Zu viele CO₂-Emissionen in der Umwelt sind ein ähnlich großes Problem wie der riesige Abfallberg, der durch schlecht abbaubaren Plastikmüll entsteht. Hanf kann bei Letzterem eine Lösung bieten, da man mit dem nachwachsenden Rohstoff bei Verpackungen unter den richtigen Umständen etwas Abhilfe schaffen kann.
Doch auch was die Kohlenstoffbindung betrifft, bietet die Wunderpflanze viel Potenzial, wie nun eine neue umfassende Studie des Nova-Instituts berichtet, die sich auf die ökologischen Auswirkungen des Einsatzes dieser Biomasse in der Bauindustrie bezieht. Da die Bauindustrie als einer der Hauptverursacher von Kohlenstoffemissionen wahrgenommen wird, ist es dringend nötig, bisher eingeschlagene Pfade zu verlassen und sich neuen sowie besser verträglichen Materialien zuzuwenden.
Zwischen 7 und 9,6 Tonnen
Der EU-Aktionsplan zur Kreislaufwirtschaft hat die Bedeutung von Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft betont und forciert nun den Einsatz organischer Baumaterialien wie Hanf und Holz. Dies soll dazu führen, dass die ökologischen Auswirkungen von Gebäuden minimiert werden können und der Bausektor zu einem Kohlenstoffsenker gemacht werden kann. Die unter dem Titel „Carbon Storage in Hemp and Wood raw materials for Construction Material“ erschienene Untersuchung des Nova-Instituts, die von der European Industrial Hemp Association (EIHA) veröffentlicht worden ist, klärt darüber auf, wie viel Tonnen CO₂ durch Hanf gespeichert werden kann.
Laut Studie können durch die heute in Europa angebauten Hanfsorten zwischen 7 und 9,6 Tonnen CO₂-Äquivalente pro Jahr gespeichert werden. Damit entspricht das Potenzial zur Kohlenstoffbindung der Hanfpflanzen dem von Holz. Mark Reinders, Vorstandsmitglied der EIHA sieht daher ein bedeutendes Potenzial, das mit einer potenziellen Ausweitung des Hanfanbaus und der Anwendung im Bausektor noch weiter gesteigert werden könnte. Da Hanf als Ersatz für Steinwolle und Zement genutzt werden kann, stellt es aus Sicht von Reinders eine äußerst wertvolle Ressource für die Bauindustrie dar. Ebenfalls sei es eine „perfekte Ergänzung“ für Holzbauprojekte. Die Bauindustrie hätte noch eine viel größere Aufnahmekapazität als die aktuell genutzten 50.000 Hektar Anbaufläche für den nachwachsenden und vielseitig einsetzbaren Rohstoff.
Weitere Vorteile von Hanf im Bausektor
Nutzt man Hanf auf die richtige Art und Weise, kann dies zu erheblichen Einsparungen beim Heizen und Kühlen führen, was somit erneut zu einer Reduzierung von Kohlenstoffemissionen beitragen würde, so Reinders. Im vierten Quartal des letzten Jahres wurde ermittelt, dass die EU-Wirtschaft insgesamt 939 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente emittiert hat. Dies soll einem Rückgang von 4 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal entsprechen.
Auf EU- und nationaler Ebene sollen immer wichtiger werdende Maßnahmen ergriffen werden, um den Weg zur Klimaneutralität bis 2050 weiterhin zu verfolgen und im Idealfall auch dort anzukommen. Hanf stellt hier nun ein weiteres Mal einen möglichen Schlüssel für eine gesündere Welt dar. Die vollständige Studie des Nova-Instituts kann als PDF auf der Webseite der EIHA heruntergeladen werden.