Baustoffe aus Hanf stellen nicht nur in Zeiten des Baustoffmangels eine gute Alternative in der Errichtung oder Erweiterung von Gebäuden dar. Dämmungen, Holz- und Kunststoffalternativen können aus dem nachwachsenden Rohstoff gut hergestellt werden, doch selbst Beton aus Hanf rückt immer mehr in den Fokus der Industrie.
Werden unter den richtigen Verhältnissen Wasser, ein kalkhaltiges Bindemittel sowie Schäben der Hanfpflanze vermischt und getrocknet, erhält man einen Baustoff, der sich durch seine hervorragende thermische und akustische Dämmleistung auszeichnet und dazu dampfdurchlässig und nicht entflammbar ist. Auch besitzen Hanfziegel ein geringes Gewicht, sodass sie sich ideal dafür eignen, bereits bestehenden Bauwerke zu erweitern. In Südafrika wurde nun ein fünfstöckiges Gebäude auf zwölf Stockwerke ausgebaut, bei dem man für die neuen sieben Etagen auf Hanfziegel zurückgreifen wird.
Vorzeigeprojekt für Industriehanf
Die beiden in Kapstadt ansässigen Unternehmen Hemporium SA und Afrimat Hemp haben sich zusammengetan, um in der 84 Harrington Street ein konventionelles fünfstöckiges Gebäude mit Hanfziegeln von Afrimat um sieben weitere Stockwerke zu erweitern. Das privat finanzierte Projekt soll als Vorzeigeprojekt für Industriehanf in Südafrika dienen. Es würde den Maßstab dafür setzen, wie man ein sicheres, kohlenstoffneutrales, mehrstöckiges Gebäude mit Hanfblöcken und Hanfsystemen baue, sagte Gründungsmitglied und CEO von Hemporium SA Duncan Parker. Genutzt werden die neuen Stockwerke ebenso, um unter anderem die Produkte des Unternehmens zu präsentieren. So werden ein Flagship-Store für Hemporiums Sortiment an Kleidung, Hautpflege und CBD-Produkten aus Hanf neben einem Steak-Restaurant und einem Hotel mit 50 Zimmern ihren Platz in den oberen Stockwerken finden.
Ökologisch sinnvoll
Neben der Nutzung des ökologisch sinnvollen Baumaterials soll das fertige Gebäude weitere Finessen erhalten, die es besonders nachhaltig erscheinen lassen werden. Solarkollektoren, intelligente Messeinrichtungen, ein Bohrloch und eine spezielle Filteranlage für die Notwasserversorgung sind für die Erweiterung eingeplant. Ebenso soll ein Notstromdieselgenerator der Sicherheitsversorgung dienen. Wichtiger scheint aber der Aspekt, dass Bodenplatten verbaut werden sollen, die auf einem thermisch aktivierten Bausystem (TABS) basieren, welches den Beton als Wärmebatterie nutzen kann. So würde die Notwendigkeit einer herkömmlichen Heizung und Kühlsystemen entfallen.
Wolf, der leitende Architekt und Gründer von Wolf & Wolf Architects spricht davon, dass die weltweite Nachfrage nach biobasierten Baustoffen zunehme, was auf die Notwendigkeit einer Reduzierung von CO₂-Emissionen zurückzuführen sei. Der das Konzept entwickelnde Architekt sagt dazu, dass Hanf als ideales Baumaterial sowohl für Neubauten als auch für die Renovierung bestehender Gebäude zu betrachten wäre. So könne man fröhliche und gesunde Räume schaffen, die gut für Mensch und Umwelt wären.
Kapstadt erhält dank der Konstruktion dazu jetzt das höchste Gebäude der Welt, das mit Hanf errichtet worden ist.