Batterien auf Hanfbasis können wesentlich effizienter und günstiger sein als derzeitige Akkus. Erste Fahrzeughersteller arbeiten bereits daran, E-Autos und E-Motorräder mit Hanfbatterien zu betreiben. Die Energiewende ist eine der größten technischen Herausforderungen unserer Zeit. Wenn wir von fossilen Brennstoffen auf erneuerbare Energien umsteigen wollen, braucht es eine Menge technologischer Innovationen. Das betrifft nicht nur Erzeuger wie Solarzellen und Windturbinen, sondern auch effiziente und günstige Energiespeicher.
Für deren Herstellung sind, je nach Art der Batterie oder des Akkus natürliche Ressourcen notwendig. In den meisten neueren Produkten, vom Smartphone bis zum E-Auto stecken derzeit zumeist Akkus auf Lithiumbasis. Dieses Leichtmetall muss unter kostenintensivem und umweltschädlichem Aufwand in Minen abgebaut werden. Ein anderes Material, was vor allem interessant für die Entwicklung von neuartigen Energiespeichern ist, ist Graphen. Dabei handelt es sich um künstlich modifizierten Kohlenstoff, der nur so dick wie ein einziges Molekül sein kann. Durch die superdünne Eigenschaft eignet sich Graphen ideal als Leitmedium in Batterien – ist aber noch sehr teuer und komplex in der Herstellung.
Kann eine einfache Hanfpflanze mit solch speziellen Materialien mithalten und in Akkus und Batterien eingesetzt werden? Viele Forscher sind optimistisch, dass Batterien auf Cannabisbasis eine vielversprechende Zukunft haben. 2014 hat ein Forschungsteam der Clarkson University im US-Bundesstaat New York unter Leitung von Dr. David Mitlin Superkondensatoren entwickelt, die mit Elektroden arbeiten, die aus Restmaterialien von Industriehanf gewonnen wurden. Dafür erhitzten sie Hanf-Bastfasern und verarbeiteten den entstandenen Kohlenstoff zu Nanoschichten. Laut den Wissenschaftlern hatten diese Geräte Energiedichten, die zwei- bis dreimal höher waren als vergleichbare kommerzielle Produkte und waren zudem in extremeren Temperaturen einsetzbar.
Hanf-Elektroautos aus der Türkei
Superkondensatoren lassen sich extrem schnell be- und entladen. Deshalb ist diese Technologie vor allem für neue Elektrofahrzeuge interessant. In der Türkei wird bereits seit 2017 mit staatlicher Förderung an einem E-Auto gearbeitet, das vollkommen mit erneuerbaren Energien fahren soll. Die Universität Yozgat arbeitet derzeit in Verbindung mit diesem Projekt an einer eigenen Speicherlösung auf Hanfbasis. Ob das türkische E-Mobil, wenn es 2022 erscheinen soll, direkt damit laufen wird, ist allerdings noch nicht bestätigt.
Auch Motorräder könnten eines Tages mit hanfbasierten Superkondensatoren über die Straße flitzen, ohne dabei Abgase zu produzieren. Der Motorrad-Hersteller Alternet aus Texas hat in entsprechende Forschung für seine E-Motorcycle-Serie ReVolt investiert und dafür Dr. Mitlin gewinnen können. Auch hier befindet man sich derzeit noch in der Forschungs- und Entwicklungsphase.
Sollten Hanf-Batterien sich tatsächlich als praktikabel und effizienter als derzeitige Alternativen entpuppen, wären dies großartige Nachrichten. Der wachsende Energiespeichermarkt würde von einer pflanzlichen Batterie profitieren und die Umwelt würde entlastet werden, da der Lithium-Abbau in Naturgebieten verringert werden könnte. Gleichzeitig wäre es auch für die Industrie-Hanfwirtschaft von Vorteil, ihre Pflanzenreste einem weiteren nützlichen Zweck zuführen zu können.