Sicher wird es ab Sommer und vor allem im Herbst zur Erntezeit für Mitglieder in den kommenden Cannabis Social Clubs beim Gras-Tausch und Plausch sehr kuschelig. Das eigentliche Prunkstück der Legalisierung ist aber zweifellos die Erlaubnis für den Eigenanbau von bis zu drei Hanfpflanzen. Egal, ob im Garten beim Outdoor Growing mit Sonnenschein oder Indoor mit Lampe – für exzellentes Marihuana braucht es neben Wasser, Licht und Dünger logischerweise auch die passenden Samen oder Sämlinge.
Die gibt es schon eine ganze Weile im Internet zu kaufen, bei versierten Seeds Shops etwa der Niederlande und was beim online Shopping bisher eher als grauer Markt durchging, wird jetzt richtig legal. Trotzdem wird das Saatgut nicht jeder auf Websites ordern und so dürften wahrscheinlich Mitarbeiter in der Gartenabteilung vom Baumarkt öfter Fragen zu THC-Gehalt, Keimphasen und Co gestellt bekommen – gibt es Hanfsamen bald im Fachhandel für Heimwerker?
Kein Baumarkt hat konkrete Pläne für Cannabis Seeds im Regal
Noch zieren sich die großen Ketten, deren Namen wir auch ohne Schleichwerbung alle kennen und verkünden auf Nachfrage, zunächst keine Samen oder ganze Hanfpflanzen ins Sortiment nehmen zu wollen. Ob man Angst hat vor der Kundschaft, Behörden oder einem schlechten Image ist unbekannt und wäre als Grund ohnehin ziemlich lächerlich, schließlich geht es um legales Saatgut einer uralten, zu Heilzwecken verwandten Botanik. Bier und Zigaretten gibt es in den Baumärkten auch nicht zu kaufen.
Freilich geht es bei Stellungnahmen zum Cannabis bisher nicht ganz ohne ein paar Klischees am Rande. So meint nämlich die größte Kette für Spachtel und Spaten, die mögliche Abgabe von Hanfsamen unter „moralischen“ Aspekten prüfen zu wollen. Warum das denn? Verhalten sich interessierte, volljährige Grasbauern beim Stöbern im Samen-Regal etwa ethisch nicht korrekt und sollten besser mit Hausverbot bedacht werden oder sind Marihuanapflanzen gar der neue Asbest? Etwas nachvollziehbar erscheinen demgegenüber Verweise der Märkte auf jenen aufgeblähten Wust von Regeln, die mit dem Cannabisgesetz (CanG) einhergehen.
Praktikable Lösungen gesucht – für Hanfsamen, Sämlinge und ganze Pflanzen!
Obwohl der Baumarkt zu Recht an den vielen Vorschriften vom CanG herummäkelt, lassen sich Fragen wie die erlaubte Abgabemenge leicht klären. Aus dreimal feminisierten Saatgut zum Beispiel sprießt ziemlich sicher auch dreimal eine Hanfpflanze, von denen zum Eigenanbau wiederum genau drei Stück reifen dürfen. Zusätzlich steht eigentlich alles schwarz auf weiß im Gesetz. Vielleicht befindet sich die etwa schwerfällige Chefetage von manchen Baumärkten direkt über der hauseigenen Sägemühle, aber keine Sorge – bei entsprechender Nachfrage wird der Baumarkt ziemlich sicher genauso schnell rechnen lernen, wie das Moralisieren zugunsten von fetten Profiten aufgeben.
Immerhin berät man schon über einen möglichen Verkauf von kompletten Cannabispflanzen im Wachstumsstadium! Vor der Blüte natürlich und höchstwahrscheinlich rasch ein Bestseller unter jenen Hobbybauern ohne Erfahrung, die auf Anzucht von Seeds im Taschentuch keine Lust haben oder grünes Gras im Joint dem grünen Daumen aus anderen Gründen vorziehen müssen. Wenn nicht gerade die CDU mit Segnung vom Geschäftsführer Wahlkampf auf dem Parkplatz macht, könnte bereits ordentlich hochgewachsenes Marihuana aus dem Markt schleppen, schnell so normal werden wie ganze Palmen kaufen oder Weihnachtsbäume.
Fachkräftemangel in der Gartenabteilung: Wo bleiben die Marihuana Experten?
Wichtig ist natürlich auch eine fachgerechte Beratung. Die Aufzucht von Gurken und Rosen mag zwar ihre Tücken haben, doch für ordentlich Cannabinoide im Hanf, aromatische Terpene und möglichst hohen Ertrag braucht es im Baumarkt entsprechendes Fachpersonal. Fachkundige Experten aus der Region dürften jedoch direkt für Cannabis Seeds Geschäfte tätig werden und sich dort weiter spezialisieren, statt auf Blumen umzuschulen. Wird die Verkaufsdame mit dem Spezialgebiet Kakteen und Sukkulenten in der Hanf-Weiterbildung klarkommen oder braucht es kreative Ansätze bei der Personalsuche?
Unter Umständen lässt sich dieser spezielle „Fachkräftemangel“ auch mal durch einige Asylsuchende entspannen, was jenseits der Baumärkte in den meisten anderen Branchen bis dato ja leider kaum der Fall ist. Viele Asylsuchende kommen aus Marokko, aus Afghanistan und Ländern, die traditionell umfangreich Hanf anbauen. Möglich, dass da auch richtige Agrar-Profis für Samen dabei sind, und erfahrene Meister im Kreuzen und Züchten, die dann für mehr Expertise an der Theke vom Gartencenter sorgen! Eine Cannabis-Legalisierung kann eben Vorteile für wirklich alle Schichten der Gesellschaft haben, selbst in mickriger Fassung wie beim neuen Gesetz.
Interessierte Züchter dürfen in Holland Seeds ordern oder in Spanien und auch deutsche Samenbanken dürften in Zukunft auf diesem Markt mitmischen, schließlich hat die Ampelkoalition für die Order von Hanfsamen im CanG extra eine eigene, klar ausformulierte Passage verfasst. Da können neugierige Züchter, online Shops und heimlich wohl auch Baumärkte direkt nachlesen, dass etwa jene eingangs erwähnten Cannabis Social Clubs „bis zu sieben Cannabissamen oder fünf Stecklinge pro Monat […] an volljährige Nicht-Mitglieder zum Zweck des privaten Eigenanbaus weitergeben [dürfen], sofern die Cannabissamen und Stecklinge beim gemeinschaftlichen Eigenanbau entstanden sind.“