Momentan berät die künftige Regierung, ob Erwachsene in Deutschland in naher Zukunft legalen Zugang zu Cannabis als Genussmittel haben sollen. Wie genau eine Legalisierung aussehen könnte, ist noch unklar. Während sich viele eine Abgabe in Fachgeschäften wünschen, lehnt auch ein Teil der Apotheken diese Aufgabe nicht ab. Nach Ansicht des Verbandes der Cannabis versorgenden Apotheken (VCA) sind Apotheken in Sachen Beratung und Prävention am besten dafür geeignet.
Grüne und FDP fordern schon seit längerer Zeit eine kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene. Während die liberalen Apotheken als eine mögliche Abgabestelle in Betracht ziehen, schlagen die Grünen zum Beispiel Cannabis-Fachgeschäfte vor. 2018 legten sie dafür im Bundestag den Entwurf des sogenannten Cannabiskontrollgesetzes vor. Demnach sollen Anbau, Import, Export und Einzelhandel mit Cannabis reguliert werden und das Genussmittel in Fachgeschäften erhältlich sein.
Trotz teilweise liberaler Haltungen gegenüber einer möglichen Cannabis-Freigabe versuchte die SPD während ihrer Koalition mit der Union keine Änderung des Betäubungsmittelgesetzes durchzusetzen. Stattdessen fordern die Sozialdemokraten Modellprojekte, um die legale Abgabe von Cannabis in Ländern und Kommunen zu testen.
Die ABDA, die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, steht einer möglichen Ausgabe von Cannabis als Genussmittel in Apotheken skeptisch gegenüber. Sie sieht einen heilberuflichen Zielkonflikt, betonte gegenüber DAZ online aber auch Cannabis gehöre in die Hände von Fachpersonal.
Geteilte Meinungen unter ApothekerInnen
Zwiespältig sieht das Thema auch der VCA. Wie Geschäftsführerin Christiane Neubauer erklärte, das Cannabiskontrollgesetz der Grünen sei ausgesprochen schwierig. Ein Problem sei die Kontrolle der Fachgeschäfte. Zudem sei es kritisch, wenn ein Unternehmen allein vom Verkauf von Cannabis abhängig ist. Das Abraten von einem Produkt könnte dadurch schwer sein. Bei Apotheken, die mit dem Verkauf von Arzneien ein wesentlich wichtigeres wirtschaftliches Standbein hätten, sähe es ganz anders aus.
Zudem würden Apotheken bereits über ein gutes Kontrollsystem verfügen. Jugendschutz, Prävention und Beratung funktioniere am besten in Apotheken, so Neubauer. Ältere Kunden, die sich für Cannabis interessieren, könnten in Apotheken genauer über mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten und/oder Vorerkrankungen aufklären.
Ob Cannabis in Zukunft in Deutschland legal sein und wie eine Legalisierung umgesetzt wird, entscheidet sich in den Koalitionsverhandlungen einer möglichen Ampelkoalition aus SPD, Grüne und FDP. Unter Apothekern scheinen die Meinungen, ob auch Cannabis zu Genusszwecken in Apotheken erhältlich sein soll, stark zu variieren.
Wichtig sei vor allem, es besser zu machen als beim Alkohol. Durch sichere Vertriebswege die Kontrolle zu bewahren, sei von höchster Wichtigkeit, um dem politischen und gesellschaftlichen Ziel, Konsumenten zu schützen, Rechnung zu tragen.