In den vergangenen Tagen sorgte eine Studie aus England für Aufsehen. Das Ergebnis: Cannabiskonsumenten erkranken häufiger an Psychosen.
Als vor ein paar Tagen, die Ergebnisse einer britischen Untersuchung veröffentlicht wurden, dürften sich viele Legalisierungs- und Cannabis-Gegner bestätigt gefühlt haben: Cannabis mache psychisch krank. Auch einschlägige Medien übernahmen die Aussage in den Überschriften. Wenn man sich dann doch die Mühe machte, einen der reißerischen Artikel zu lesen, wurde im letzten Absatz erwähnt, dass die Studie eigentlich nicht beweisen könne, ob es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen der Verwendung von Cannabis und psychischen Krankheiten gebe oder ob deren Entstehung auf andere Faktoren zurückzuführen sei. In den Köpfen der Gesellschaft bleibt jedoch ein anderes Bild zurück.
Klar, Cannabis ist eine mächtige Substanz, mit der man verantwortungsvoll umgehen, und die man keineswegs unterschätzen sollte. Es stimmt auch, dass der durchschnittliche THC-Gehalt in den letzten Jahren immens angestiegen ist. Dennoch wirkt Cannabis bei jedem Menschen unterschiedlich und allgemeine Aussagen zu treffen, ist nahezu unmöglich.
Studien legen nahe, dass sich das Risiko für den Ausbruch einer Psychose erhöht, wenn dafür anfällige Personen Cannabis konsumieren. Aber auch hier lässt sich das pauschal nur sehr schwer eingrenzen. Wie viel muss man konsumieren, bis eine latente Psychose ausbricht? Können psychische Probleme bereits als Folge des Erstkonsums auftreten oder muss man es wirklich erst damit übertreiben? Alles Fragen, die bei solchen Behauptungen meist zu kurz kommen.
In der Fachzeitschrift „Lancet Psychiatry“ veröffentlichten britische Forscher nun die Ergebnisse einer Studie über Cannabiskonsum und Psychosen und erklären, dass Menschen, die regelmäßig Cannabis konsumieren, häufiger an Psychosen erkranken.
Ergebnisse und Durchführung der Studie
Die Forscher stellten einen Zusammenhang zwischen der Diagnose von Psychosen und dem THC-Gehalt des in der jeweiligen Stadt verfügbaren Cannabis her. Für die Untersuchung wurden Daten aus verschiedenen europäischen Städten gesammelt. Darunter Amsterdam, Gouda, Voorhut, London, Cambridge, Paris, Puy de Dome, Barcelona, Madrid, Palermo und Bologna.
Deutsche Städte wurden nicht berücksichtigt.
Die Analyse stützte sich außerdem auf Daten der jeweiligen Gesundheitsbehörden. So wurde untersucht, bei wie vielen Personen zwischen 2010 und 2015 das erste Mal eine Psychose durchgeführt wurde. Anschließend verglichen die Forscher die Daten mit Kontrollgruppen der jeweiligen Städte. Die TeilnehmerInnen machten Angaben zum Konsum von Cannabis und anderer Drogen.
Das Ergebnis: Etwa 30 Prozent der Patienten mit einer Psychose gaben an, täglich Cannabis zu konsumieren. Davon erklärten wiederum 37 Prozent, Cannabis mit einem THC-Gehalt von über 10 Prozent zu konsumieren.
In der Kontrollgruppe gaben sieben Prozent der an Psychosen erkrankten Patienten an, jeden Tag Cannabis zu verwenden. Hiervon nutzen 19 Prozent Cannabis mit einem THC-Gehalt von über 10 Prozent.
Kritik an der Studie
Nicht nur Cannabis-Aktivisten äußerten Kritik an der britischen Untersuchung. Suzanne Gage von der University of Liverpool gab zu bedenken, dass die Studie keinen eindeutigen Nachweis liefern könne, ob Cannabis tatsächlich zu Psychosen führe. Man sollte auch erwähnen, dass in der Studie nur ein statistischer Zusammenhang beobachtet und keine Ursache-Wirkungsbeziehung untersucht wurde. Unklar bleibt auch, ob die Entstehung einer Psychose wirklich auf den Konsum von Cannabis zurückzuführen ist oder mit anderen Drogen oder unbekannten Faktoren zusammenhängt.
Weitere Schwächen der Studie sind, dass die Forscher sich auf die Angaben der Teilnehmer verlassen mussten. Es wurden keine Urin-, Blut- oder Haarproben durchgeführt.
Für Cannabis-Gegner ist die Studie jedenfalls ein triftiger Grund, um auf die „verheerenden Folgen“ einer Legalisierung hinzuweisen. Dabei hätten Konsumenten genau dadurch die Möglichkeit, sich eine geeignete Sorte mit einem dementsprechend niedrigen THC-Gehalt auszusuchen.