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Petra Rusch von cannamoda.de ist in der Wiederentdeckung der Verarbeitung von Hanffasern zu Textilgewebe eine Pionierin mit vielen Jahren Erfahrung. Seit einigen Jahren kann auch Ursula Mock von hanfliebe.com sich dank Studium sogar noch etwas professioneller dieser Arbeit widmen. Die Revolution der Hanftextilien wird kommen.
Es sei an dieser Stelle erklärt, dass vor der Baumwolle eben dieser Hanf bereits die gängige Textilfaser war und Hanfpapier aus Lumpen gewonnen wurde. Hanf ist aufgrund seiner Fasern jedoch schwieriger als die Baumwolle zu verarbeiten, weswegen diese in der Industrialisierung den Hanf verdrängte. Als in den USA Maschinen und Techniken zur produktiveren Verarbeitung der Hanffasern entwickelt wurden, war die Zeit vom Marijuana Tax Act von 1937, mit dem u. a. der Hanfanbau verboten wurde, praktisch schon vorbei. Die Steuern wären einfach zu hoch gewesen.
Auch heute noch stellt sich das Problem der Verarbeitung. Die richtigen Faserpflanzen existieren zwar, aber nicht die richtigen Maschinen zur Verarbeitung, um Hanftextilien in alter Qualität wettbewerbsfähig herzustellen. Die meisten heutigen Hanftextilien haben also noch nicht die Höhe, die sie haben könnten.
Vortrag auf der Mary Jane Berlin 2017
Hanftextilien stehen vor einer Revolution
Die Ankündigung der Revolution der Hanftextilien ist vermutlich noch früh, da noch viel Forschung und Erfahrung fehlen, um perfekte Verarbeitungstechniken zu entwickeln. Zugleich kann natürlich nicht jede Hanfpflanze zur Textilgewinnung verwendet werden, da diese in ihren Eigenschaften unterschiedlich sind. Teils ist von der richtigen Sorte einfach zu wenig Saatgut vorhanden.
Aber warum werden Hanftextilien die Baumwolle bald wieder als stärkste Faserpflanze ablösen? Das hat ganz verschiedene Gründe. Zum einen kann von gleicher Anbaufläche rund doppelt so viel Faserstoff gewonnen werden. Für den Anbau von Hanf wird weniger Wasser, weniger Dünger und kein Pestizid benötigt, wohingegen die Anbauflächen von Baumwolle schnell stark verunreinigt sind. Beim Bio-Anbau sinken jedoch die Erntemengen um die Hälfte.
Hanf ist also erheblich ökologischer. Bei richtiger Verarbeitung können Hanftextilien zugleich länger halten, sind kompostierbar und haben die besseren Eigenschaften. Hanffasern wirken antibakteriell und so bleiben diese Textilien zugleich über Wochen frisch, ohne dass man sie waschen muss. Weiterhin sind Hanffasern nicht statisch, womit sie keinen Pollen anziehen, der den Allergiker zum Arzt zwingt. Allergiker werden Hanftextilien deswegen und aus anderen Gründen vermutlich lieben.
Ein weiterer Vorteil vom Hanf ist zugleich, dass wir ihn hier anbauen und verarbeiten können. Hier sehen wir, wie die Arbeiter behandelt werden, womit keine extremen Missstände, wie z. B. in den Hochburgen der Textilherstellung aufkommen würden. Hier vor Ort können wir besser für gute Arbeitnehmerbedingungen sorgen.
Nachteile der Hanffaser
Bei Kunstfasern werden Farben chemisch eingeschlossen, was bei einer Naturfaser nicht möglich ist. Naturfasern sind deswegen lange nach dem Färben eher verblasst, wobei Kunstfasern noch immer ihren Farbton treffen.
Weiterhin können Kunstfasern sehr flexibel verarbeitet werden. Gerade bei der Hanffaser muss bereits beim Design darauf geachtet werden, was sich technisch überhaupt umsetzen lässt. Das bedeutet, dass Modeschöpfer an Flexibilität in ihrer Modeschöpfung einbüßen. Ursula Mock erklärt, dass ein Großteil ihrer Modeschöpfung sich mit genau diesen Punkten befasst. Es machen immerhin nur Kreationen Sinn, die sich anfertigen lassen. Genau deswegen sind die Ansprüche höher, als wenn sie mit Kunstfasern arbeitet.
Derzeitige Nachteile liegen allerdings auch darin, dass ca. 50 Jahre Forschung und Entwicklung und Zucht fehlen. Mit diesen 50 Jahren gäbe es sehr guten Textilhanf und auch dazu passende Verarbeitungsmaschinen. Derzeit lässt sich bereits erkennen, dass auch einige größere Unternehmen der Textilbranche sich wieder intensiver mit Hanf befassen. Dieser Zeitverlust ist im Moment ein Nachteil. Langfristig wird dieses jedoch nichts daran ändern, dass die Revolution der Hanftextilien aus den bereits genannten Gründen unabwendbar kommen wird.