An der Seite des Cannabis Konklave in Davos, bei dem Experten aus Industrie, Wissenschaft, Medien und Politik rund um Cannabis zusammenkamen, wurde auch eine Stellungnahme der schweizerischen Apotheken gesetzt. Die Präsidentin des Apothekenverbands von Zürich, Valeria Dora, äußerte ihre zustimmende Haltung für die umfassende Legalisierung und Regulierung eines Cannabis Markts.
Legalisierung ist die einzig sinnvolle Option
Der Cannabiskonsum unter den Einwohnern der Schweiz ist angestiegen, und so hält Dora die Legalisierung für die einzig sinnvolle Option. Die Kammer hat ein Positionspapier verfasst, in welchem sie für die Entkriminalisierung von Cannabis argumentieren und die Vorteile eines legalen, kontrollierten Markts beleuchten. Von den knapp 8,5 Millionen Schweizern konsumieren etwa eine halbe Million regelmäßig Cannabis. In die Verfolgung investiert die Schweiz schätzungsweise fast eine Milliarde Franken. Eine Legalisierung würde nicht nur diese Kosten einsparen, sondern darüber hinaus dem Staat vermutlich mehr als 500 Millionen Franken einbringen.
Die Apotheken sind bereit für den legalen Cannabis-Verkauf
Valeria Dora vertritt etwa 110 Apotheken in Zürich und Umgebung. Bei einer Befragung zeigten sich ein großer Teil der Apotheker offen für den Verkauf von Cannabisprodukten, auch über den medizinischen Zweck hinaus. Die Infrastruktur und das Personal für den legalen Handel wären also bereits vorhanden. Die Apothekerkammer will sich nun an die Kantonsregierung von Zürich wenden, um weitere Schritte zu besprechen. Diese ist ebenfalls gesprächsbereit. Das schweizerische Gesundheitsamt hat angeblich schon bestätigt, dass die Behandlung dieses Themas dringend und überfällig ist, und dass sie offen für eine Regulierung des Cannabismarktes sei.
Legalisierung ja, aber nicht wie in den USA
Nicht gewollt ist, so Valeria Dora, eine uneingeschränkte Legalisierung oder ein Handel ohne fachkundige Beratung. Die Modelle verschiedener US-Bundesstaaten kämen also nicht infrage. Man will durch den Apothekenverkauf unter anderem einer Kommerzialisierung wie in den Staaten vorbeugen. Durch den Verkauf in Apotheken und Schulungen für das Personal soll gewährleistet werden, dass man die Kunden richtig beraten könne. Auch sollte mit Cannabis ähnlich umgegangen werden wie mit anderen Medikamenten. Eine exakte Angabe von Wirkstoffen wäre demnach Pflicht. Dora sieht auch bei der Alterskontrolle Vorteile im Verkauf durch die Apotheker. Einzelhandelsgeschäfte ohne geschulte Verkäufer würden mit Vorschriften weniger streng umgehen.
Pharma Suisse bevorzugt Legalisierung ohne Apotheken
Der schweizerische Apothekenverband Pharma Suisse stimmt mit dem Positionspapier des Züricher Apothekenverbands nicht überein. Man sei nicht überzeugt, dass öffentliche Apotheken der geeignete Standort für den Verkauf von Cannabis zum Freizeitkonsum seien. Die grundsätzliche Idee der Legalisierung unterstützen sie jedoch. Bis jetzt haben in der Schweiz lediglich etwa 3000 Patienten eine Erlaubnis, THC-reiches Cannabis zu konsumieren. Die administrativen Hürden für Patienten, die medizinisches Cannabis erhalten wollen, sind hoch. Man will sie aber bald reduzieren. Verschiedene Städte und Kantone der Schweiz untersuchen derzeit Möglichkeiten für Modellprojekte, um Cannabis an erwachsene Konsumenten ohne medizinische Indikation abzugeben.