Die Klassifizierung von Cannabis soll im Herbst neu bewertet werden. Anfang Juni diskutierte das Expert Commitee on Drug Dependence (ECDD) der Weltgesundheitsorganisation der UN in Genf die Einstufung von Cannabis als gefährliche Droge. Im Mittelpunkt der Diskussion stand die Frage, ob Cannabis so schädlich ist, um überhaupt als eine solche Substanz eingestuft zu werden. Das ECDD stellte fest, es gebe genügend Beweise dafür, die Klassifizierung von Cannabis neu zu überdenken.
Cannabis sei relativ sicher. Es bestehe keine Gefahr einer tödlichen Überdosierung und es gebe keine Belege, dass Cannabis das Herz-Kreislauf-System gefährde. Vielmehr besitze Cannabis das Potenzial, das Wachstum von Krebszellen zu hemmen. Ein Gesundheitsrisiko stelle nur das Rauchen von Cannabis dar, wobei es mittlerweile auch gesündere Konsumformen gebe, heißt es in dem Bericht der ECDD.
Im November wird die WHO die Prüfung vornehmen. Die Bewertung der therapeutischen Anwendung von THC und CBD wird von Experten aus den Bereichen Pharmakologie, Toxikologie und Epidemiologie durchgeführt. Danach soll abschließend bewertet werden, ob Cannabis kontrolliert und nach internationalem Recht eingeschränkt werden muss.
Nach Angaben des ECDD liegen Berichte vor, dass Cannabisharze und -Pflanzen nicht so schädlich seien wie andere Wirkstoffe, die in Anhang IV des Einheitsabkommen über Betäubungsmittel von 1961 über Suchtstoffe aufgeführt sind. Der fertige Bericht über die Klassifizierung von Cannabis wird dann voraussichtlich von UN-Generalsekretär Antonio Guerres der UNO vorgelegt. Guerres ist ehemaliger Premierminister von Portugal und spielte seinerseits 2001 bei der Entkriminalisierung des Besitzes kleiner Mengen von Drogen eine entscheidende Rolle.
Sollte die UNO Cannabis neu klassifizieren und als harmlose Substanz einstufen, hätte dies weitreichende Konsequenzen. Vor allem die USA, wo Cannabis im Sinne des Controlled Subtances Act zusammen mit Substanzen wie Heroin als Droge der Kategorie 1 eingestuft ist, stünde dann unter Zugzwang und müsste diese Regelung neu überdenken. Interessant wird dann auch der rechtliche Umgang mit Cannabis in Deutschland und Österreich. Internationale Gerichte könnten sich dann nämlich in die Drogenpolitik einmischen und hinsichtlich Cannabis international geltende Bestimmungen einfordern.