Die regionale Produktion von Waren und die Vermeidung langer Transportwege spielen im Hinblick auf nachhaltige Lieferketten sowie ökologisch sinnvolle Produktionsbedingungen eine zentrale Rolle. In bestimmten Bereichen ist der Spagat zwischen nachhaltig und gleichzeitig regional produzierten Rohstoffen schwer zu gestalten. Hanf hat das Potenzial, genau das zu schaffen.
Die Hanfpflanze ist anspruchslos und wächst so gut wie überall. Der nachwachsende Rohstoff kann problemlos regional produziert werden und hat dabei eine Ökobilanz, die seinesgleichen sucht. Ein hervorragendes Beispiel für die Verbindung von Nachhaltigkeit und Regionalität ist die Zusammenarbeit der österreichischen Genossenschaft AECCO mit dem Garagentorhersteller Guttomat. Das Rohmaterial für die Herstellung eines Garagentores aus Hanffasern erhält das Unternehmen aus dem Burgenland von der nur zehn Kilometer entfernten Genossenschaft für nachhaltige Landwirtschaft.
Die ökologischen Vorteile der Hanfpflanze regional nutzen
Die Hanfpflanze kann vollständig verwertet werden. Von den Samen über die Blätter bis hin zu den Stängeln kann alles verwendet und der Rohstoff damit optimal genutzt werden. Aufgrund ihrer Größe und des umfangreichen Blätterwerks können frisch geerntete Hanfpflanzen allerdings nur schwer transportiert werden. Nachhaltig sind Anbau und Verarbeitung also vor allem dann, wenn die Pflanzen regional angebaut werden und man für die Weiterverarbeitung keine großen Distanzen zurücklegen muss.
AECCO will diese Distanz zwischen Produzenten und Kunden überwinden und erschafft im österreichischen Burgenland gerade einen Genossenschaftssitz einschließlich Produktions- und Verarbeitungsanlagen, um nachwachsende Rohstoffe regional anbieten zu können.
AECCO – Genossenschaft für nachhaltige Hanfprodukte
Die Genossenschaft für nachhaltige Landwirtschaft wurde 2019 gegründet. Das Gemeinschaftsprinzip und die gegenseitige Förderung stehen dabei im Vordergrund. Mit über 20 Jahren Erfahrung im Anbau von Nutzpflanzen und deren Verarbeitung liefert AECCO Naturprodukte in höchster Qualität. Die Produktpalette umfasst Saatgut, Lebensmittel, Kosmetik und diverse Rohstoffe mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit, Ökologie und Qualität. Darüber hinaus versucht AECCO, durch die direkte Beziehung zwischen Kunden und Produzenten faire Bedingungen zu schaffen.
Neben der Produktion von Hanfsamen, Hanfsamenöl und Hanfprotein verfolgt AECCO zur Erreichung vieler weiterer Ziele einen nachhaltigen Ansatz, um die Beziehung zwischen Mensch und Natur wieder bewusster zu machen. Neben Hanfprodukten stellt AECCO die Kosmetikserien Tropmetol und Cannabios her. Zusätzlich werden Naturdämmstoffe und Tiernahrung sowie Einstreu produziert. Der Schwerpunkt liegt nicht nur auf der Produktion. Die Genossenschaft entwickelt außerdem Extraktionsverfahren sowie Maschinen für die Gewinnung von Langfasern.
Der Bereich Entwicklung spielt vor allem für die Verarbeitung der Hanfpflanzen eine entscheidende Rolle. Hanfstängel bestehen aus Fasern und Schäben oder Werg. Schäben bestehen aus Zellulose, Hemizellulose und Lignin. Sie sind überaus saugfähig, haben eine hohe Elastizität und Porosität und können deshalb nicht nur als kompostierbares Tiereinstreu verwendet werden, sondern eignen sich auch hervorragend für Trittschall- und Wärmedämmung, für Fußböden und Leichtbausteine oder atmungsaktive Isolierputze in Niedrigenergiehäusern. Auch als Brennstoff oder für die Herstellung von preiswerten Papieren und Pappen überzeugen die nützlichen ökologischen Eigenschaften des einstigen Abfallprodukts.
Die Genossenschaft basiert auf drei Grundpfeilern: Unterstützung von klein- und mittelgroßen landwirtschaftlichen Betrieben, Unterstützung von Firmen und Selbstständigen sowie die Unterstützung durch lokale Produktion von ökologisch wertvollen, innovativen, hochwertigen und nachhaltigen Produkten.
Ein perfektes Beispiel dafür wird die zukünftige Zusammenarbeit von AECCO mit dem Garagentorhersteller Guttomat. Das österreichische Unternehmen produziert seit 1988 einzigartige Garagentore und Industrietore zu 100 % in Österreich. Seit Kurzem produziert Guttomat ein Garagentor aus Hanffasern.
Das Rohmaterial für das Modell Taurus stammt ebenfalls aus dem Burgenland und ist damit das Produkt einer nachhaltigen Produktionskette mit minimalem Energieverbrauch und nützlichen ökologischen Eigenschaften.
Taurus – das Garagentor aus Hanf
Das war auch der Grund, warum man sich für die Produktion von Taurus für Hanf und keine andere Naturfaser wie zum Beispiel Kenaf entschieden hat. Der Rohstoff Hanf wächst so gut wie überall und kann regional bezogen werden. Durch die kurzen Lieferwege ergibt sich eine unschlagbare Ökobilanz.
„Die Pflanze wird regional im Südburgenland geerntet, anschließend wird nach unseren Vorgaben eine optimal abgestimmte Pressplatte produziert, auf dem kürzesten Weg zu uns geliefert und in unser Torsystem als Dämmung integriert“, erklärt Stefan Lehrmayer, Geschäftsführer von Guttomat. Bis AECCO zum Hauptlieferanten wird, bezieht Guttomat den Rohstoff für das Hanftor, so wie für die Produktion aller anderen Tore, ausschließlich aus österreichischem Anbau.
Auch bei Guttomat wird Nachhaltigkeit bei der Herstellung der Torsysteme groß geschrieben, die Entscheidung für den Rohstoff Hanf ist daher ein logischer Schritt. Auch deshalb passt die Zusammenarbeit mit der Genossenschaft so gut. „Guttomat erzeugt als einziges Unternehmen unserer Branche die Tore zu 100 % in Österreich. Alleine dadurch hinterlassen unsere Tore den minimal möglichen ökologischen Fußabdruck. Durch den regionalen Hanfanbau und die kurzen Transportwege ist dieses Produkt so regional wie kaum ein anderes“, so Lehrmayer.
Eine nachhaltige Partnerschaft
Das Hanftor Taurus ist eine speziell verstärkte Aluminiumtorkonstruktion, die maximalen Schutz vor Einbrüchen bieten soll. Neben dem hohen mechanischen Widerstand leistet die Dämmung aus Hanffasern durch ihre Struktur einen zusätzlichen Schutz vor Einbrüchen. Beim Versuch, mithilfe einer Bohrmaschine durch das Tor einzudringen, haben firmeneigene Tests gezeigt, dass das Material den Bohrer bindet bzw. den Bohrerdraht bremst, sodass er stecken bleibt. Die Hanfdämmung wirkt einerseits diffusionsoffen, andererseits aber besonders gut dämmend und ist auch über viele Jahre nachhaltig widerstandsfähig.
Taurus ist ein regionales Produkt wie kein anderes und vereint Ökologie und Sicherheit. Zusätzlich zur herausragenden Ökobilanz ist das Taurus-Tor durch das Anbringen von Verstärkungswinkeln im Bogen- und Bodenbereich gegen einen Einbruchsversuch optimal geschützt. Durch die hohe Stabilität und Langlebigkeit leistet es einen höchstmöglichen Beitrag für eine wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Zukunft.
Die Zukunft muss grün werden
Nachhaltige Produktionsabläufe und Produkte mit einer guten Ökobilanz werden in Zukunft immer wichtiger. Bis zum Jahr 2100 rechnen Forscher mit einem mittleren globalen Temperaturanstieg zwischen 1,8 und 4,0 °C. Eine solche Temperaturänderung wäre größer als alle während der letzten Jahrhunderte beobachteten natürlichen Temperaturschwankungen und das mit einer Schnelligkeit, wie sie in den letzten 10.000 Jahren nicht vorkam.
Ganze Kontinente und Meeresbecken weisen vermehrt deutliche klimatische Veränderungen auf. Modelle zeigen, dass sich diese Trends auch in Zukunft fortsetzen werden. Die Folgen für die Menschheit sind katastrophal. Durch ihre vielen nützlichen Eigenschaften besitzt die Hanfpflanze als nachwachsender Rohstoff zum Beispiel das Potenzial, die Nutzung fossiler Energieträger zu reduzieren und viele Produkte und Herstellungsverfahren nachhaltiger zu machen.
Dass die Nachfrage an nachhaltiger Produktion steigt, bestätigt auch Isabella Purkarthofer, Gründerin von AECCO. „Die Nachfrage nach nachwachsenden Rohstoffen erlebt einen neuen, nie da gewesenen Aufwärtstrend. Durch die Neuorientierung in Richtung ethischer Handel mit natürlichen Ressourcen, nachwachsenden Rohstoffen sowie fairen Arbeitsbedingungen und Produkten liegt AECCO voll im Trend“, erklärt Purkarthofer.
Ende 2021 soll die gerade gebaute multifunktionale Produktionshalle, die zugleich die neue Zentrale der Genossenschaft wird, im Burgenland in Betrieb genommen werden. Das 2000 m² große Gebäude bietet ausreichend Platz für Produktion, Trocknung, Lagerung und Verwaltung und soll außerdem als Schulungseinrichtung genutzt werden können. Eines der Highlights der Zentrale ist ein Schaudorf aus Holz und Hanf, das als Unterkunft für Schulungsteilnehmer dienen und die Wohnqualität der natürlichen Baustoffe darstellen soll.