Das deutsche Cannabis-Startup Farmako hat in den letzten Monaten immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Zur Gründung hatte das Unternehmen große Ambitionen an den Tag gelegt, um medizinisches Cannabis in großen Mengen nach Deutschland zu importieren. Mit zahlungskräftigen Investoren im Rücken wollte das Start-up um Sebastian Diemer das große Geld mit dem grünen Gold machen. Einige Monate später jedoch, gab es Meldungen in der Presse, dass das Unternehmen den Geschäftsführer entließ. Wenig später folgte eine Umstrukturierung, die nur noch 10 Mitarbeiter zurückließ. Nun, vor wenigen Tagen, wurde das Unternehmen an kanadische Investoren verkauft.
Farmako, die Firma
Das Unternehmen „Farmako GmbH“ hat seinen Sitz in Frankfurt am Main und ist ein Startup-Unternehmen in der Cannabisbranche. Der Gründer der Firma heißt Sebastian Diemer, der bereits vor Farmako unternehmerisch tätig war und als einen seiner größten Erfolge das Kreditvergabe-Startup „Kreditech“ im Jahr 2012 gegründet hat. Er versammelte Experten und Personen aus der Branche und kreierte so das Team, das Farmako später erfolgreich machen sollte. Das Ziel war es, über Polen Cannabisblüten aus Mazedonien für die EU zuzulassen, und diese dann nach Deutschland zu importieren und über Apotheken zu verkaufen. Es wurde ein Vertrag über 50 Tonnen Cannabis abgeschlossen, der jedoch bisher nicht erfüllt wurde.
Wechsel in der Spitze
Ende Mai 2019 folgte dann, was auf einen solchen vermeintlichen Höhenflug folgen muss – der erst große Krach in Farmako. Die Versprechen, die Farmako und Diemer seinen Investoren und der Öffentlichkeit gemacht hatte, haben sich fast alle als heiße Luft erwiesen. Mitarbeiter wechselten zur Konkurrenz, prognostizierte Zahlen wurden nicht erreicht. Es folgte ein Wechsel an der Spitze des umstrittenen Cannabis-Startups Farmako: Niklas Kouparanis, der das Unternehmen zusammen mit Sebastian Diemer gegründet hatte, trat als CEO (Geschäftsführer) zurück und aus dem Unternehmen aus. Doch dies geschah nicht freiwillig, sondern durch einen Mehrheitsbeschluss der anderen Gesellschafter.
Zerschlagung
Nach dem Wechsel des CEOs sollte es um das Unternehmen nicht so schnell ruhig werden. Nur wenige Wochen später kündigte der größte Investor von Farmako an, dass ein Unternehmensumbau folge, der einer Zerschlagung gleichkommt. Everdine-Gründer und Interims-Chef Andreas Jägle, sowie die 33-köpfige Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Farmako, genau wie dessen Leiter Patrick Schmitt, verließen das Unternehmen und arbeiten seither in einem neu gegründeten Pharmaunternehmen. Auch das Patent zur künstlichen Herstellung von Cannabis, das Farmako anfangs so viel Aufmerksamkeit der Presse sicherte, geht an die neue Firma über.
Exit-Deal dank Kanada
Wie es scheint, ist dem deutschen Start-up Gründer Diemer nun der Exit gelungen. Wie das Handelsblatt berichtet, hat das kanadische Unternehmen Agraflora das deutsche Start-up gekauft. Agraflora ist das viertgrößte Cannabis Unternehmen in Kanada und sieht nach Aussagen des CEOs Deutschland „schon lange als einen der weltweit spannendsten Märkte für medizinisches Cannabis“. Diemer bleibt nach eigenen Angaben mit an Bord und soll das Unternehmen zum deutschen und europäischen Markt beraten. „Für mich ist Farmako eine Lebensaufgabe. Ich bin auch operativ mit Herzblut bei der Sache, um europaweit in diesem jungen, äußerst dynamischen europäischen Markt die Nummer eins zu werden“, sagte Diemer bereits im April 2019. „Das gilt nach wie vor“, bestätigte er nun.
Der Deal umfasst einen Wert von 15 Millionen Euro, wobei der Großteil durch einen sogenannten „Aktientausch“ bezahlt wurde. Lediglich 3,6 Millionen Euro wurden bar gezahlt.
Zukunftsaussichten als Großhändler für Cannabis
Es ist anzunehmen, dass die Lieferengpässe und Probleme bei der Bereitstellung des medizinischen Cannabis durch Farmako und seine Zulieferer mit der Übernahme nun ein Ende finden. In der Branche ist weithin bekannt, dass Kanada bereits sehr erfolgreich im medizinischen Cannabis Markt aktiv ist. Das Investment in das deutsche Start-up wird sich wohl lohnen, da Deutschland einer der größten Märkte für medizinisches Cannabis in der ganzen Europäischen Union ist. Wir sind gespannt, was die zukünftigen Schlagzeilen berichten.