Der tägliche Gebrauch von Genussmitteln jeglicher Art stellt selten eine gesunde Lebensweise dar. Sei es Zucker, Tabak, Alkohol oder Cannabis. Dennoch greifen gewisse Menschen jeden Tag auf diese Dinge zurück und haben den Gebrauch als Ritual in ihren Alltag integriert. Ein Feierabendbier oder einen Joint nach getaner Arbeit sind in der Allgemeinheit weder verrufen noch sollten sie zum Problem bei der Bewältigung zu erledigender Aufgaben werden.
Bei Rap-Musik beispielsweise wird von Interpreten wie Snoop Dogg sogar gleich dafür geworben, jeden Tag Gras zu rauchen – „Smoke Weed Everyday“, so der Künstler. Dieser Lebenseinstellung kommen in den USA jetzt mehr Menschen nach als es bislang der Fall war. Es wird nach neusten Erhebungen darüber berichtet, dass Cannabiskonsum den von Alkohol bezüglich des täglichen Gebrauchs mittlerweile sogar überholt haben soll.
Ein legaler Cannabismarkt sorgt für Veränderungen
Man weiß bereits, dass Cannabis sich bei einem legalen Zugang auf die Einstellung der Bevölkerung betreffend Rausch und Konsumgewohnheiten auswirkt. Schon bei Umfragen von Meinungsforschungs-Unternehmen im Jahr 2019 gaben zwei Drittel der Befragten an, lieber Cannabis als Alkohol zu konsumieren. Auch generierte der legale Handel in den verschiedenen US-Bundesstaaten bereits 2022 höhere Steuereinnahmen als der Verkauf von alkoholischen Getränken.
Da heutzutage in immer mehr Ländern und Staaten das Stigma gegenüber Marihuananutzern nicht mehr gilt und die Konsumenten keine strafrechtliche Verfolgung zu befürchten haben, stehen immer mehr Menschen zu ihrer Angewohnheit. So kommt eine neue Studie, die auf Daten basiert, die im Rahmen der „Nationalen Erhebung über Drogenkonsum und Gesundheit“ erhoben wurden, zu dem Schluss, dass die Zahl der Amerikaner, die täglich oder fast täglich Cannabis rauchen, inzwischen die Zahl derer, die genauso oft Alkohol trinken, übersteigt. Die im Journal „Addiction“ veröffentlichte Studie nutzte dafür die Erhebungen aus vier Dekaden, in denen sich der Umgang mit Cannabis offensichtlich erheblich verändert hat.
Drei Millionen mehr
Im Jahr 2022 verzeichnete die Erhebung zum ersten Mal circa 17,7 Millionen existierende tägliche Cannabiskonsumenten in den USA, was höher ist als die geschätzten 14,7 Millionen täglicher Konsumenten von alkoholischen Getränken. Dennoch bleibt Alkohol die am weitesten verbreitete Substanz unter den beiden Genussmitteln. Die Studie ergab jedoch nach Meldung auf BBC.com, dass zwischen 1992 und 2022 die Pro-Kopf-Rate derjenigen, die einen täglichen oder fast täglichen Cannabiskonsum angaben, um das 15-fache gestiegen sein soll. Noch im Jahr 1992 gaben weniger als eine Million Menschen an, fast täglich Cannabis zu konsumieren, was den bisher niedrigsten gemeldeten Konsum seit Beginn der Studie im Jahr 1979 ausmachte.
Dr. Brooke Worster, eine leitende Ärztin bei EO Care, einem Unternehmen für medizinisches Cannabis, sagte auf der Webpräsenz des Senders, dass der Konsum aus verschiedenen Gründen zugenommen habe. Doch hätte in erster Linie wohl die „Enttabuisierung“ dazu geführt, dass heute mehr Menschen offen über ihren Drogenkonsum berichten würden. Die Raten hätten sich nicht so dramatisch verändert, wie die Umfrage vermuten ließe, sagte sie gegenüber der BBC. „Die Leute haben weniger Angst, zuzugeben, dass sie Drogen nehmen.“
Veränderungen des Marktes spielen eine Rolle
Dr. Worster fügt dazu an, dass sich der Markt insgesamt in den letzten Dekaden sehr verändert habe. Die Industrie für legale Cannabisprodukte sei in der Vergangenheit ebenfalls explodiert. Die Umgestaltung des einst verbotenen Sektors in einen legalen hätte einen Markt gestaltet, der auch viele ältere Erwachsene erreichen würde. Es handele sich bei den heutigen Konsumenten eben nicht mehr nur um einen 20-jährigen Kiffer in einem Studentenzimmer, so Worster. Da der Freizeitkonsum von Cannabis in 24 Bundesstaaten und dem District of Columbia erlaubt worden ist und 38 Staaten die medizinische Verwendung von Cannabis legalisiert haben, klingt es auch gleich verständlicher, warum mehr Menschen in den USA nun Cannabis nutzen. Und das unter Umständen auch täglich.
Dabei weist Dr. Worster auch darauf hin, dass sich das weitverbreitete Vorurteil, Cannabis wäre eine Einstiegsdroge, im Laufe der Jahrzehnte in der medizinischen Forschung nicht bestätigt hätte. Die Mehrheit der Konsumenten stiegen nicht auf härtere Drogen um. Ebenfalls fügt sie jedoch an, dass jüngere Erwachsene und diejenigen, die hochpotente Produkte konsumieren würden, ein erhöhtes Risiko hätten, an einer Cannabiskonsumstörung erkranken zu können.
Hochfrequenznutzer konnten daher unter Umständen Beratung und Betreuung benötigen. Selbst wenn Cannabiskonsum im Gegensatz zum Alkohol- oder Opioidkonsum nicht zu Organschäden oder zum Tod führt, kann er gesundheitliche und soziale Probleme mit sich bringen, die die Lebensqualität oder sogar die Sicherheit einer Person stark beeinträchtigen. Dies klingt nach Dingen, auf die jeder Konsument mit Sicherheit sehr gern verzichten würde.