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Die bei der Entholzung des Pflanzenstängels anfallenden Schäben aus der Hanfpflanze können vielseitig eingesetzt werden. Hanfschäben eignen sich hervorragend als Tiereinstreu, sind zusammen mit Lehm ein exzellentes Bau- und Dämmmaterial oder können zur alternativen Energiegewinnung genutzt werden.
Was sind Hanfschäben?
Als Schäbe bezeichnet man die Holz ähnlichen Teile, die bei der maschinellen Entholzung des Hanf-Stängels anfallen. Der holzige Kern des Stängels wird zu Schäben zerkleinert. Hanfschäben sind ein Nebenprodukt der Fasererzeugung und machen bei der Hanfpflanze über die Hälfte des Stängels aus. Sie besitzen eine längliche Form und bestehen aus Zellulose, Lignin, Proteinen, Pektinen, Kohlenhydraten und zu einem geringen Teil aus Wasser.
Hanfschäben haben viele nützliche Eigenschaften. Sie können das Vierfache ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen und sind kompostierbar. Ferner sind sie leicht und haben eine exzellente Dämmwirkung. Bei der Aufbereitung entstehen mehrere Arten von Schäben, die sich in ihrer Qualität unterscheiden. Hochwertige Hanfschäben besitzen in der Regel eine helle Farbe.
Gewinnung von Hanfschäben
Nach dem Rösten und Trocknen der Pflanzenstängel werden sie in einer Faseraufschlussanlage in Fasern und Schäben getrennt. Der Prozess ist für gewöhnlich rein mechanisch. Die Schäben entstehen durch das Brechen des verholzten inneren Teils des Stängels. Die dabei entstandenen Schäben werden dann in mehreren Schritten von den Fasern getrennt.
Anwendung der Hanfschäben
Die Hanfpflanze ist ein exzellenter Lieferant nachwachsender Rohstoffe. Die Schäben, die beim Aufschluss von Stroh anfallen, werden für die Produktion von Bau- und Dämmmaterial sowie als Tiereinstreu oder Biomasse für eine nachhaltige Energieproduktion verwendet werden.
Hanfschäben als Baustoff
Aufgrund der hervorragenden feuchtigkeitsabsorbierenden und dämmenden Eigenschaften sind Hanfschäben in Verbindung mit Lehm ein ideales Baumaterial. Die sogenannte Hanf-Lehmschüttung ist ein stabiles, leichtes und sehr gut dämmendes Schüttmaterial. Es handelt sich dabei um eine trockene Mischung aus Hanfschäben und Lehmpulver. Die Schäben-Lehm-Mischung kann in Hohlräumen sowohl zur Wärmedämmung als auch Schalldämmung eingesetzt werden. Durch die im Vergleich zu reinen Naturfaserprodukten hohe Stabilität bei feuchten Bedingungen kann das Gemisch auch für feucht kritische Bereiche wie den Fußbodenbereich verwendet werden. Auch in Spanplatten sind Hanfschäben wegen des geringen Gewichts von Vorteil. Durch den Zusatz von Salzen erfüllt das Gemisch auch die Anforderungen der Brandschutzklasse.
Zusammen mit Kalk und Wasser lässt sich aus den Schäben auch Beton herstellen. Hanfbeton kann beispielsweise in Wände oder Fundamente gegossen werden. Der Baustoff besitzt nur 1/6 des Gewichts von herkömmlichem Beton. Wände aus Hanfbeton können Wärme speichern und sich selbst kühlen. Außerdem sorgt die natürliche Feuchtigkeitsregulierung des Materials dafür, dass sich kein Wasser auf der Oberfläche ansammeln kann. Das sorgt nicht nur für ein angenehmes Raumklima, sondern verhindert durch die Regelung der Luftfeuchtigkeit auch die Bildung von Schimmel. Zudem lässt sich damit einiges an Energie sparen.
Hanfschäben als Tiereinstreu und Gartenmulch
Neben der Verwendung als Baumaterial können Hanfschäben auch für Tiere und im Garten nützlich sein.
Die Saugfähigkeit und feuchtigkeitsspeichernden Eigenschaften der Schäben machen sie zu einem hervorragenden Einstreu für Tiere. Im Vergleich zu herkömmlichen Getreidestroh ist Hanf viel weniger anfällig für Schimmel und sorgt damit für ein gesundes Stallklima. Das Hanf-Einstreu hemmt die Geruchsentwicklung und muss nicht so oft gewechselt werden. Es ist perfekt kompostierbar und eine optimale Lösung für große und kleine Tiere.
Hanfmulch kann im Garten wie der bekannte Rindenmulch eingesetzt werden. Weil er keine Gerbstoffe enthält, wird der Boden dadurch nicht übersäuert. Darüber hinaus schützt er den Boden vor Austrocknung, versorgt den Boden beim Verrotten mit Nährstoffen und unterdrückt unerwünschten Beiwuchs. Auch Pflanzen wie Rosen scheinen diese Art von Mulch besser zu vertragen. Er kann deutlich sparsamer verteilt werden und gilt als Geheimtipp gegen Schnecken.
Fazit
Hanfschäben sind nur ein kleiner Teil der Hanfpflanze und ein weiteres Beispiel für die vielen nützlichen Dinge, die sich aus der Nutzpflanze herstellen lassen. Sie können sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen und sind stabil. Das macht sie vor allem als Baustoff interessant, wo Hanfschäben in Verbindung mit anderen Materialien wie Kalk, Wasser oder Lehm als Beton oder zum Dämmen eingesetzt werden. Hanf ist vom Stängel bis zu den Blüten vollständig verwertbar und damit ein nachwachsender Rohstoff, der in Sachen Nachhaltigkeit seinesgleichen sucht.
Gleichzeitig können Hanfpflanzen und Pflanzenreste für die Energiegewinnung in Biomassekraftwerken verwendet werden. Ausgehend von der Biomasse wächst Hanf extrem schnell. Dabei entspricht ein Hektar Hanfpflanzen der Bioenergie von etwa vier Tonnen Heizöl.