Bereits im Jahr 2011 gelang es Forschern auf dem Gebiet der medizinischen Gentechnik einen bestimmten Teil des Cannabis Genoms offenzulegen. Anreiz dafür war laut dem CEO von Medical Economics damals die Krebserkrankung vieler seiner Freunde, die deshalb die Entwicklungen der Forschung hinsichtlich medizinisches Cannabis verfolgten.
Man war davon überzeugt, dass Forscher in Ländern, in denen Cannabis illegal ist, mithilfe der Aneinanderreihung und Veröffentlichung des Cannabis Genoms dazu in der Lage seien, die Pflanze trotzdem weiterzuerforschen und somit die Entwicklung neuer Produkte für die medizinische Anwendung auf den Weg zu bringen.
Obwohl die Entschlüsselung des Genoms auch wegen der damals verfügbaren Methoden einen Meilenstein darstellte, war es kürzer als der vom Humangenomprojekt festgelegte Standard. Das Forschungsprojekt, das 1990 mit dem Ziel der kompletten Entschlüsselung des menschlichen Genoms gegründet wurde, legte seiner Zeit einen Standard für die Beschreibung der Länge eines Genoms fest.
Anfang August 2018 verkündeten Medicinal Genomics einen weiteren Durchbruch. Es sei gelungen, weitere Sequenzen des Cannabis Genoms erfolgreich zu entschlüsseln. Darüber hinaus könnten auf diesem Gebiet innerhalb eines Jahres noch weitere Fortschritte gemacht werden.
Warum ist die Länge des Genoms entscheidend?
Die Antwort auf die Frage ist im Gegensatz zur Bioinformatik recht einfach. Aus längeren DNA Sequenzen lassen sich die darin gespeicherten Informationen besser analysieren. Genauere Informationen sind für die richtige Interpretation enorm wichtig und die „Verlängerung“ des Genoms in vielerlei Hinsicht hilfreich. Durch die genauere Sequenzierung ergeben sich immer mehr neue Anwendungsgebiete.
Wissen schafft Veränderung
Woher stammt White Widow? Wer ist für die Genetik von Northern Lights verantwortlich? Sieht man sich die Patentierung von Cannabissorten an, lässt sich nur schwer eine klare Linie ziehen. Durch die Präzision der verbesserten Sequenzierung könnte sich die Art und Weise, wie Cannabissorten patentiert werden, entscheidend ändern. Züchter könnten somit Ähnlichkeiten zu bereits kreierten Sorten nachweisen und vermeintliche Plagiate damit einfacher entlarven.
Doch das Ganze birgt aber auch einen entscheidenden Nachteil. Und zwar die Patentierung durch große landwirtschaftliche oder pharmazeutische Unternehmen. Mit einem Patent auf bestimmte Cannabissorten könnten Big Player der Branche damit den Zugang für kleine Fische erheblich erschweren. Die Arbeit mit bestimmten Sorten wäre dann nur wenigen ausgewählten Firmen vorbehalten. Durch ein Patent auf bestimmte Wirkstoffe oder eine spezielle Konzentration könnten sich Pharmafirmen den alleinigen Handel mit Medikamenten, die diese Verbindungen enthalten, sichern.
Vor allem durch die Legalisierung in einigen US-Bundesstaaten will man mithilfe der Veröffentlichung der Genetik so vieler Sorten wie möglich eine Patentierung verhindern. Schließlich können nur neu kreierte Sorten patentiert werden. Eine öffentlich zugängliche Datenbank ist im Zweifelsfall jedenfalls ein guter Beweis, dass die betroffene Sorte bereits existiert.