Hanf als Nahrungsergänzungsmittel, Hanf als Dämmmaterial, Hanf als Stoff für Kleidung und Hanf als Musikinstrument: Canna ist eine Gitarre aus Hanf-Fasern.
Das Korpus der Akustikgitarre besteht aus einer Hanffaser-Wasser-Mischung, die ohne chemische Zusätze auskommt und ähnlich hart, wie Holz wird. Auch im Klang soll sie mit herkömmlichen Gitarren konkurrieren können, wie Nutzer berichten.
Der Mann hinter Canna Guitars ist Jakob Frank. Bis die ersten Gitarren in Serie gehen konnten, vergingen über drei Jahre, die der Designer zusammen mit Hempstone Experte Norbert Schmid und Gitarrenbauer Konrad Sauer in die Entwicklung des Konzepts steckte. Der Prototyp entstand im Rahmen der Bachelorarbeit für den Studiengang Industriedesign der Hochschule Pforzheim.
Mittlerweile entstehen in der Werkstatt in Pforzheim zwei Standardmodelle in verschiedenen Ausführungen: Leaf und Seed. Frank kam schon als Jugendlicher auf die Idee, sich selbst eine Gitarre zu basteln. Seitdem habe ihn das Thema Instrumentenbau nicht mehr losgelassen, erzählt er euphorisch. Nachdem eine E-Gitarre aus Kuhhörnern sowie eine Ukulele aus Kupferresten entstanden ist, versuchte sich der leidenschaftliche Musiker nun an einer akustischen Gitarre aus einem speziellen Gemisch aus Hanffasern – mit Erfolg.
Gitarrenkorpus aus einem Hanffaser-Wasser-Gemisch
Der Prototyp der Gitarre entstand durch Ausprobieren. Das Korpus des Instruments besteht aus einem Material namens Hempstone, einem Gemisch aus Wasser und Hanffasern, das ähnlich hart wie Holz wird, beim Trocknen aber auch viel Masse verliert. Beim Instrumentenbau wird das Material bisher hauptsächlich für Didgeridoos und Djembe verwendet, jetzt aber auch für Gitarren aus Hanf.
Die spezielle Verbindung von Hanffasern und Wasser wird nicht nur sehr hart, sondern ist dreidimensional formbar und kommt ohne jegliche künstliche Binde- und Klebemittel aus. Der Brei aus Hanffasern und Wasser wird in mehreren Schichten auf die Trägerform aufgetragen. Beim Trocknen zieht sich das Material zusammen und es entsteht ein dichter und kräftiger Werkstoff.
Das Geheimnis liegt dabei auch in der speziellen Verarbeitung der Hanffasern, die in einer Papiermühle mikroskopisch klein aufgespalten werden. Somit wird die Oberfläche exponentiell vergrößert. Mithilfe von Wasser ziehen sich die Moleküle wieder zusammen. Dies heißt, dass durch die Wasserstoffbrücken zwischen den sehr fein gemahlenen Fasern, Verfilzung und auftretende Adhäsionskräfte entsteht ein überaus stabiler Werkstoff, der Holz in nichts nachsteht.
Ist das Korpus der Gitarre aus Hanf ausgehärtet, kann er nach Belieben bearbeitet werden. Nach der Behandlung mit Farbpigmenten und Öl versiegelt man den Korpus der Gitarre aus Hanf mit einer Schicht Schellack.
Um die Eigenschaften des Materials mit der Form der Gitarre zu vereinen, musste man die Form von Canna immer wieder anpassen. Auf den ersten Blick sieht das Instrument aus wie eine Holzgitarre. Allerdings ist sie etwas runder geformt und anstatt eines großen Schallochs in der Mitte gibt es drei seitlich versetzte Löcher.
Hanf-Gitarren aus den USA
Gitarren aus Hanffasern werden nicht nur in Deutschland gebaut. BugOut Guitars fertigt Gitarren und Ukulelen aus Hanffasern, die bereit für jedes Abenteuer sind. Weil sein Arbeitgeber, eine Gitarrenwerkstatt, die Instrumente aus Karbonfasern fertigte, unvermittelt Insolvenz anmeldete, kam Jay auf dieselbe Idee wie Jakob Frank und baute Gitarren aus Hanffasern. Der Herstellungsprozess der Instrumente bei BugOut Guitars ähnelt der Produktion von Holzgitarren. Anstelle von Holz werden Hanffaserplatten übereinandergelegt, die von einem biologischen Harz zusammengehalten werden.
Oberseite, Rückseite, Seiten sowie Hals, Griffbrett, Wirbelkopf und Brücke bestehen aus Hanffasern. Das macht die Instrumente überaus massiv, gemacht für Reisen und Abenteuer. Die Gitarren passen leicht in einen Rucksack und sind wasserfest.
Die Instrumente von BugOut sind Unikate und werden je nach Vorlieben und Charakter des Musikers individuell gefertigt. Das Ganze benötigt etwas Zeit. Mit der Gitarre aus Hanf kann man nach rund einen Monat, nach der Bestellung, spielen, und so die Vorzüge genießen. Bestellungen werden über die Webseite oder das Facebook-Profil von BugOut Guitars aufgenommen.
Der Klang stimmt
Die Canna Hanfgitarre des jungen Gitarrenbauers aus Deutschland liefert ein Maximum an Klang und Volumen, weil der runde Korpus der Canna Guitar den Schall besser reflektiert als eine traditionell geformte Gitarre. Daher ist das Ergebnis ein lauter und überaus tragfähiger Klang. Das liegt nicht zuletzt an dem Material Hempstone, welches klanglich vergleichbar mit Holz ist und somit eine dreidimensionale Gestaltung des Korpus‘ erlaubt. Auf cannaguitars.com kann man sich auch Klangproben der Hempstone Gitarre anhören. Aus ökologischer Sicht hat Canna klassischen Gitarren aus Tropenhölzern zumindest einiges voraus.