In immer mehr Ländern wird ein Verbot gegen Einweg-Kunststoffe ausgesprochen. Doch sind Strohhalme, Essensverpackungen oder To Go Becher aus unserem Alltag fast nicht mehr wegzudenken. Wären Verpackungen aus Hanf also eine gute Alternative?
In Deutschland gilt ab dem 3. Juli 2021 eine Liste mit Einmalprodukten aus Plastik, die verbannt werden sollen. Das Ziel: Keinen Plastikmüll mehr zu produzieren, um die Verschmutzung der Umwelt, die Entstehung von Mikroplastik und dessen Auswirkungen auf die Tierwelt zu verringert. Ebenfalls soll ein Anreiz für die Wirtschaft geschaffen werden, recycelbare Werkstoffe zu benutzen. Da es sich hier nämlich um ein Verkaufsverbot handelt, haftet der Händler, wenn er weiter Einwegplastik verkauft.
CO2 effektiv binden
Und genau hier kommt Hanf ins Spiel. Plastik kann jedes synthetisch oder halbsynthetische organische Polymer (Kohlenstoffkette) sein, wobei organisch definiert ist als kohlenstoffbasiertes Molekül. Auch Hanf ist als Pflanze ein effektives Medium, um Kohlenstoff zu binden. Um genau zu sein, können 9 – 13 Tonnen Kohlenstoff pro geernteten Hektar Hanf aus der Atmosphäre gebunden werden.
Im Vergleich: Bei der Herstellung einer Tonne des herkömmlichen Plastiks PET (Polyethylenterephthalat) werden allein 1-5 Tonnen Kohlenstoff in die Atmosphäre abgegeben. Im Gegensatz dazu wird pro Tonne Hanf bereits im Anbau circa 1.6 Tonnen Kohlenstoff aufgenommen. Also weist Hanf bereits während des Wachstums eine negative CO2-Bilanz auf und könnte somit dem Treibhauseffekt entgegenwirken.
Verpackungen aus Hanf
Hanf ist eine von mehreren pflanzlichen Rohstoffen, die sich für kompostierbare Verpackungen eignen. Es kann für jede Form und jeden Zweck genutzt werden. Um aber als Lebensmittelverpackung genutzt werden zu können, muss die Hanffaser bei der Europäischen Kommission als sogenanntes Food Contact Material (FCMs) registriert werden. Solche Materialien müssen in ihrer chemischen Zusammensetzung ausreichend träge sein, damit die Bestandteile weder nachteilige Auswirkungen auf den Konsumenten noch auf das Essen haben. Diese Bedingung erfüllt auch Hanf.
Hanf – The Green Deal?
Im Herbst 2020 veröffentlichte die The European Industrial Hemp Association (EIHA) einen Bericht, aus dem hervorgeht, wie Nutzhanf in vielen Bereichen eine klimaneutrale und recycelbare Alternative zu Kunststoff darstellt.
Die Vorteile gegenüber erdölbasierten Kunststoffen sind zum einen, dass Hanf keine Schadstoffe enthält. Dadurch ist nicht nur die Benutzung für den Verbraucher ungefährlicher, sondern auch die Herstellung. In der Produktion gäbe es dadurch weniger Gesundheits- und Sicherheitsrisiken für die Angestellten. Dank der Wiederverwendbarkeit sowie dem geringeren Verbrauch an natürlichen Ressourcen hätte Hanfplastik auch Vorteile für andere Pflanzen.
Durch die Höhe sowie den Schattenumfang der Hanfpflanze kann um sie kaum Unkraut wachsen. Außerdem ist Hanf widerstandsfähig und nur für wenige Schädlinge anfällig. Dadurch kann die Pflanze mit keiner bis wenig chemischen Behandlungen durch Pestizide überleben. Von Vorteil ist Hanf auch für den Boden, indem es wächst. Pflanzt man auf das vorherige Hanffeld anschließend Weizen, so kann der Ertrag 10 bis 20 Prozent höher sein
Auch die Entsorgung von hanfbasiertem Plastik könnte simpler nicht sein. Als Pflanze würde sie einfach kompostieren und den in sich gebundenen Kohlenstoff wieder freisetzen. Genau dasselbe passiert, wenn es nach Benutzung in einem Gemisch mit Erdölbasiertem Plastik verbrannt wird. Im Falle von Müllverbrennungsanlagen hat Hanf außerdem einen höheren Verbrennungswert als zum Beispiel Glasfaser.
Autos aus Hanf
Auch in unseren Autos ist Hanfplastik als Alternative für Glasfaser oder Plastik schon angekommen. Hersteller wie BMW, Mercedes oder Porsche setzten in einigen ihrer Modelle bereits auf hanfbasierte Kunststoffe. Im neuen Porsche-Modell (718 Cayman GT4) zum Beispiel sind Hanffaserplatten der niederländischen Firma Hempflax verbaut.
Das hat den Vorteil, dass die Bauteile um einiges leichter und sicherer sind als die üblichen Glasfasern. Auch im Vergleich zu Stahl sind die Hanffaserplatten weitaus leichter und rosten nicht. Durch das verminderte Gewicht ist der Treibstoffverbrauch des Fahrzeugs geringer, wodurch zusätzlich die Umwelt geschont wird. Ganz neu ist die Idee allerdings nicht. Henry Ford baute 1941 ein Hanfkomposit für die Herstellung einer Autokarosserie. Nun wird der Werkstoff wohl wieder wettbewerbstauglich.
Auch in der Lebensmittelindustrie, der Kosmetikbranche, der Herstellung von Baumaterialien, Faserstoffen und Kleidung kann Hanf einen wichtigen Beitrag leisten. Die notwendigen Bestandteile, die man zu Herstellung von Hanfplastik benötigt, können aus den Resten und Nebenprodukten dieser Verarbeitungsprozesse wiederverwendet werden. Aber nur wenn die EU dementsprechende Unterstützung aus der Hanf-Branche zulässt.