Du willst diesen Beitrag hören statt lesen?
Klicke dazu auf den unteren Button, um den Inhalt von Soundcloud zu laden.
Vor 30 Jahren wurde Herers berühmtes Buch „Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf“ zum ersten Mal veröffentlicht. In den Jahren, die seither vergangen sind, wuchs das globale Interesse daran, die vielversprechenden Inhalte dieser bahnbrechenden Arbeit Wirklichkeit werden zu lassen. Heute wird die industrielle Produktion von Tausenden von Hektar in einigen Ländern bereits realisiert, so wird in Kanada Nahrung und werden in China Textilien und in Frankreich und Holland Bio-Naturfasern für die Automobilindustrie hergestellt, doch andernorts findet die Produktion noch in viel kleinerem Ausmaß statt, obwohl die zukünftigen Märkte auf eine Massenproduktion abzielen.
Wie viele von uns wissen, gibt es auf unserem Planeten zahlreiche Materialien, die wir uns zunutze machen können. Es war unter anderem dieser Aspekt, der es ermöglichte, auch das Potenzial von Hanf publik zu machen. Mit welcher Art von Hanfproduktion auch immer, sei diese industrielle Art oder auch nicht, entstehen drei oder vier verkäufliche Produkte, vorausgesetzt jegliche Verarbeitungsprozesse sind gewährleistet – und tatsächlich ist das der einzige Weg, um im wirtschaftlichen Sinne aktiv Profit zu machen.
Wie dem auch sei, moderne Bewirtschaftungssysteme konzentrieren sich üblicherweise nur auf ein Produkt oder Material und dabei handelt es sich meist um Nahrung für uns oder für Tiere, die einen Teil unserer Ernährung ausmachen. Oder aber eine Ernte besteht aus einem einzigen Produkt, wie das im Falle Baumwolle oder Leinen Rundhölzer und Holzprodukte sind. Für Landwirte verkomplizieren die unzähligen Möglichkeiten, die eine Hanfernte bereithält, die Auswahl der passenden Geräte, die nötig sind, um das Potenzial des Materials, das sie anbauen, gewinnbringend auszuschöpfen.
Unsere heutige Gesellschaft ist so daran gewöhnt, zur Herstellung unserer Kleidung, Transportmittel oder anderer regionaler Produkte Materialien zu nutzen, die aus Mineralquellen bezogen werden. Der Abbau oder die Fertigung von Metall oder Plastik hängt nicht von guten Wetterbedingungen ab, wie Anbau und Ernte es tun; solange noch ein Vorrat unter der Erde vorhanden ist, handelt es sich bloß um eine Frage der Grabung, und werden die Schrauben noch tiefer in den Grund gerammt, um die Ausbeute zu erhöhen. Wollen wir solche letztlich limitierten Ressourcen wie Erdöl oder Erz durch Produkte ersetzen, die alljährlich von unserer Landwirtschaft angebaut werden, müssen wir viele unserer bisherigen Prozesse ändern, um die Rückkehr zu natürlichen Materialien zu ermöglichen.
Das wird ernsthafte Investitionen in neue Maschinen wie auch Prozesse erfordern, sowie die Erforschung von Verbesserungen und neuen Technologien. Obwohl viele der mechanischen Produktionsprozesse ähnlich verlaufen werden, erschuf der Übergang zu synthetischen Grundstoffen wie Fasern für Garne und andere verstärkende Fasern eine Situation, in der die Produktionsgeschwindigkeit auf verlässlichen Parametern der Materialien basierte. Es ist viel leichter, die technischen Produktspezifikationen einer Maschine leicht abzuändern, die synthetische Fasern wie Kohlenstoff, Mineralwolle oder Nylon, Lycra oder Kevlar ausspuckt, als sich an Größenschwankungen und Abweichungen in der Textur oder Reinheit eines Naturfaserballens wie Hanf anzupassen.
Es gibt einige Materialien, die aus Hanf hergestellt werden könnten, die bisher jedoch noch nicht im kommerziellen Sinne verwirklicht wurden. Man denke an Papier und Platten, zwei Beispiele aus der von Jack Herer und anderen wie Chris Conrad und John Roulac genannten Auswahl. Beide Produkte waren aufgrund der momentan kostengünstigen Ausgangsmaterialien. Gemeint sind recycelte Materialien wie Papier und Altkleider im Fall von Papier oder Holz im Fall von beiden, schwierig auf den Markt zu bringen. Nun kann argumentiert werden, dass die Verwendung von recycelten Materialien eine gute Idee ist und tatsächlich wurde Papier in den vergangenen Jahrhunderten des Öfteren daraus hergestellt, aber dennoch wird in den Papierfabriken immer noch ein großer Prozentsatz an Holz verwendet.
So werden für Spanplatten wie Chipboards, OSB-Platten oder MDF-Platten Holzfasern verwendet, doch werfen diese Produkte eine Reihe von Problemen auf. Das erste Problem bereitet der Klebstoff, der zum Binden der Fasern verwendet wird. In einigen Fällen gibt dieser Formaldehyd oder andere VOC’s (Gase) ab, zudem kann beim Schneiden oder bei der Verwendung der Platten gefährlicher Staub entstehen. Das andere Problem bietet der enorme Umfang, in dem solche Produktionsstätten heute operieren.
Während natürlichen Limits kaum Beachtung geschenkt wird, erwarten Produzenten, dass sie Millionen von Tonnen an Faserholz jährlich benötigen. Wenn das von Managern prophezeite Wachstum solcher Firmen wirklich erreicht werden sollte, kommt eine enorme Belastung auf unsere bereits bedrohten Wälder zu, sogar auf jene, die zu diesem Zweck aufgezüchtet wurden. Man bedenke, dass es mindestens 20 Jahre dauert, um so viele Bäume zu ernten – jedweder Gedanke an einen Produktionsausbau muss dies einbeziehen.
Um in einen Markt einzusteigen, der Produkte wie Spanplatten aus erneuerbarem Hanf herstellt, muss der Fokus auf die Nahversorgung gelegt werden, auf eine Produktionsstätte, die innerhalb einer vernünftigen Transportdistanz für das Hanfstroh oder, wenn bereits entrindete Pflanzen verfügbar sind, für die abgetrennten Hanfschäben liegt.
Gegenwärtig arbeite ich an einem Plan, bei dem 5.000 Hektar an Hanfproduktion benötigt werden, um komplette Häuser aus vorgefertigten Hanfspanplatten bauen zu können, welche direkt vor Ort montierbar sind. Diese Herangehensweise entspricht einer mehr kommunal ausgerichteten wirtschaftlichen Dimension, in welcher die landwirtschaftliche Umgebung Teil eines Industriebetriebes sein könnte, welcher aus den Verkäufen von Hanfhäusern neben Jobs auch einen wichtigen Zustrom an Geld außerhalb dieser Gemeinschaft und tatsächlich von Beginn an auch aus dem Ausland generiert.
Bis vor Kurzem fiel in Diskussionen über Hanf noch oft der Begriff „industrieller Hanf“. Das lässt vermuten, dass die Ernte sich nur auf große industrielle Maßstäbe bezieht, und obwohl dies natürlich eine Option ist, kommen heute bezüglich des Ausbaus der Hanfproduktion andere Ansprüche zum Tragen. Wie wir alle wissen, leben wir in „spannenden Zeiten“ und der Anspruch, Arbeitsplätze für heimische Arbeitnehmer in vielen Regionen Europas und der USA im Besonderen zu sichern, ist sinnvoll, wenn man sich ansieht, wie die Mindestlöhne, ebenso wie die Arbeitnehmerrechte, aufgrund der Globalisierung Tiefpunkte erreichen. Auch anderen entscheidenden Problemen, wie zum Beispiel dem Klimawandel, könnte mit der Verwendung von Hanf, insbesondere in seiner Rolle als Baumaterial, entgegengewirkt werden.
Als ich damit anfing, mich mit der Hanfproduktion zu beschäftigen, war ich bereits von dem Wert des Materials für den Bausektor überzeugt und mir wurde rasch klar, dass der Anbau der wertvolleren Komponenten der Pflanze, wie der Fasern oder Samen, unausweichlich Unmengen von übrig bleibenden Holzspänen abgeben würde und dass die Expansion des Marktes für das Baumaterial ein wirtschaftlich erschließbares Ausbaupotenzial für diese anderen Materialien mit sich ziehen könnte. Wie kann Hanf aber den Klimawandel beeinflussen?
Zunächst einmal erhöht der erweiterte Anbau von Nutzhanf den CO₂-Speicher (Hanf speichert 1,8 Tonnen CO₂ pro Tonne geerntetem Trockenmaterial), auf die Klimabilanz von Hanfbeton umgelegt, speichert dieser 100 Kilogramm CO₂ pro Kubikmeter. Wenn man dies zu der Fähigkeit des Hanfbetons hinzurechnet, ein behagliches und gesundes Heim bei kaltem wie heißem Klima zu schaffen, was den Energieverbrauch beim Heizen oder Kühlen enorm reduziert, gewinnen wir hinsichtlich der Emissionen wie auch finanziell. Es ist ein Leichtes, ein langlebiges, ökonomisch sinnvolles und gesundes Eigenheim mit Hanfbeton oder auch einer Hanffaserisolierung zu bauen, welche eine umsetzbare Lösung zur Bedürfnisdeckung an Unterkünften für unsere wachsende Population bietet und dabei gleichzeitig unsere Energieansprüche reduziert. Besonders Politiker sollten sich dies zu Herzen nehmen!
Jetzt ist es aber so, dass unsere Freunde vom Bankensektor, das Wort REDUZIEREN nicht gerne hören, weil sie sich völlig dem Wachstumsparadigma verschrieben haben. Doch zukünftig effizienter mit unseren Energiereserven umzugehen, muss Teil der Lösung unserer Zukunftspläne als Betriebe, Familien oder Nationen sein und die Nahversorgung mit Hanf als Baumaterial könnte dem in die Hände spielen.
Natürlich wurde in letzter Zeit auch die Gewinnung von CBD und anderen Cannabinoiden aus der Hanfpflanze als weiteres gewinnbringendes Produkt in Betracht gezogen und es gab einige Beispiele an großflächig aufgezogener Gewinnung von Blättern, die aus industriellem Anbau geerntet wurden, die Legalisierung von „medizinischem Cannabis“ jedoch erhöhte die Chancen darauf, diesen Markt zukünftig mit einer intensiven Indoor- und Gewächshausproduktion zu befriedigen. Diese selbst gezogenen Cannabinoidmedikamente würden sich positiv auf die Gesundheit unserer Gesellschaft auswirken und die lokale Produktion könnte wiederum unsere Abhängigkeit von teuren pharmazeutischen Medikamenten „reduzieren“.