Bei politischen Debatten über den gesetzlichen Status von Cannabis wird der bei uns legal erhältliche Alkohol oft als Vergleich herangezogen. Da die beiden berauschenden Substanzen sehr viele Nutzer in der Gesellschaft haben, kann man sie als Volksdrogen bezeichnen.
Und dennoch, in Diskussionen scheint es beinahe so, als wären die Nutzer von Cannabis und die Alkoholkonsumenten zwei Lager ohne Schnittmenge. Aber das ist natürlich nicht so, es gibt sehr viele Menschen, die beides zu sich nehmen. Eine neue Studie hat die Präferenzen der Menschen, insbesondere der Cannabiskonsumenten, etwas näher beleuchtet.
Viele wollen gern zugunsten von Cannabis auf Alkohol verzichten
In einer neuen Studie des Meinungsforschungs-Unternehmens New Frontier Data kommen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass die Mehrheit der Cannabiskonsumenten ihr Gras dem Alkohol vorziehen. 65 Prozent der Befragten gaben an, im Falle beides stünde zur Wahl, zum Joint und nicht zum Glas zu greifen. 45 Prozent wollen in Zukunft öfter den Alkoholgenuss durch Cannabis ersetzen, während 47 Prozent ihre Trinkgewohnheiten vermutlich nicht verändern werden.
Kurz nach einer Legalisierung ändert sich oft das Konsumverhalten
Von den Menschen, die durch eine Legalisierung Zugang zu legalem Cannabis haben, sagten 31 Prozent, dass sie heute weniger trinken als früher, 23 Prozent meinen mehr zu trinken als vor der Gesetzesänderung. Der CEO von New Frontier Data, Giadha Aguirre de Carcer, räumte jedoch ein, dass die Zahlen nur begrenzt aussagekräftig sind. Denn da sich die Rechtslage in den Staaten erst kürzlich geändert hat, könnten die Zahlen auch nur eine kurze Veränderung im Konsumverhalten der Menschen kurz nach einer Legalisierung dokumentieren. Bei den jungen Erwachsenen, die gerade zur Zielgruppe für die Alkohol- und Cannabis-Industrie werden, sieht Aguirre de Carcer allerdings eine Verschiebung der Präferenzen. Die jüngere Generation neigt besonders dazu, Cannabis den Vorzug vor Alkohol zu geben.
Die Verschiebung vom Alkohol zu Cannabis ist ein Generationstrend
Eine andere Studie des Scripps Research Institute belegte, dass Cannabidiol (CBD) dazu beitragen kann, bei Alkoholikern das Rückfallrisiko zu reduzieren. Außerdem werden die Cannabiswirksubstanzen immer häufiger zur Substitution von opioidhaltigen Medikamenten in Erwägung gezogen. Cannabis scheint also Eigenschaften zu besitzen, die die Gesellschaft von Substanzen entfernt, die weitaus schädlichere Auswirkung auf die Gesundheit und das Sozialverhalten haben.
Die wachsende Akzeptanz für Cannabis und das Wissen um die teilweise fatalen Folgen des Konsums anderer Substanzen wie Alkohol gehen am Verstand der Gesellschaft nicht spurlos vorüber. Daher kippen gerade die Mehrheiten bei Umfragen zur Legalisierung von Cannabis, während die Alkoholindustrie sich etwas einfallen lassen muss, um ihre Absatzzahlen zu halten. Viele Getränkehersteller setzen sich daher auch mit Kooperationen mit Cannabis-Unternehmen auseinander.