoff
Wir vom Hanf-Magazin sind bei Weitem nicht die Ersten, die über Hanfstoff und seine Vorteile berichten. Viele kleine Firmen haben sich weltweit der Erzeugung und Vermarktung von Hanfkleidung und Hanftextilien verschrieben und versuchen mit ihren Mitteln, diesem nachhaltigen Stoff zu seinem Comeback zu verhelfen. Doch sie sind nicht allein, auch andere, größere Unternehmen sind mittlerweile an der Erforschung von Hanfstoffen beteiligt. Erst vor Kurzem ging eine Nachricht durch die Medien, in der über die Jeans-Hosen Marke „Levi“ berichtet wurde. Diese hatte nämlich angekündigt, einen Weg gefunden zu haben, Hanffasern zu behandeln, damit diese sich, wie Baumwolle anfühlen. Falls diese Nachricht stimmt, könnte die Revolution des Hanfstoffs bald beginnen.