Beim Führerscheinrecht sprechen viele sehr offen über Ersatzstrafen. Es kommt wirklich vor, dass derjenige, der vor den Richter gestellt werden kann, seinen Führerschein behält, der andere hingegen abgibt. Und genau das ist nur ein Fallbeispiel für die Schatten-Repression. Diese wird oft sogar sehr bewusst eingesetzt, wenn man den Betroffenen mit dem Strafrecht nicht nahekommen kann.
Wer deswegen seinen Führerschein verliert, damit der Beamte sein Erfolgserlebnis und sein Belohnungssternchen hat, muss sich möglicherweise auch einen neuen Job suchen oder gut zu Fuß sein.
Das System neben dem Strafwesen
Der Führerschein ist nur ein Angriffspunkt der Schatten-Repression. Ganz klar ist, dass derjenige, der nicht fahrtüchtig ist, nicht hinter das Steuer gehört. Wer jedoch am Vortag gekifft hat, ist fahrtüchtiger als jemand mit Sehfehler, anderer Einschränkung oder jemand, der sich ständig überschätzt. Aber all diese Personenkreise dürfen praktisch unbehelligt weiter fahren und einen Satz nach dem anderen bauen.
Polizeiliches Führungszeugnis
Ein anderer Angriffspunkt der Schatten-Repression ist das polizeiliche Führungszeugnis oder eben das erweiterte Führungszeugnis, welches z. B. Erzieher, Lehrer oder viele andere Berufsgruppen mit Kontakt zu Kindern und Jugendlichen vorweisen müssen. Auch Anwälte oder derartige Berufsgruppen dürfen sich nicht viel zu Schulden kommen lassen, da sie sonst die Akten für andere sortieren können.
Ganz klar ist, dass jemand, der vielleicht alle 14 Tage oder noch seltener am Wochenende einen Joint raucht, damit kein Drogenproblem hat und damit allein auch keine bedenkliche Person ist. Wird der Betreffende jedoch mit ein paar Gramm erwischt und dann wirklich vor den Richter gestellt, der ihn verurteilt, dann steht es im polizeilichen Führungszeugnis. Dieses wird in vielen Berufen jedes Jahr vorgelegt, womit viele der Verurteilten sich einen neuen Job suchen können. Deswegen ist es so wichtig, mit dem Anwalt zu kämpfen und zu verzögern, so aussichtslos es auch wäre, um so wenig es auch nur geht.
Die Schatten-Repression im Alltag
Am simpelsten zeigt sich die Schatten-Repression am Beispiel von einem Dorf. Alle sind miteinander verwandt und alle wissen schnell alles über alle. Wer irgendwo mit Cannabis aufgefallen ist, der ist schnell bekannt. Dann muss man schon in das nächste Dorf ziehen, wenn es um die Wohnungs- und Jobsuche geht. Aber auch in anderen Bereichen, wo Verträge von beiden Seiten unterzeichnet oder abgelehnt werden können, sind die offenkundigen Kandidaten oft außen vor.
Was passiert denn, wenn jemand aufgrund dieser Schatten-Repression eine schlechtere Wohnung und vielleicht sogar gar keine Arbeit findet? Man ist unten und bleibt unten. Und wie sieht das für die Öffentlichkeit aus? „Der hat mal gekifft, das war klar, dass der es zu nichts mehr bringt.“ Was dieser Öffentlichkeit oder auch der Unternehmerwelt mit dieser Schatten-Repression und dem Staat mit seiner Repression nicht auffällt, das ist folgender Punkt. Mit dem Stigma machen sie die Betroffenen erst zu dem, was sie ihnen vorwerfen und wollen damit dann auch noch recht gehabt haben.
Schatten-Repression ist allgegenwärtig
Genau diese Schatten-Repression der unterschwelligen und auch offenen Benachteiligung und Ausgrenzung neben der Repression durch Gesetze sind allgegenwärtig. Da es sich nicht eingrenzen lässt, was alles nun mal so ist oder eben doch auf die Schatten-Repression zurückgeht, kann man das genaue Ausmaß des Schadens für die Betroffenen nicht abschätzen. Das lässt sich schon deswegen nicht abschätzen, da die Betroffenen diese „Prägung“ selbst bei einem Umzug mit nehmen, auch wenn sie sich sozusagen von allem losgesagt haben.
Sogar dann, wenn die Jugendsünden zurückliegen, so hat der 30 oder 40-Jährige auch deswegen in seinem Lebensweg Defizite, auf die dann das Umfeld wieder aufbaut. Wer mit 30 noch keinen guten Beruf hat, der gehört nicht zu denen, die das haben oder wenigstens über Kaufkraft verfügen. So ist das nun mal, dass man sich gerne unter seinesgleichen mischt und auf Ausgebremste keine Rücksicht nimmt.