Erst vor wenigen Tagen konnte sich eine der drei Hauptstädte Südafrikas glücklich schätzen, das größte Gebäude aus Hanf als neue Attraktion vorzustellen. Der Baustoff aus dem nachwachsenden Rohstoff eignet sich schließlich auch in Kapstadt hervorragend zur Konstruktion und bietet viele ökologische wie ökonomische Vorteile. So sehen das aber auch einige Konstrukteure in den Niederlanden, wo jetzt ein ganzes Viertel entstehen soll, das auf das wieder neu entdeckte Baumaterial setzt. In der Kleinstadt Oude Pekela, die im niederländischen Groningen liegt, werden gleich 13 Häuser aus Hanf gebaut, wobei der Baustoff aus der eigenen Region stammen wird.
Das umweltfreundlichste Wohngebiet der Niederlande
Dächer, Wände, Innenwände und sogar der Geschossboden werden für das umweltfreundlichste Wohngebiet der Niederlande von der Hanfverarbeitungsfirma Dun Agro zur kompletten Errichtung des fortschrittlichen Projektes geliefert. Laut dem Geschäftsführer Albert Dun bietet Hanf viele Vorteile für die Umwelt. Ein Hektar Hanf würde 15 Tonnen CO₂ pro Jahr absorbieren, während ein Wald nur die Hälfte schaffe. Kombiniere man dies mit einem effizienten Bauprozess, könne man dafür sorgen, dass ein Haus entsteht, das CO₂-negativ ist. Standardmäßig setze man aktuell ja eher darauf, dass eine derartige Konstruktion gerade einmal einen neutralen Wert erreiche.
Ein Haus aus Hanf wäre dazu extrem isolierend und ließe überschüssige Feuchtigkeit aus den Wänden austreten. Zeitgleich wären Vorteile bezüglich des Schallschutzes vorhanden, sodass man die Stereoanlage ruhig etwas lauter aufdrehen könne, ohne gleich die Nachbarn zu stören. Dun, der selbst seit Jahren in einem Haus aus Hanf lebt, berichtet ebenfalls davon, dass der „dampfoffene Charakter“ eines Hanfhauses ein gesundes Klima ohne ungesunde Lüftungssysteme schaffen würde. Bei der geplanten Konstruktion der 13 Häuser verzichtet man daher wohl auch komplett auf Styropor, Folien, Kunststoffdämmungen und PUR- oder PIR-Hartschaum.
Hanf ist der Baustoff der Zukunft
Dun Agro besitzt 1.300 Hektar Anbaufläche und ist damit der größte Hanfproduzent in den Niederlanden. Albert Dun ist dennoch davon überzeugt, dass das Wachstum des Marktes noch lange nicht vorbei ist. Obwohl das Bauen mit Hanf aktuell noch zehn Prozent teurer ist als mit regulären Baustoffen, sieht er die vielen Vorteile im nachwachsenden Rohstoff. Es halte die Wohnung schließlich im Winter warm und im Sommer schön kühl, was es zu einem idealen Material für den Häuserbau mache.
Da sich die Preise für Rohstoffe insgesamt schnell erhöhen, sieht er einer Regulierung der Preisgestaltung entgegen und rechnet mit einer Verdopplung der aktuellen Hektarzahl in den nächsten fünf Jahren. Bislang gäbe es in den Niederlanden weniger als einhundert Häuser aus Hanf, doch der 66-Jährige hofft darauf, dass es in diesem Jahrzehnt noch zum Durchbruch kommt und dann im großen Stil mit Hanf gebaut werden wird. Es wäre höchste Zeit, dass die niederländische Regierung den Cannabisanbau endlich finanziell fördere. Sobald dies geschehe, würde der Hanfanbau buchstäblich und im übertragenen Sinne zu einem Wachstumsmarkt.
Da Dun Agro vorhat, in die USA zu expandieren, könnte die Firma jedoch schon vorher etwas an gewisser Größe gewinnen.