Auch wenn es in Deutschland nun mittlerweile seit 2017 Cannabis als Medizin gibt, wird die heilende Wirkung des natürlichen Arzneimittels weiterhin noch von vielen Ärzten und Medizinern nicht vollständig wahrgenommen. Immer noch ist es für Patienten oft schwer, an ein Rezept zu gelangen und im Idealfall sogar die Kosten von der Krankenkasse übernommen zu bekommen.
Laut Hochrechnungen von dem auf Cannabis spezialisierten Arzt Dr. Franjo Grotenhermen könnten jedoch rund 16 Millionen Bundesbürger von einer Therapie mit Cannabis profitieren, doch nur ein Bruchteil hat aktuell den entsprechenden Zugang. In anderen Ländern ist man diesbezüglich schon viel weiter, blickt man beispielsweise nach Israel, wo an Cannabis zur Behandlung verschiedener Leiden seit über 50 Jahren geforscht wird und man über die Vorteile der unterschiedlichen Wirkstoffe recht gut Bescheid weiß.
Auch in den USA haben jetzt schon seit dem Start in Kalifornien im Jahr 1996 über 40 Bundesstaaten medizinisches Marihuana zugelassen und Menschen profitieren von dem erleichterten Zugang zu einer qualitätsgeprüften Medizin von Mutter Natur. Da Cannabis mittlerweile auch immer öfter während Behandlungen durch Pflegepersonal verabreicht wird, hat jetzt der amerikanische Berufsverband der Krankenpfleger und Krankenschwestern Ende September die Cannabispflege sogar als eigenständiges Spezialgebiet anerkannt.
ANA – The American Nurses Association
Die American Nurses Association – kurz ANA – vertritt die Interessen der mehr als 5 Millionen Krankenschwestern und -pfleger in den Vereinigten Staaten von Amerika. In einer Stellungnahme vom 27.09.2023 berichtet der Berufsverband, dass die Cannabis-Krankenpflege fortan als ein spezielles Pflegeverfahren wahrgenommen wird, da es sich auf die Pflege von Patienten konzentriert, die Aufklärung und die richtige Anleitung bezüglich der therapeutischen Verwendung von Cannabis suchen. „ANA freut sich über die offizielle Anerkennung der Cannabis-Pflegetätigkeit als Pflegefachgebiet“, sagt ANA-Präsidentin Jennifer Mensik Kennedy in der offiziellen Mitteilung.
Diese Anerkennung unterstreiche die wesentliche Rolle und den besonderen Beitrag von Cannabis-Pflegekräften für das Gesundheitssystem und fördere eine bessere Integration von Cannabistherapien für Patienten in den verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens, so Kennedy. Die Aufgabe von „ACNA“ bestehe darin, durch Interessenvertretungen, Zusammenarbeit, Bildung, Forschung und Entwicklung von Strategien Spitzenleistungen in der Cannabis-Pflegepraxis zu fördern. Diese Bemühungen unterstützen die Vision von „ACNA“, die Ergebnisse der Gesundheitsversorgung zu verbessern, indem Wege für die Ausbildung und Kompetenz in der Cannabispflege durch Vernunft, Mitgefühl, Integrität und durch Prinzipien der sozialen Gerechtigkeit geschaffen werden können. ACNA Präsidentin Rachel Parmelee sagte zu der Entwicklung, dass man äußerst erfreut über die bahnbrechende Etablierung der Cannabispflege als ein von der ANA anerkanntem Pflegefachgebiet wäre.
Paradigmen in der Pflege ändern – mit Cannabis
Parmalee führt dazu an, dass Krankenschwestern und -pfleger die größte Gruppe von Gesundheitsfachkräften ausmachen und somit ermöglichen würden, das Paradigma der Gesundheitsversorgung zu ändern. Sie könnten jetzt verschiedene Wellness-Modalitäten über die traditionelle westliche Medizin hinaus einbeziehen. Die Cannabispflege erfordere spezielle Kenntnisse und Kompetenzen, um die Gesundheitsversorgung zu steuern und das mit dem medizinischen Cannabiskonsum verbundene Stigma zu überwinden. Somit wäre man dank der Veränderung in der Lage, eine gesunde Gesellschaft zu stärken.
„ACNA“ würde einen dauerhaften, transformativen Wandel anstreben, der sowohl die spezialisierte als auch die allgemeine Pflegepraxis bereichert und letztlich nur dem Wohl der Patienten im ganzen Land dienlich sei. „ACNA“ hätte sich nicht nur der Pionierarbeit im Bereich der Cannabispflege verschrieben, sondern möchte auch zur breiteren Landschaft der Pflegepraxis und Patientenversorgung beitragen. Die American Nurses Association stellt dagegen das einzige Gremium dar, das den Anwendungsbereich und die Standards für die Praxis von Pflegefachkräften, für Anträge auf Anerkennung von Fachkräften und die Bestätigung von Fachkompetenzen für die Praxis überprüft.
Cannabis als Medizin
Die ANA unterstützt nach eigener Aussage die Notwendigkeit der klinischen Forschung, um Patienten und Anbieter über die Wirksamkeit von medizinischem Marihuana und den darin enthaltenen Cannabinoiden fachgerecht informieren zu können. In einer offiziellen Stellungnahme hat sich die ANA bereits mit den Aufgaben und Verantwortlichkeiten des Pflegepersonals im Kontext der Verwendung von Cannabinoiden in der Gesundheitsversorgung befasst. Dort wird auch das Potenzial von Cannabinoiden für die Behandlung von Krankheiten und die Behandlung von Symptomen anerkannt und bekräftigt. Die ANA setzt sich seit über 20 Jahren für einen sicheren Zugang zu therapeutisch nutzbaren Marihuana und verwandten Cannabinoiden ein.
Sie fordert dazu eine wissenschaftliche Überprüfung des Status von Marihuana als Droge der Liste I gemäß dem Gesetz über kontrollierte Substanzen. Es wurde vorgeschlagen, Cannabis stattdessen als Droge der Liste II aufzuführen, was die Erforschung des medizinischen Nutzens von Cannabis wesentlich erleichtern würde.
Die Grundsatzerklärung der ANA enthielt auch die Forderung nach einer Entwicklung von Verschreibungsstandards, die „Indikationen für die Verwendung, die spezifische Dosis, den Weg, die erwartete Wirkung und mögliche Nebenwirkungen sowie Indikationen für das Absetzen eines Medikaments“ und evidenzbasierten Standards, welche für die medizinische Verwendung von Cannabis und Cannabinoiden gelten sollen. Ferner wird in der Stellungnahme ein rechtlicher Schutz vor straf- oder zivilrechtlichen Sanktionen für Patienten gefordert, die Cannabis und Cannabinoide zu medizinischen Zwecken verwenden.
Cannabis in der Krankenpflege wird daher aus gutem Grund von dem Berufsverband ANA als ernst zu nehmendes Spezialgebiet betrachtet und anerkannt.