Im Vergleich zu den vorherigen Jahren zeigt sich beim Import von medizinischem Cannabis nur wenig Wachstum. Am 6. März 2020 importierte Deutschland 1,032 kg medizinisches Cannabis für die einheimischen Apotheken. Die Menge vergleicht man sie mit der Importmenge und dem Zeitraum des vorherigen Jahres, zeigt kein Marktwachstum.
Im Jahre 2019, wurden von der Bundesrepublik über 6,500 kg medizinisches Cannabis importiert. Auf das Jahr hochgerechnet wurden also 1,083 kg alle zwei Monate an die deutschen Apotheken verteilt. Anfang April wurden diese Daten, auf Anfrage der „Linken Partei“, von der Bundesregierung veröffentlicht. Laut Experten können die Importmengen über das Jahr verteilt häufig schwanken, deshalb sollte man wegen der veröffentlichten Daten noch keine allzu harten Schlussfolgerungen ziehen.
Eine Fortsetzung dieses Trends im Jahre 2020, würde aber bedeuten, dass Europas größter und stets wachsender Markt für medizinisches Cannabis zum Stillstand kommt. Ein solch ökonomischer Stillstand hätte nicht nur negative Auswirkungen auf deutsche Unternehmen, wie z. B. „Cannamedical“ (Köln), sondern auch auf kanadische Produzenten, wie „Aurora Cannabis“, „Canopy Growth“ und „Tilray“. Diese ausländischen Unternehmen investierten hohe Summen in die Produktion und setzten auf die Entwicklung eines wachsenden, europäischen Absatzmarktes.
Ebenso gut könnte der Marktabbau durch die Händler ausgelöst worden sein. Sollten diese noch Inventar aus dem vorherigen Jahr besitzen, warten sie mit der Importaufstockung auf einen späteren Zeitpunkt.
„Marijuana Business Daily“ führte eine Umfrage in deutschen Apotheken durch. Diese meinten, dass medizinisches Cannabis noch nie in solchen Mengen verfügbar war, seit das Programm bundesweit gestartet wurde.
Experten sind davon aber wenig überzeugt. Rechnet man die Importsumme der ersten zwei Monate auf das ganze Jahr hoch, kommt man auf eine Summe von 6,200 kg. Bedenkt man, dass im Jahre 2019 über 6,500 kg importiert wurden, wäre die jetzige Importmenge erstaunlich niedrig, vorwiegend für einen Markt, der seinen Import seit 2017 (1,200 kg) jährlich verdoppelte. Die Bundesregierung glaubt aber bis spätestens Ende 2020 von Importen nicht mehr abhängig zu sein. Dann wäre die einheimische Produktion bereit für den Markt.
Die aktuellsten Daten der Versicherungsrückerstattung zeigen auf, dass im Jahre 2019, von den staatlichen Versicherungsgesellschaften, über 123 Millionen Euro für medizinisches Cannabis gedeckt wurden. Da diese Daten den Kauf von Cannabis, das keiner staatlich akzeptierten Krankenversicherung obliegt, ignorieren, und die Bundesregierung solche Daten nicht sammelt und auswertet, bleibt die exakte Größe des Marktes ein Rätsel. Anhand der importierten Menge kann man die Marktgröße nur ungefähr schätzen, denn häufig werden fehlerhafte Produkte zerstört oder zurückgeschickt.
Manche Händler warten mit dem Verkauf ihres Produktes auch auf den richtigen Zeitpunkt, um den Profit zu erhöhen. Laut Bundesregierung lag die definitive Importmenge im Jahre 2019 bei 6,728 kg, wovon 215 kg in andere Länder weiter exportiert wurden. Folglich kann man von einer exakten Menge von 6,500 kg ausgehen, die an deutsche Apotheken und Wissenschaftsinstitute verteilt wurden. Hauptexporteur Deutschlands ist Kanada, der das Land mit 3,500 kg belieferte (54 %). Das niederländische „Office of medical Cannabis“ (OMC) belieferte die Bundesrepublik mit 2,500 kg (40 %). Die restlichen 500 kg wurden von der Kölner Firma „Cannamedical“ aus Portugal importiert.
Ob der Markt wirklich zum Stillstand kommt, oder ob die Bundesrepublik mit der Aufstockung und Verteilung des Inventars auf spätere Monate wartet, wird sich noch zeigen. Internationale Produzenten und Exporteure blicken jedenfalls voller Hoffnung auf den größten, europäischen Markt für Medizinal-Cannabis.