Obwohl man in den USA Waldbrände gewohnt ist, verläuft die diesjährige Brandsaison besonders heftig. An der Westküste wüten verheerende Feuer, die auch für die Cannabisindustrie weitreichende Folgen haben.
Von abgebrannten Farmen und Grundstücken bis zu potenziell kontaminierten Pflanzen, die über einen längeren Zeitraum Rauch, Hitze und feuerhemmenden Mitteln ausgesetzt waren – die Cannabisindustrie in Kalifornien und Oregon kämpft gerade mit schwierigen Zeiten.
Die Waldbrände, die Berichten zufolge bisher mindestens 35 Todesopfer forderten und Millionen Hektar Land verbrannt haben, förderten aber auch den Zusammenhalt unter ansonsten konkurrierenden Cannabisunternehmen.
Oregon
Als die Brände letzte Woche durch einen heftigen Sturm erneut angefacht wurden, wurden in Oregon ungefähr 20 Prozent der lizenzierten Ausgabestellen von den Behörden dazu aufgefordert, das betroffene Gebiet zu verlassen. Die Betreiberin eines Unternehmens in Mollala, Oregon, erzählt in einem Bericht von Marihuana Business Daily, wie Einwohner der Stadt die Feuerwehr trotz Evakuierungsbefehl im Kampf gegen die Flammen unterstützten. Die gesamte Stadt sowie benachbarte Cannabisunternehmen halfen mit Ausrüstung, Essen und Vorräten. Mithilfe privater Tanklaster und Radlader sei es den Helfern schließlich gelungen, das Feuer unter Kontrolle zu bringen.
Ferner hätten andere Cannabisunternehmen, die von den Feuern verschont blieben, denjenigen, die nicht so viel Glück hatten, Lagerplätze, Versorgung und andere Hilfen angeboten. Die Industrie rief außerdem einen Fonds sowie eine Kampagne bei GoFundMe ins Leben, um Hilfe für Familien zu organisieren, die ihr Zuhause verloren haben.
Kalifornien
In Kalifornien wurden Evakuierungsbefehle für Teile des Emerald Triangle – ein Anbaugebiet in Nordkalifornien, das aus den Bezirken Mendocino, Humboldt und Trinity besteht – erlassen, als das bisher größte Feuer in der Geschichte des Bundesstaates auf die Region übergriff.
Lokale Behörden äußerten Bedenken, weil sich zu dieser Jahreszeit sehr viele Erntehelfer in der Region aufhalten. Produzenten müssen sich zudem überlegen, ob man das Risiko einer zu frühen Ernte eingehen will, während abwarten auf der anderen Seite dazu führen kann, dass Pflanzen verbrennen oder durch den anhaltenden Rauch unbrauchbar werden. Die andauernden Feuer in Kaliforniens sind allerdings nur das aktuellste Problem in einer bereits schmerzhaften Brandsaison – vergangenen Monat fielen mehrere Cannabisfarmen Waldbränden in der San Francisco Bay Area zum Opfer.
Brände als neue Normalität
Erwartungen zufolge werden die Gesamtverluste durch die diesjährigen Waldbrände im zweistelligen Millionenbereich liegen. In den kommenden Monaten werden sich verlorene und/oder kontaminierte Ernten wahrscheinlich auch in der Lieferkette bemerkbar machen. Währenddessen berät die Industrie, wie es angesichts der Feuerbedrohung weitergehen kann. Manche Unternehmen befürchten, dass saisonale Waldbrände von nun an der Tagesordnung stehen könnten.
David Najera, ein Cannabis-Berater und Landwirt im Bezirk Mendocino sagte, dass Cannabis-Produzenten damit beginnen müssten, die jährlichen Waldbrände als „neue Normalität“ an der Westküste zu behandeln. „Man muss eine Menge in Brandprävention investieren“, so Najera. „Man sollte wöchentliche Brandschutzsitzungen abhalten. Viele Leute sind einfach nicht vorbereitet.“ Wichtig sei auch, eine Plantage in wenigen Minuten evakuieren zu können.